Dekarbonisierung und Diversity forcieren
Sie will dem Klimawandel entgegenwirken und ein Role Model sein: Isabell Wirth, Ingenieurin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt.
Gerade einmal 17 % der Studierenden im Fach Elektrotechnik sind weiblich. Untersuchungen zeigen, dass viele junge Frauen und Mädchen gar nicht wissen, wie mögliche Berufsfelder aussehen können. Dabei warten gerade in diesem Bereich viele neue und zukunftsrelevante Tätigkeitsfelder, erklärt Isabell Wirth, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt im Bereich Wasserstofftechnik.
„Ich wollte nach der Schule etwas Praktisches, Technisches machen“, berichtet die Ingenieurin. Mit den Leistungskursen Mathe und Physik im Gepäck startete sie von Bad Brückenau aus ihre Laufbahn. Schon der Girls‘ Day hatte ihr Interesse für ihre späteren Kurse in Mechatronik geweckt, als Schnittstelle für verschiedene Disziplinen.
Die Ingenieurin ist in den Fakultätsrat gewählt worden
Nach ihrem Bachelor und dem Jobstart war ihr dann klar: Sie möchte noch mehr lernen. „Deshalb habe ich mich für die Arbeit an der Hochschule entschieden“, sagt Wirth. Sie schrieb sich für den Master Elektro- und Informationstechnik mit der Vertiefung in Elektrotechnik und Hochspannungstechnik an der TH Würzburg-Schweinfurt ein, wo sie dann promovierte.
An der TH Würzburg-Schweinfurt (THWS) engagiert sie sich inzwischen auf verschiedenen Ebenen. Vor Kurzem ist sie in den Fakultätsrat gewählt worden. In den kommenden zwei Jahren will sie hier unter anderem sehen, wie Entscheidungen getroffen werden und selbst mitgestalten, um das Studium noch attraktiver machen zu können.
Die THWS zeichne sich neben der Mischung aus Theorie und Praxis und der engen Kooperation mit lokalen Firmen durch ein angenehmes, überschaubares Campusleben aus, so Wirth. Dies finden auch die zahlreichen internationalen Studierenden attraktiv, denn durch die sogenannten Twin-Studiengänge können hier Abschlüsse auch in englischer Sprache abgelegt werden.
Wirth forscht zu alternativer Antriebstechnik
Von dieser Atmosphäre in einem regionalen Umfeld profitieren alle Studierenden. „Die Hochschule hat rund 9300 Studierende und davon sind ein Viertel international. Wir arbeiten weltweit mit Hochschulen zusammen, daher finden regelmäßig Schulungen zu Diversität, Länderkunde, Rassismus, Feminismus für Mitarbeitende und Studierende statt. Das erlaubt mir auch als Mitarbeiterin lebenslanges Lernen“, beschreibt Wirth. Zudem besitze die Hochschule das Promotionsrecht.
Sie genieße daher die Bandbreite ihrer Tätigkeiten, die an der THWS möglich seien, sagt Wirth. Dazu zähle neben der Betreuung von Abschlussarbeiten beispielsweise ihr aktuelles Forschungsprojekt zu alternativer Antriebstechnik für ein wasserstoffbetriebenes Flugzeug und weitere Industriekooperationen.
„Der Praxisbezug ist von großer Bedeutung an unserer Hochschule. Wir sind die direkten Ansprechpartner für die Industrie und machen im Unterschied zu größeren Universitäten vor allem angewandte Forschung, keine Grundlagenforschung.“ Darüber hinaus ist sie in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv, etwa bei den regelmäßig stattfindenden Mint-Tagen. „Junge Frauen zu motivieren, an unserer Hochschule einen Studiengang zu beginnen, motiviert mich sehr.“
Dekarbonisierung mithilfe von Wasserstofftechnologie
Besonders berührt die 33-Jährige der Klimawandel. „Ich arbeite gern mit einer Vision – ich möchte über die Wasserstofftechnik die Dekarbonisierung voranbringen“, sagt Wirth. Damit ist sie nicht allein. Techniken, die dem Umweltschutz dienen, wecken inzwischen großes Interesse bei den Studierenden, beobachtet die Forscherin.
Hier sieht sie auch einen Ansatz, um mehr Aufmerksamkeit für technische Studiengänge und neue Berufe zu erzeugen: „Vielleicht sollten wir die Angst davor nehmen, dass das Ingenieurstudium zu schwierig ist, und eher den Spaß und den Sinn beleuchten, den gerade die Elektrotechnik bietet. Wer gerne Rätsel löst und komplizierte Aufgaben ‚knacken‘ möchte, ist hier richtig.“ Allerdings, so Wirth, müssten die fachlichen Voraussetzungen dabei schon stimmen. „Das technische Verständnis und das Interesse für Mathe und Physik sollten da sein, um das Studium zu schaffen.
Mehr Ingenieurinnen sollen eine Vorbildfunktion einnehmen
Andere Herangehens- und Sichtweisen auf die Technologie und aktuelle Herausforderungen, innovativere Lösungen durch diverse Teams und die Rekrutierung von dringend benötigten Talenten, um die immense Lücke bei den Fachkräften in der Elektrotechnik zu schließen, all das spricht für mehr Frauen in diesem Umfeld.
Isabell Wirth, selbst zweifache Mutter, sieht dazu noch einen weiteren Grund: „Es wäre wichtig, dass es mehr Ingenieurinnen gibt, die eine Vorbildfunktion einnehmen. Nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern auch im Hinblick auf neue Arbeitszeitmodelle und Care-Verpflichtungen. Derzeit lassen Projekte in Unternehmen kaum Teilzeit zu. Sicher könnte es helfen, wenn Care-Arbeit stärker wahrgenommen würde, das käme dann auch den Männern zugute, die sich mehr um ihre Familie kümmern möchten.“
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