Networking für die Karriere 21.06.2023, 08:01 Uhr

Wie Ingenieure von Alumni Netzwerken profitieren

Hochschulen haben sie, Unternehmen haben sie, Berufsverbände und Stiftungen manchmal auch: Die Rede ist von Alumni-Programmen, die sich für Ingenieure als Karrierebeschleuniger erweisen können. Offensichtliche Nachteile haben Alumni-Netzwerke keine. Es sei denn…

Absolventen in schwarzen Roben und Hüten

Mit dem Hochschulabschluss trennen sich die Wege von Absolventen. Die Brücken zu ehemaligen Kommilitonen sollte man aber nicht abreißen lassen.

Foto: panthermedia.net/Rawpixel

Welche Alumni-Netzwerke gibt es?

In Alumni-Netzwerken tauschen sich Ehemalige aus. Das können Absolventen einer bestimmten Hochschule oder Fakultät, ehemalige Schüler eines Gymnasiums oder Arbeitnehmer des gleichen Unternehmens sein. Sie alle haben einen Part in ihrer Vita, der deckungsgleich ist — und finden darüber Zugang in den exklusiven Club.

Universitäten fahren mitunter mehrere Alumni-Programme gleichzeitig, zum Beispiel für Maschinenbauer, Juristen und Wirtschaftswissenschaftler. Manchmal wird für die Mitgliedschaft eine Jahresgebühr verlangt. Die Hochschulen selbst profitieren wiederum — dieser Bonus ist speziell in den Vereinigten Staaten bedeutungsvoll — von großzügigen Spenden ihrer ehemaligen Zöglinge.

Diese Einrichtungen und Organisationen bieten Alumni-Programme an:

  • Hochschulen und Universitäten
  • Schulen und andere Bildungseinrichtungen
  • Unternehmen
  • Berufsverbände und Fachgesellschaften
  • Stiftungen

Was bringen Alumni-Netzwerke?

Im persönlichen Netzwerk eines Ingenieurs finden sich in den meisten Fällen auch ehemalige Kommilitonen. Für jeden Absolventen ist es schnell ersichtlich, warum dieses Networking hilfreich sein kann. Man kennt sich aus dem Studium, kann Stärken und Schwächen der anderen einschätzen, hat unter Umständen sogar bereits in Projektgruppen die Arbeitsweise der anderen kennengelernt. Abhängig davon, in welchen Unternehmen oder Institutionen die Ehemaligen später landen, können sie sich also gegenseitig wertvolle Tipps geben, Empfehlungen aussprechen oder sich sogar gegenseitig einstellen, um ein gutes Team aufzubauen.

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Bei Alumni-Netzwerken ist die Situation eine andere: Die Ehemaligen, die das Alumni-Programm nutzen, sind über verschiedene Fachbereiche verteilt. Was hilft es also einem Ingenieur, Kontakt zu Juristen, Sozialwissenschaftlern oder dem Geschäftsführer eines Textilunternehmens aufzubauen? Das Geheimnis der Alumni-Netzwerke liegt zu einem großen Teil in ihrer Altersstruktur. Dort sind Absolventen vieler Jahrgänge versammelt, die oftmals bereits Karriere gemacht haben. Sowohl für Berufseinsteiger als auch für erfahrene Ingenieure können Alumni-Treffen daher interessante Informationen bereithalten.

Diese Vorteile bieten Alumni-Programme

Das sind die 6 größten Vorteile von Alumni-Programmen und Alumni-Netzwerken:

  1. Einblicke

    Über Alumni-Netzwerke erhalten Beschäftigte Einblick in andere Branchen. Das hilft ihnen dabei, Entwicklungen abzuschätzen und ihre Karriere gegebenenfalls sogar daran auszurichten. Beispielsweise können Insider-Informationen über bestimmte Unternehmen oder sogar internationale Konzerne geteilt werden. Wie richten sich diese gerade strategisch aus? Wird Personal gesucht? Welche Gehaltsstruktur und Arbeitsbedingungen herrschen dort? Oft erfahren sie sogar von offenen Stellen. Der Controller eines Konzerns weiß mit einiger Wahrscheinlichkeit, dass die Technikabteilung gerade ausgebaut wird. Oder ein selbstständiger Jurist hat einen Personalentscheider als Mandanten und vermittelt diesen Kontakt.

