BWL-Know-how steigert Karrierechancen
Es gibt zunehmend erfolgreiche Führungskräfte mit technischem Hintergrund, die auf dem zweiten Bildungsweg Karriere machen, bis hin zum MBA-Abschluss.
Jan Mangold war schon während der Lehre zum Maschinenbaumechaniker klar, dass Werkshallen nicht ewig sein Arbeitsplatz sind. „Mir machte die Ausbildung Spaß“, sagt der heute 31-Jährige im Rückblick. Mehr als ein Grundstock für seine berufliche Karriere war sie allerdings nicht. Mangold bildete sich nebenberuflich weiter. Zuerst zum technischen Fachwirt. Dann zum geprüften technischen Betriebswirt. Beide mit IHK-Abschluss. Aktuell drückt der Bad Friedrichshaller in Heilbronn und Österreich die Schulbank, um einen Master-Abschluss zu erhalten. Mit Unterbrechungen dauerte sein Weg vom Mechaniker zum Produktmanager für Teleskop-Hubsäulen zehn Jahre.
Harald Twardawski verdient sein Geld mit Licht. Der 40-jährige Manager aus Rastatt ist Chef des LED-Spezialisten Ledora aus Rottenburg, südlich von Stuttgart. Flutlichtanlagen für Sportplätze, Hallen- und Hangar- sowie Straßenbeleuchtungen sind das Spezialgebiet der Firma. Zusätzlich leitet der gelernte Zerspanungsmechaniker als Unternehmensberater ein zweites Unternehmen: Mile-Consulting. Hier berät er Mittelständler in Sachen Organisation, Vertrieb, Einkauf und Personalfragen.
Konsequent an der Karriere feilen
Möglich war der Sprung vom Mechaniker zum Berater und Chef, weil Twardawski konsequent an seiner Karriere feilte: Nach einer Lehre bei Daimler und einer Weiterbildung zum Maschinentechniker beim Premium-Autobauer sattelte er einen Betriebswirt mit IHK-Abschluss drauf. Zuvor wechselte der gebürtige Badener bereits zu einem Autozulieferer, ehe er in einer Medizinfirma für Produktionsoptimierung zuständig war. „Um mich dann selbstständig machen zu können, musste ich mir betriebswirtschaftliches Wissen aneignen“, begründet Twardawski seine Motivation zur nebenberuflichen Weiterbildung bei der Waiblinger Akademie carriere & more.
Mit dem IHK-Abschluss in der Tasche stand der eigenen Unternehmensberatung nichts mehr im Weg. Die Karriere auf dem zweiten Bildungsweg vollenden und einen MBA anschließen, ist für Twardawski nun eine weitere Option.
Erfolgreiche Führungskräfte mit technischem Hintergrund
Twardawski und Mangold stehen beispielhaft für erfolgreiche Führungskräfte mit technischem Hintergrund, die auf dem zweiten Bildungsweg Karriere machen. Bis hin zum MBA-Abschluss. Simone Stargardt, Geschäftsführerin bei carriere & more, bestätigt, dass immer mehr Techniker und Ingenieure eine nebenberufliche Weiterbildung absolvieren. „Die Nachfrage an Fachleuten mit technischem und betriebswirtschaftlichem Know-how ist groß“, beobachtet die Personalexpertin. Zudem mache eine BWL-Qualifizierung Ingenieure unabhängiger von Arbeitsmarktzyklen.
In Deutschland stiegen im vergangenen Jahrzehnt laut Statistischem Bundesamt die Studentenzahlen in den Ingenieurwissenschaften um fast 100 000 auf rund 384 000. In manchen Branchen herrsche Fachkräftemangel, in anderen jedoch Überschuss. Etwa würden pro Jahr nur 9000 Stellen für Maschinenbau-Ingenieure frei, während die Hochschulen 22 000 Absolventen hervorbrächten. „Eine BWL-Weiterbildung sichert Karrierewege nach oben und senkt das Risiko von Arbeitslosigkeit“, verdeutlicht Stargardt die zweite Motivation, die in einer nebenberuflichen Qualifizierung in einem fremden Fachgebiet steckt.
Personaldienstleister Hays nennt noch einen weiteren Aspekt, warum sich eine BWL-Weiterbildung lohnt. „Ingenieure können im Einzelfall bis zu 15 000 € pro Jahr mehr verdienen“, sagt etwa Marketingleiter Frank Schabel vom Mannheimer Unternehmen, wenn sie sich mit der Zusatzqualifikation firmenintern oder auf dem freien Arbeitsmarkt auf neue Jobs bewerben. Denn Ingenieure würden erfahrungsgemäß nach Position bezahlt. Was bedeutet: In gleicher Position steigt durch eine kaufmännische Zusatzqualifikation das Gehalt nicht automatisch an. „Wer allerdings flexibel ist, kann durchaus mehr verdienen“, wie Schabel betont.
BWL-Halbwissen reicht nicht aus
Diese Flexibilität zeigt auch Martin Römpp. Der 41-jährige Maschinenbau-Ingenieur arbeitet heute bei der Firma Schmalz im Schwarzwald, einem Spezialist für Vakuumtechnik. Nach dem Studium an der Fachhochschule in Konstanz bewarb er sich bei einem US-Konzern. Schnell stieg er zum Produktionsleiter auf, verantwortete zusätzlich Einkauf und Versand. „Ich merkte, dass Halbwissen in betriebswirtschaftlichen Fragen nicht ausreicht, um weiterzukommen“, sagt Römpp.
Ein Angebot der Fachhochschule Furtwangen sagte ihm zu. Ein neu geschaffener, berufsbegleitender MBA-Lehrgang sprach den gebürtigen Schwarzwälder an. „Nach zwei harten Jahren hatte ich 2005 den Abschluss in der Tasche“, erinnert sich Römpp. In den Kurs, der zu 90 % auf Englisch gehalten wurde, waren zwei Studienblöcke in Paris und Schanghai integriert. Doch die neu gewonnenen Kenntnisse in Rechnungswesen, Strategie Management, Controlling und Marketing konnte er auf seiner bisherigen Position nicht anwenden. Eine Jobchance bot sich beim mittelständischen Familienunternehmen Schmalz. Als Führungskraft berichtet er nun direkt an die Inhaber.
Simone Stargardt kommt diese Art der Jobveränderung immer wieder unter. „Die Karriere eines Ingenieurs stagniert, weil Wissen für Führungsaufgaben fehlt“, so die Personalexpertin. Sobald aber ein technischer Betriebswirt mit IHK-Abschluss oder ein MBA-Abschluss vorliegt, „öffnen sich Türen vor allem im Mittelstand“, weiß Stargardt. Denn dort ist die Kombination aus Technik und BWL gesucht. In technik-orientierten Firmen sind fast zwei Drittel aller Chef-Positionen in Ingenieurhand. 45 % der Geschäftsführer und jedes dritte Verwaltungsratsmandat ist demnach mit einem Ingenieur besetzt, sagt Stargardt.
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