Arme Studenten: Hochschulen sammeln Spenden
Zahlreiche Studenten haben in der Corona-Krise ihren Nebenjob verloren. Hochschulen sammeln jetzt sogar Spendengelder für die in Not geratenen jungen Menschen.
Als Student arbeitet man nach der Vorlesung in der Kneipe nebenan oder greift ein Honorar auf Messen ab. Doch durch die Corona-Pandemie fiel der Verdienst über Monate weg. Zahlreiche Studierende gerieten in Not. Inwiefern Corona für Studierende zum Existenzproblem wird, haben wir hier berichtet.
Doch einige Hochschulen lassen ihre Studenten nicht im Stich. Eine Spendenaktion sächsischer Hochschulen und Universitäten hat mehrere 10.000 Euro eingebracht. Das Geld soll nicht nur heimischen jungen Leuten zugutekommen, sondern auch ausländischen Studierenden, so eine Umfrage der Deutschen-Presse-Agentur.
„Die Corona-Krise verursacht bei vielen Studierenden unserer Universität erhebliche finanzielle Probleme, die eine erfolgreiche Fortführung ihres Studiums gefährden“, hatte der Rektor der Technischen Universität Dresden, Hans Müller-Steinhagen, erklärt.
Nebenjobs brechen während des Lockdowns weg
Junge Menschen seien vor allem in Not geraten, weil wegen des Lockdowns Nebenbeschäftigungen weggebrochen sind. Die Gastronomie hatte geschlossen, Messen und andere Events wurden abgesagt. Eltern konnten ihre Kinder zum Teil auch nicht mehr im üblichen Maße unterstützen. Kurzarbeit und erste Entlassungen zwangen sie dazu.
Kurzarbeitergeld im Online-Rechner ermitteln
TU Dresden sammelt Spenden
Ende Juli lag der Spendenstand an der TU Dresden bei 165.000 Euro. 235 Studenten haben finanzielle Hilfe erhalten. Ende April rief die TU das Hilfsprogramm ins Leben. Die Gesellschaft von Freunden und Förderern der technischen Universität steht für Überbrückungsstipendien ein. Vor allem Alumni, ehemalige Studierende in Dresden, hätten sich mit hohen Einzelspenden bemerkbar gemacht. Der Verein gab für jeden gespendeten Euro einen Betrag in gleicher Höhe dazu.
Wer bekommt die Spenden?
Bei der Verteilung des Geldes hätten Faktoren wie Jobverlust oder fehlende Kinderbetreuung eine Rolle gespielt. Die Gelder sollen den Studierenden zugutekommen, die in wahre Not geraten sind und ihr Studium nicht mehr hätten fortführen können. Durch die Aktion sollen auch Studienabbrüche vermieden werden.
Eine weitere Möglichkeit sind Einmalzahlungen von bis zu 450 Euro. Wer akut Geld braucht oder eine dringende Anschaffung zu tätigen hat, kann von dieser Option Gebrauch machen. Das Geld wurde in Abstimmung mit dem Studentenwerk Dresden und dem Studentenrat vergeben. Die Spendenaktion läuft noch bis Ende September.
Studierende haben weiter Bedarf an finanzieller Unterstützung
Viele Studenten, die in der Hotellerie oder Gastronomie als Pauschalkräfte arbeiten, hätten immer noch Bedarf an Unterstützung, so die Einschätzung der Universität. Das liegt daran, dass die jungen Leute nur wenige Stunden arbeiten kommen könnten. Von einem Normalbetrieb sind Hotels und Gaststätten noch weit entfernt.
Die “Spendenaktion für in Not geratene internationale Studierende” wurde von der Rektorin der Leipziger Universität, Beate Schücking, ins Leben gerufen. Für Schücking sei die Aktion eine “Herzensangelegenheit”. Leipzig und die Universität sollen international, bunt und lebendig bleiben – „trotz, während und nach Corona“. Bis Ende Juni wurden in Leipzig circa 50.000 Euro gesammelt.
Die TU Chemnitz hat nach eigenen Angaben insbesondere immaterielle Unterstützung geleistet. Dazu gehöre die Option, das Sommersemester 2020 nicht auf die Regelstudienzeit anzurechnen. Überbrückungshilfen bis zu 500 Euro im Monat sind auch möglich.
Studentenwerk stellt Jobs zusammen
Um Studierende wieder unabhängig zu machen, stellt das Studentenwerk Listen mit Jobangeboten in Chemnitz und Zwickau zusammen. Berichten zufolge gebe es wieder mehr Arbeit für Studierende, nachdem die gastronomischen Betriebe wieder geöffnet hätten.
Bis Anfang Juli sind über den Verein der Freunde und Förderer der TU Bergakademie Freiberg mehr als 104.000 Euro an Spendengeldern von insgesamt 241 Stiftern im Corona-Hilfsfonds eingegangen.
„Der SARS-CoV2 Virus hat ein für viele Studenten sehr fragiles System zum Einsturz gebracht: die Finanzierung ihrer Lebenshaltungskosten. Auch wenn am Universitätsstandort Freiberg die Mieten erschwinglich sind, ist es oftmals besonders für ausländische Studierende schon in normalen Zeiten nicht einfach, jeden Monat für alle Kosten aufzukommen“, erklärt die Pressesprecherin Luisa Rischer gegenüber unserer Redaktion.
Dass ein Hilfsprogramm für Studenten nicht alle bestehenden Probleme beseitigen kann und schnell wirksam werden muss, war allen Beteiligten von Anfang an klar. Deshalb wurden Eckpunkte festgelegt, die einerseits eine gewisse Vereinfachung eines Antrags- und Entscheidungsverfahrens ermöglichen und andererseits die Grundbedürfnisse bedienen. Den durch Corona in Not geratenen Studierenden sollte es also möglich sein,
- ihre Miete weiterhin zu bezahlen,
- versichert zu bleiben und
- und eine Grundversorgung bei der Verpflegung zu erhalten.
„Die überwältigende Resonanz auf den Spendenaufruf des Rektors zeigt, dass in der Hochschulgesellschaft das Verständnis für die Probleme der Studierenden und die Bereitschaft zur Unterstützung vorhanden sind“, heißt es weiterhin seitens der TU Bergakademie.
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