Unterricht 06.09.2023, 12:00 Uhr

Online-Nachhilfe: Vorteile, Nachteile, Anbieter

Hat der klassische Nachhilfeunterricht ausgedient? Online-Nachhilfe, durchgeführt von virtuellen Nachhilfelehrern, findet bei Schülern und Eltern immer mehr Anhänger. In einigen Fächern ist der Bedarf besonders groß.

Online-Nachhilfe

Online-Nachhilfe - Die moderne Art des Lernens, flexibel und vielfältig gestaltet, von Grundschülern bis zum Abiturienten.

Foto: PantherMedia / Rawpixel

Was versteht man unter Online-Nachhilfe?

Lernen im Internet ist längst eine ernst zu nehmende Alternative zum traditionellen Nachhilfeunterricht geworden. Online-Nachhilfe ist aber ein weites Feld. Es gibt zig Anbieter, Angebote, Fächer und virtuelle Nachhilfelehrer, die sich in Qualität und Motivation teils stark voneinander unterscheiden.

Gewöhnlich stellt man sich Online-Nachhilfeunterricht so vor: Ein virtueller Nachhilfelehrer sitzt vor seinem Rechner, der Nachhilfeschüler vor seinem, gemeinsam brüten die beiden via Videokonferenz über Aufgaben und erörtern Lerninhalte. Online-Nachhilfe kann aber auch völlig anders gestaltet sein, aus interaktiven Lernmodulen oder Erklärvideos bestehen. Als Zielgruppen werden Schülerinnen und Schüler von der Grundschule bis zum Gymnasium sowie Studierende angesprochen. Online-Nachhilfeunterricht kann auf einzelne Fächer ausgerichtet sein oder auf bestimmte Schulphasen wie etwa das Abitur.

Vorteile und Nachteile von Online-Nachhilfe

Das sind die größten Vorteile von Online-Nachhilfeunterricht:

  1. Flexibilität

    Online-Nachhilfe ermöglicht es Schülern, ihre Lernzeiten flexibel zu gestalten. Sie können den virtuellen Unterricht an ihre eigenen Zeitpläne anpassen und mit privaten Hobbys oder anderen Verpflichtungen, dem Training im Sportverein beispielsweise, in Einklang bringen.

  2. Zeitersparnis

    Die Schülerinnen und Schüler lernen bequem von zu Hause, stabile Internetverbindung vorausgesetzt, und sparen sich die mühsame Anfahrt zum Nachhilfeinstitut. Zeitsparend!

  3. Zusatzmaterial

    Online-Nachhilfeplattformen bieten oft eine Fülle an digitalen Ressourcen wie interaktive Übungen, Videos, Quizze und Simulationen, die den Unterricht mitunter interessanter machen. Auch können die Lernsitzungen bei Bedarf aufgezeichnet und später noch einmal wiederholt werden.

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Das sind die größten Nachteile von Online-Nachhilfe:

  1. Austausch

    Der persönliche Kontakt zwischen Schülern und Lehrern ist in einer Online-Umgebung begrenzt. Es fällt schwieriger, eine Bindung und Vertrauen aufzubauen. Für den Lernerfolg sind dies aber nicht zu unterschätzende Faktoren.

  2. Ablenkung

    Im heimischen Zimmer lassen sich viele Schülerinnen und Schüler nur allzu leicht ablenken. Das Selbstmanagement wird auf eine harte Probe gestellt — häufig ohne Erfolg.

  3. Bildschirmzeit

    Nicht jede Aufgabe kann und sollte man am Bildschirm lösen. Praktische Schreib- und Rechenaufgaben mit Heft und Stift sind ebenfalls Bestandteil eines guten Nachhilfeunterrichts. Zudem erhöht jede Online-Nachhilfestunde die Bildschirmzeit eines Kindes oder Jugendlichen — eine zusätzliche Belastung für die Augen.

Wie viele Schüler Nachhilfe nehmen

Aktuelle Studien zur Verbreitung von Nachhilfeunterricht oder Online-Nachhilfe liegen nicht vor, ältere dagegen schon. So nutzen einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag von Duden Learnattack aus dem Jahr 2019 zufolge fast zwei Drittel aller Schülerinnen und Schüler Nachhilfe-Angebote. 39 Prozent der Befragten greifen demnach auf Lernvideos, interaktive Übungen oder andere digitale Lernmaterialien zu, 26 Prozent lernen nach Schulschluss gemeinsam mit privaten Nachhilfelehrern wie Studierenden oder anderen Schülern, 14 Prozent mit professionellen Nachhilfelehrern.

Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung lag der Anteil der schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen, die im Schuljahr 2014/15 an Nachhilfe teilnahmen, bei 14 Prozent. Gymnasiasten sind demnach überrepräsentiert. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) kam unterdessen zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2013 in der Sekundarstufe I 18 Prozent aller Schülerinnen und Schüler bezahlte Nachhilfeangebote in Anspruch nahmen, in der Grundschule sechs Prozent. Im Zeitraum von 2009 bis 2013 gaben im Mittel 47 Prozent der jeweils 17-jährigen Befragten an, wenigstens einmal im Laufe ihrer Schulzeit Nachhilfe bekommen zu haben – das waren etwa 20 Prozent mehr als zirka fünfzehn Jahre zuvor.

Online-Nachhilfe: Diese Anbieter gibt es

Der Markt für Online-Learning ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Speziell auf dem Gebiet der Online-Nachhilfe tummeln sich Startups wie Sofatutor und GoStudent aus Wien sowie etablierte Anbieter wie Schülerhilfe, Studienkreis oder Duden mit seinem Angebot Learnattack. Alle Anbieter unterscheiden sich in Bezug auf Lerninhalte, Fächerangebot, Kostenstruktur, Terminvergabe und Zielgruppe. Manche bieten gar keine Live-Nachhilfe an, sondern ausschließlich virtuelle Lernmaterialien. Hier ist ein genauer Vergleich der Anbieter hilfreich, um das für sich passendste Angebot herauszufiltern.

Das sind die wichtigsten Anbieter von Online-Nachhilfe

  • Abiturma
  • Bidi
  • Cleverly
  • Duden Learnattack
  • EasyTutor
  • ErsteNachhilfe
  • GoStudent
  • LernFamilie
  • Lernigo
  • Schülerhilfe
  • Sofatutor
  • Spreaducation
  • Superprof
  • Studienkreis
  • Simpleclub
  • Studyflix

Online-Nachhilfe Fächer

Groß ist die Nachfrage nach Mathematik. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung von 2016 bezifferte den Anteil aller Nachhilfeschüler, die Nachhilfe in Mathe erhalten, auf 61 Prozent. Dahinter folgen Fremdsprachen (46 Prozent) und Deutsch (31 Prozent). Ein Bericht der österreichischen Lernplattform GoStudent von 2023 bestätigte, dass die Mehrheit der Kinder Mathematik und Naturwissenschaften lerne. Darüber hinaus steige das Interesse an Themen, die in der Schule nicht als eigenständiges Fach gelehrt werden wie etwa Programmiersprachen, Umgang mit Geld oder Umweltthemen.

Eine Forsa-Umfrage unter Eltern im Jahr 2022 ergab hingegen, dass der Bedarf nach Nachhilfe in den Fremdsprachen am größten sei. 29 Prozent der befragten Eltern vermuteten bei ihren Kindern in Fremdsprachen große bis sehr große Lernlücken. Häufig genannt wurden auch Mathematik (25 Prozent), Deutsch (23 Prozent) und Naturwissenschaften (20 Prozent) wie Biologie, Chemie und Physik.

Speziell unter Abiturienten scheint der Bedarf nach Online-Nachhilfe in Biologie zu wachsen. Das Startup Sofatutor machte darauf aufmerksam, dass unter den zehn meistgeschauten Erklärvideos 2022 auf seiner Plattform fünf dem Fach Biologie zuzuordnen waren.

Was bringt Online-Nachhilfe?

Unklar. Die vorliegenden Studien zeichnen kein einheitliches Bild, sind teilweise widersprüchlich. Manche Analysen kommen zu dem Schluss, dass Nachhilfeunterricht die Kompetenzentwicklung von Schülerinnen und Schülern nicht verbessere. Andere betonen, dass der Erfolg von Nachhilfe stets von den individuellen Rahmenbedingungen abhänge, also vom Kompetenzniveau des Schülers, vom Anspruch der Schule oder dem Umfang des Nachhilfeunterrichts.

Ein Beitrag von:

  • Sebastian Wolking

    Sebastian Wolking ist freier Journalist in Hamburg und schreibt seit über 15 Jahren für die VDI Nachrichten. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit den Themen Arbeitsmarkt und Karriere.

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