Hochschule 19.03.2010, 19:45 Uhr

Der Diplom-Ingenieur: Eine Marke mit international anerkannter Qualität  

Die deutsche Ingenieurausbildung genieße auch zehn Jahre nach Einführung der Hochschulreform hohes Ansehen. Im Titel werde dies aber nicht deutlich, beklagt VDI-Präsident Bruno O. Braun im Gespräch mit den VDI nachrichten. Der VDI fordert daher, den „Dipl.-Ing.“ im Zeugnis zu berücksichtigen. „Wir wollen die Abschlüsse im internationalen Vergleich durch das Renommee des Diplom-Ingenieurs aufwerten.“ VDI nachrichten, Düsseldorf, 19. 3. 10, ws

Braun: Generell gilt, dass der Bologna-Prozess eine sinnvolle Sache ist, weil er dem europäischen Grundgedanken entspricht. Wir müssen aufhören, nur in Nationalen Grenzen zu denken und zu handeln. Wir müssen Strukturen und Standards entwickeln, die Transparenz schaffen und Barrieren abbauen. Gerade junge Menschen, die sich noch in der Ausbildung befinden, brauchen eine Basis, um sich danach auf einem europäischen Arbeitsmarkt etablieren zu können. Dafür brauchen wir transparente und einheitliche Strukturen bei den Abschlüssen an Hochschulen. Der VDI setzt sich dafür ein und unterstützt deshalb den Bologna-Prozess. Dass er den Ingenieurwissenschaften Rückenwind verschaffen wird, liegt für mich auf der Hand. Insbesondere gilt dies hinsichtlich der Chancen von Ingenieuren auf dem europäischen Arbeitsmarkt, Mobilität ist eines der Hauptziele des Bologna-Prozesses.

Wie erleben Sie die Akzeptanz der neuen Abschlüsse in Wirtschaft und Wissenschaft?

Da gibt es im Moment noch Irritationen, insbesondere bei den Hochschulen. Bologna sieht eine einheitliche Bezeichnung der Abschlüsse als Bachelor oder Master vor, der Diplom-Ingenieur soll nach heutigem Stand wegfallen. Die Wissenschaft sieht darin einen Qualitätsverlust – auch bei einer Darstellung im Abschlusszeugnis. Die Studierenden sehen sich darüber hinaus mit einem Abgrenzungsproblem bei der Jobsuche konfrontiert. Das hat eine VDI-Umfrage unter 500 Studierenden ergeben. Die Wirtschaft geht dagegen mit den neuen Abschlüssen offensichtlich etwas problemloser um. Hier hat eine gemeinsame Studie des VDI mit dem IW Köln nachgewiesen, dass die Unternehmen grundsätzlich zwischen Bachelor und Master differenzieren können und dass sie den Bachelor-Abschluss akzeptieren. Somit hätte ein Bachelor heute im Grundsatz die gleichen Berufschancen wie ein Ingenieur mit Diplom oder Master, meist jedoch mehr im praxisnahen Bereich. Trotzdem kommt auch seitens der Wirtschaft der Ruf nach eindeutiger Klarheit und Transparenz.

Sehen Sie auch im „Bologna-Jubiläumsjahr“ noch Reformbedarf an den Reformen?

Stellenangebote im Bereich Forschung & Lehre

Forschung & Lehre Jobs
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
Technische Universität Darmstadt-Firmenlogo
Professur (W3) für Umformtechnologie Technische Universität Darmstadt
Darmstadt Zum Job 
Universität Innsbruck-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Massivbau Universität Innsbruck
Innsbruck (Österreich) Zum Job 
Hochschule Osnabrück-Firmenlogo
Tandem-Professur Robotik, Data Science and AI, Digitalisierte Wertschöpfungsprozesse Hochschule Osnabrück
Osnabrück, Lingen Zum Job 
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin-Firmenlogo
Professur (W2) | auf Lebenszeit Fachgebiet Rechnerarchitekturen und Rechnersysteme Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Technische Hochschule Augsburg-Firmenlogo
Professur für verfahrenstechnische Produktion Technische Hochschule Augsburg
Augsburg Zum Job 
Fachhochschule Münster-Firmenlogo
Professur "Medizinische Bildgebung und Mathematik" (w/m/d) Fachhochschule Münster
Steinfurt Zum Job 
Hochschule Kaiserslautern University of Applied Sciences-Firmenlogo
Management in den Ingenieurwissenschaften Hochschule Kaiserslautern University of Applied Sciences
Kaiserslautern Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Frankfurt University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professur "Software Engineering - Moderne Verfahren" (w/m/d) Frankfurt University of Applied Sciences
Frankfurt am Main Zum Job 
Bergische Universität Wuppertal-Firmenlogo
Research Assistant (doctoral student) in a research project on Additive Manufacturing of Composite Materials Bergische Universität Wuppertal
Wuppertal Zum Job 
TH Köln-Firmenlogo
Professur für Cyber Security Engineering TH Köln
Hochschule Hamm-Lippstadt-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) für die Entwicklung einer Wissensdatenbank im Bereich der Sektorenkopplung Hochschule Hamm-Lippstadt
Duale Hochschule Baden-Württemberg Mosbach-Firmenlogo
Ingenieur*in / Informatiker*in für Laborbetreuung und Laborübungen mit Studierenden (m/w/d) Duale Hochschule Baden-Württemberg Mosbach
Bad Mergentheim Zum Job 
Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe-Firmenlogo
Professur für Informatik (m/w/d) Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe
Karlsruhe Zum Job 
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Gebäudeenergieberater*in HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
Technische Hochschule Augsburg-Firmenlogo
Professur für verfahrenstechnische Produktion Technische Hochschule Augsburg
Augsburg Zum Job 
Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten-Firmenlogo
Professur (w/m/d) Elektrische Antriebstechnik Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten
Kempten Zum Job 
Technische Universität Berlin-Firmenlogo
Hochschuldozent*in (d/m/w) - in Anlehnung an Entgeltgruppe 15 TV-L Berliner Hochschulen Technische Universität Berlin
Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Forschungsprofessur oder Nachwuchsprofessur (m/w/d) Industrielle Robotik Technische Hochschule Deggendorf