  2. Empfehlungen

    Kontakte, die über das Alumni-Netzwerk hinausgehen, sind IM Alumni-Netzwerk ein großes Thema. Vertrauenswürdige Partner werden anderen Unternehmen weiterempfohlen. Alumni können also sowohl wichtige Adressen erhalten als auch ihre eigene Visitenkarte weiterreichen, um ihr (und verbindliches) Interesse zu signalisieren. Gerade bei einem Sprung in die Selbstständigkeit kann das sehr hilfreich sein. Eventuell kommt es über das Alumni-Programm sogar zu konkreten Jobangeboten verschiedener Unternehmen. Wie viel Wert Unternehmen auf Mitarbeiterempfehlungen legen, verdeutlicht eine Studie des Technologieunternehmens Radancy. Demnach nutzen 67 Prozent der Arbeitgeber in Deutschland, Österreich und der Schweiz schon heute ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm, weitere 19 Prozent planen seine Einführung. Am häufigsten werden erfahren Fachkräfte gesucht, aber auch Hochschulabsolventen, Trainees, Führungskräfte, Auszubildende und Praktikanten. Angesichts der demographischen Entwicklung und zunehmenden Verknappung an Experten dürfte dieser Trend eher weiter zu- als wieder abnehmen.

  3. Weiterbildung

    Nicht zu unterschätzen ist der Faktor der Allgemeinbildung. Gerade Ingenieure, die eine Tätigkeit als Führungskraft anpeilen, sollten über ihr Fachgebiet hinaus versiert sein. In Alumni-Netzwerken können Sie sich darüber informieren, welche Sichtweise zum Beispiel für den Vertrieb oder die Rechtsabteilung in Unternehmen relevant ist. Viele Infos sind branchenübergreifend, seien es Tipps für erfolgreiche Präsentationen oder die Mitarbeiterführung. Das betrifft auch Insidertipps, die über die eigentliche Arbeit hinausgehen, etwa gute Restaurants für Geschäftsessen oder Hinweise für die Wohnungssuche. Zudem stoßen Ingenieure in Alumni-Netzwerken auf andere Ingenieure, die in ihrer beruflichen Entwicklung bereits weiter fortgeschritten sind. Diese können Erfahrung an Sie weitergeben und Fort- und Weiterbildungen empfehlen, die ihrer Karriere nutzen.

  4. Reichweite

    Im Prinzip können Berufstätige all diese Informationen natürlich über jedes Netzwerk abfragen. Alumni-Netzwerken kommt als Baustein erfolgreichen Networkings jedoch eine besondere Rolle zu: Weiterbildungen und Fachkongresse, auf denen Ingenieure Kontakte knüpfen, sind in der Regel – anders als Alumni-Programme – fast ausschließlich auf die eigene Branche bezogen. Bei reinen Netzwerk-Treffen wiederum kommen in der Regel zwar Mitarbeiter verschiedener Berufsgruppen, in unterschiedlichen Positionen und aus diversen Unternehmen zusammen. Das Einzugsgebiet der Netzwerk-Treffen ist jedoch lokal sehr begrenzt. Alumni-Programme haben im Vergleich also den Vorteil, bundesweit und gegebenenfalls sogar international ausgerichtet zu sein. Das Alumni Programm der Technischen Universität Berlin zum Beispiel bringt nach eigenen Angaben Mitglieder aus 147 Nationen zusammen. 60 Prozent der mehr als 36.000 registrierten Alumni wohnen in Berlin, aber 19 Prozent außerhalb Deutschlands, viele davon in den USA, China und Indonesien. Zahlenmäßig am stärksten vertreten sind Wirtschaftsingenieure, Architekten und Elektrotechniker.

  5. Rückkehr

    Ehemalige Arbeitnehmer wieder zurück ins Unternehmen holen – das wird in Fachkreisen auch als Boomerang-Hiring bezeichnet. Ein Außenseiterdasein fristet die Methode keineswegs. Laut einer Umfrage der Jobplattform Indeed können sich 39 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Alter zwischen 16 und 65 Jahren eine Rückkehr an ihre ehemalige Wirkungsstätte vorstellen — insbesondere dann, wenn sie mit einer Gehaltserhöhung, Zusatzleistungen oder einer Rückkehr in das gewohnte Arbeitsumfeld inklusive Büro und Kollegen verbunden ist. Die Rekrutierung von Alumni hat für Unternehmen glasklare Vorteile: Das Onboarding fällt leichter, die Eingewöhnung ist schneller, die Produktivität oftmals größer. Boomerang-Hiring kann die Rekrutierungskosten erheblich senken. Über ein Alumni-Programm — am besten ihr eigenes — können Unternehmen Kontakte zu Ehemaligen aufrechterhalten oder wieder herstellen.