Oh ja, diesen Bedarf sehen wir. Die zum Teil sehr heftigen öffentlichen Diskussionen und die Proteste der Studierenden haben gezeigt, dass die Studieninhalte dringend überprüft werden müssen. Bund und Länder haben versprochen, für Verbesserungen zu sorgen. Wir sehen uns auch als Sprecher für die Ingenieurstudierenden, deshalb werden wir die Hochschulen auch in die Pflicht nehmen, sich kontinuierlich zu verbessern. Umgekehrt gilt: Die Studierenden sollten dem neuen System gegenüber aufgeschlossen sein.

Der VDI fordert den Erhalt der Marke „Diplom-Ingenieur“. Warum?

Die Marke „Diplom-Ingenieur“ genießt international hohe Reputation. Sie ist anerkannt und geschätzt, weil sie mit einem hervorragenden Ausbildungsniveau verbunden ist. Im Rahmen von Bologna droht die Marke nun verloren zu gehen – und das wollen wir nicht. Ich möchte jedoch ganz deutlich sagen, dass der VDI grundsätzlich das System der Bachelor-Master-Studiengänge befürwortet und unterstützt. Wir wollen die Abschlüsse im internationalen Vergleich durch das Renommee des Diplom-Ingenieurs aufwerten und sprechen uns deshalb für eine Ergänzung im Zeugnis aus. Eine entsprechende Forderung an die Kultusministerkonferenz hat das Präsidium des VDI jetzt beschlossen.

Wie sollte die Marke in die Titel „Bachelor“ oder „Master“ eingebaut sein?

Wie die Abschlussurkunden aussehen, muss den Hochschulen überlassen bleiben. Auf jeden Fall sollten die Abschlüsse sowohl die Titel Bachelor oder Master als auch den Titel Dipl.-Ing. enthalten. Hier böten sich die Titel Dipl.-Ing. (BA) und Dipl.-Ing. (MA) an.

Sollte es den Hochschulen vorbehalten bleiben, den „Dipl.-Ing.“ hinzuzufügen oder sollte dies flächendeckend eingeführt werden?

Auf jeden Fall ist eine bundeseinheitliche Lösung erforderlich. Nur so können wir sowohl bei den Studierenden als auch bei der Wirtschaft die geforderte Klarheit schaffen.

Besteht nicht die Gefahr, dass durch Einbeziehung der Marke „Dipl.-Ing.“ im Ausland der Eindruck entsteht, Deutschland setze die Reformen nicht konsequent um?

Ganz im Gegenteil. Aufgrund unserer hohen Kompetenz bei der Ingenieurausbildung werden wir mit der ergänzenden Bezeichnung „Dipl.-Ing.“ die besondere Qualität unserer Bachelor- und Masterabschlüsse international hervorheben. Der Diplom-Ingenieur ist für uns eine Marke, die für besondere und international anerkannte Qualität steht.

Die Föderalismusreform hat dem Bund die Gestaltungsmacht bei Bildungsthemen weitgehend genommen. Sehen Sie trotzdem die Chance, dass der VDI-Vorstoß in den Bundesländern und an den Hochschulen breite Akzeptanz findet?

Wir stehen nicht alleine mit unserer Forderung. Ich bin davon überzeugt, dass wir gute Chancen haben, den Diplom-Ingenieur als nachhaltige und wertvolle Marke zu erhalten. Den Studierenden hilft es, die deutschen Hochschulen zeichnet es aus und Unternehmen weltweit wissen, was sie an den Absolventen mit Diplom-Ingenieur im Titel haben. Alle gewinnen und der Bologna-Prozess wird dadurch gestärkt und erfährt sicherlich auch noch mehr Zustimmung durch die Studierenden und die Wissenschaft. W. SCHMITZ

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Schmitz

    Wolfgang Schmitz

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Bildung, Karriere, Management, Gesellschaft

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.