  6. Zusammenhalt

    Eine weitere Besonderheit der Alumni-Netzwerke kommt hinzu: Die Mitglieder haben etwas gemeinsam, zum Beispiel den Abschluss an der gleichen Hochschule. Vordergründig treffen sie sich also nicht ausschließlich fürs Networking, sondern auch, um die Hochschule zu unterstützen und Erinnerungen auszutauschen. Das erleichtert es, ins Gespräch zu kommen, und lässt unter den Ehemaligen automatisch ein “Wir-Gefühl” entstehen, das den Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung fördert. Mit anderen Worten: Alumni-Netzwerke sind häufig effizienter. Dafür müssen sie allerdings professionell geführt sein.

Woran erkenne ich die Qualität von Alumni-Netzwerken?

Natürlich kann sich niemand sein Alumni-Netzwerk aussuchen. Es hängt schließlich von der besuchten Hochschule oder des früheren Arbeitgebers ab. Dennoch kann es sinnvoll sein, sich mit der Qualität des Alumni-Netzwerkes zu beschäftigen. Ist das Alumni-Programm professionell geführt, macht es mehr Sinn, es ausgiebig zu nutzen. Alternativ können Alumni durchaus einmal darüber nachdenken, sich selbst aktiv für das Alumni-Netzwerk zu engagieren, damit es ihnen und weiteren Ehemaligen tatsächlich nutzt.

Wenn ein Alumni-Netzwerk aus einem reinen Freundes- und Förderverein ohne großartige Aktivitäten besteht, dann ist es unwahrscheinlich, dass Sie über dieses Programm mit interessanten Netzwerk-Partnern oder gar Unternehmen in Kontakt kommen. Meist dümpeln solche Organisationen vor sich hin.

Welche positiven Beispiele gibt es?

Ein positives Beispiel für ein gut organisiertes Alumni-Netzwerk bietet die Uni Mannheim mit ihrem Programm namens Absolventum. Über das Mentoring-Programm werden Absolventen von erfahrenen Ehemaligen betreut. Der Career-Service bietet Jobbörsen, Bewerbungs-Checks und Event-Kalender an und in den Regionalgruppen treffen sich regelmäßig Ehemalige. Möglich ist dieses große Engagement nur, weil das Alumni-Netzwerk von einem eigenen Verein geführt wird, der gut organisiert ist. Die aktiven Mitglieder haben klar verteilte Aufgaben.

Wie kann ich ein Alumni Netzwerk ausbauen oder gründen?

Ein gut funktionierendes Alumni-Netzwerk lässt sich nicht mal eben nebenbei gründen oder führen – Sie brauchen Mitstreiter. Falls es noch kein eigenes Alumni-Programm an Ihrer Hochschule geben sollte oder Sie den Eindruck haben, dass es nicht aktiv genug ist, sollten Sie sich zunächst an die Hochschulleitung wenden. Es ist nötig, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen, um ein Alumni-Programm aufzubauen. Für die Hochschulen haben Alumni-Netzwerke viele Vorteile. Unter anderem verstärken sie den guten Ruf der Hochschule und ganz konkret können Spenden eingefahren werden. Deswegen wird das Interesse der Hochschule vermutlich groß sein, Sie bei der Gründung eines Alumni-Netzwerks zu unterstützen. Die Hochschule muss auch deswegen als Partner mit an Bord sein, weil sie über die Adressen der Studenten und teilweise auch der Absolventen verfügt. Hier spielt der Datenschutz Die Frage ist also, wer bereit ist, sich dafür zu engagieren, ein Alumni-Programm aufzubauen. Im nächsten Schritt folgen die Vereinsgründung sowie regelmäßige Treffen, in denen Ziele und erste Aktionen festgelegt werden.

Sicher ist: Es braucht viel Zeit, ein Alumni-Netzwerk zu gründen. Denn besonders effektiv ist es dann, wenn Absolventen verschiedener Jahrgänge zusammenkommen. Gegebenenfalls ist es also nötig, Kontaktdaten von Ehemaligen zu recherchieren, die bereits vor vielen Jahren ihren Abschluss an der Hochschule gemacht haben. Falls Sie sich selbst dafür einsetzen wollen, ein Alumni-Netzwerk zu gründen, können Sie davon profitieren. Sie treten schon im Anfangsstadium als Netzwerker auf, zeigen Soft Skills wie Teamgeist und Führungsstärke – und haben einen hervorragenden Anlass, um zu sehr erfolgreichen Absolventen Kontakt aufzunehmen.

Unterstützung beim Aufbau neuer Alumni-Netzwerke bietet Alumni-Clubs.net, eine nicht-kommerzielle Arbeitsgemeinschaft der Alumni-Organisationen. Dort kann man bereits bestehende Netzwerke finden und von den Erfahrungen anderer Organisatoren profitieren. Unter anderem bietet der Verein Unterstützung bei der Konzeption und dem Aufbau sowie Best-Practice-Beispiele für das Kontaktmanagement, die Webseite oder das Fundraising. Mitglied sind über 300 Hochschulen und Alumni-Organisationen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich.

Was bieten Alumni Programme?

Jedes Alumni-Programm ist anders, die Bandbreite an Leistungen und Veranstaltungen groß. Hier sind die wichtigsten Bestandteile und Angebote, mit denen Alumni-Netzwerke ihre Mitglieder an sich binden und untereinander vernetzen:

  • Alumni Treffen
  • Mentoring-Programme
  • Jubiläumsfeiern und -veranstaltungen
  • Sommerfeste
  • Campus- und Hochschulführungen
  • Stammtische
  • Sportveranstaltungen (z.B. gemeinsame Teilnahme an Läufen)
  • Print- und Online-Magazine
  • Newsletter
  • Eigene Stellenportale
  • Linkedin-Gruppen und Facebook-Gruppen
  • Veranstaltungen für und mit Kindern

Wie nutze ich Alumni-Programme?

Grundsätzlich gelten für ein Alumni-Netzwerk die gleichen Regeln wie fürs Networking generell. Das wichtigste Prinzip lautet: Erst geben, dann nehmen. In Alumni-Netzwerken geht es darum, Kontakt mit alten Weggenossen zu halten, aber auch darum, sich gegenseitig als hilfreich zu erweisen. Das funktioniert am besten, indem Sie Ihr Wissen mit anderen Netzwerk-Partnern teilen, Ihr Know-how und Ihre Hilfe anbieten, in Vorleistung gehen. Erst im nächsten Schritt sollten konkrete Anfragen gestellt oder andere Formen der Unterstützung erbeten werden. Als Alumnus sollte man den Eindruck vermeiden, andere Mitglieder des Alumni-Programms nur für eigene Zwecke zu kontaktieren. Das spricht sich schneller herum, als einem lieb ist.

Wie trete ich bei Alumni-Veranstaltungen auf?

Jedenfalls nicht mehr als Student! Orientieren Sie sich an der Vorstellung einer Familienfeier bei einem wohlhabenden, konservativen und schon etwas älteren Onkel: Das fängt beim Dresscode an und hört bei der Etikette auf. Höflich und aufmerksam sein, Interesse zeigen und Ankündigungen einhalten — wer beim Plausch sagt, er melde oder kümmere sich, sollte das unbedingt innerhalb einer kurzen Zeitspanne auch wirklich tun, um seine Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren und Sympathien zu verspielen. Sonst schadet das Alumni-Programm am Ende doch mehr als es nützt…

Weiterführende Themen:

Wie Sie als Berufseinsteiger Zugang zum verdeckten Stellenmarkt erhalten

Wie Sie ein Online-Netzwerk aufbauen und pflegen

Xing, Linkedin, Facebook – welches Business-Netzwerk passt zu mir?

In fünf Schritten zum professionellen Social-Media-Profil

Ein Beitrag von:

  • Sebastian Wolking

    Sebastian Wolking ist freier Journalist in Hamburg und schreibt seit über 15 Jahren für die VDI Nachrichten. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themen Arbeitsmarkt und Karriere.

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