Drei Energie-Studiengänge – drei Schwerpunkte
Die Karrierewege in der Energiebranche haben sich stark verzweigt. Entsprechend vielfältig präsentiert sich das Studium. Die VDI nachrichten stellen Angebote mit den Schwerpunkten regenerative Energie, Bergbau/Erdgas/Erdöl sowie Prozesstechnik vor.
Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW): „Umwelttechnik/Regenerative Energien“
Spätestens in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts soll die Nutzung von regenerativen Energien so selbstverständlich und weit verbreitet sein wie heute die konventionellen Energieformen (Öl, Gas etc.).
Deutschland hat hier weltweit die Nase vorn, der Jobmarkt wächst. Schwerpunkt des Mitte der 90er-Jahre an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) gegründeten Studiengangs sind die unerschöpflichen Energieträger Sonne, Wind und Wasser, genauer gesagt: die technischen Möglichkeiten, mit ihrer Hilfe eine umweltgerechte Energieversorgung aufzubauen. Photovoltaik, Windkraft, Wasserstofftechnik, Solarthermie und Klimagerechtes Bauen lauten die wichtigsten Inhalte des siebensemestrigen Bachelorstudiengangs, dem man noch einen dreisemestrigen, konsekutiven Master folgen lassen kann. Die angehenden Ingenieure lernen, entsprechende Anlagen zu planen und zu betreiben, in Energiefragen zu beraten und Energiekonzepte zu entwerfen, aber auch umweltrelevante Faktoren zu bestimmen und zu analysieren.
Masterstudent Martin Hofmann jedenfalls hat seine Entscheidung für das Studium an der HTW nicht bereut. „Das Studium ist sehr praxisbezogen, wirklich toll. Soweit ich weiß, hätte ich es in der Form nur hier in Berlin studieren können“, schwärmt der 27-Jährige. Derzeit entwirft er mit Kommilitonen und Studierenden aus den Fachbereichen Architektur und Elektrotechnik ein Solar-Wohnhaus. Damit wollen sie am Architektur-Wettbewerb „Solar Decathlon“ in Madrid teilnehmen. Um seine berufliche Zukunft macht Martin Hofmann sich keine Sorgen: Etliche Absolventen seien bereits nach dem Bachelor untergekommen.
Technische Universität Clausthal: „Energie und Rohstoffe“
Wer glaubt, die Berufsfelder „Bergbau“ und „Erdöl-/Erdgas-Gewinnung“ hätten keine Zukunft mehr, den belehrt Diplom-Ingenieur Thomas Hardebusch von der Technischen Universität Clausthal eines Besseren. Für jede der beiden Studienrichtungen in dem sechssemestrigen Studiengang – „Energie- und Rohstoffversorgungstechnik“ (Bergbau) und „Petroleum Engineering“ (Erdöl/Erdgas) – gebe es gute Jobchancen. Hardebusch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent. „Das Gebiet Bergbau etwa umfasst in Deutschland und anderswo nicht nur Kohle, sondern auch andere Rohstoffe wie Kali- und Steinsalze oder Edelmetalle.“ Und wer sich auf Erdöl/Erdgas spezialisiere, finde im Nahen Osten oder in Fernost gute Arbeitsmöglichkeiten. „Man muss nur flexibel sein und in Kauf nehmen, dass man alle paar Jahre in einem anderen Land arbeitet.“
Genau das reizt Desirée Paschmann. Die 22-Jährige steht kurz vor ihrer Bachelorarbeit und meint: „Als Frau und Ingenieurin in den Nahen Osten gehen – warum nicht?“ Und da der größte Teil des Studiums auf Englisch unterrichtet wird – der Anteil der ausländischen Studierenden ist hoch –, fühlt sie sich auch sprachlich gut vorbereitet auf die Arbeit in einem internationalen Erdölkonzern. Entsprechende Praktika in den Semesterferien hat sie bereits absolviert.
Auf dem Stundenplan der Studierenden stehen, je nach Fachrichtung z. B. Vermessungskunde und Aufbereitungstechnik, Boden- und Felsmechanik, Umweltrecht, Tiefbohrtechnik oder geowissenschaftliche Grundlagen der Erdöl- und Erdgasgewinnung. Nach dem Bachelor kann man noch einen vertiefenden, viersemestrigen Master folgen lassen.
TU München: „Energie- und Prozesstechnik“
Unter dem Begriff Energietechnik kann sich wohl jeder etwas vorstellen. Er umfasst die gesamte Technik der Energieumwandlung durch physikalische, chemische und biologische Verfahren einschließlich der hierfür erforderlichen Apparate und Maschinen sowie ihre Zusammenfassung zu Kraftwerken aller Art: Windenergie, Photovoltaik oder thermische Solaranlagen, Brennstoffzellen sowie Heizungs- oder Kälteanlagen.
Schwerpunkt des Studiengangs Energie- und Prozesstechnik der TU München ist die Entwicklung von Verfahren und Apparaten, um mit oben genannten Verfahren Wertstoffe und Produkte des täglichen Bedarfs herzustellen. Und das mithilfe von sicheren, nachhaltigen und ressourcenschonenden Energie- und Stoffumwandlungsprozessen. Das Einsatzgebiet für die künftigen Ingenieure ist also breit.
„Unsere Absolventen finden nicht nur bei Energieversorgern, Kesselbaufirmen oder Dampf- und Gasturbinenproduzenten Arbeit, sondern auch bei Banken und Versicherungen – etwa wenn es um Risikobewertung geht“, sagt Stephan Gleis, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Energiesysteme. Wer sich für diese beratende Richtung interessiert, kann im sechssemestrigen Bachelorstudium das Ergänzungsmodul „Energie und Wirtschaft“ belegen.
Die Vermittlungsquote der bisherigen Abgänger sei hoch, sagt Gleis. Und die Chancen steigen, wenn man seine Bewerbungen aufs Ausland ausdehnt. „Gute Jobchancen gibt es derzeit in China im Kraftwerksbau.“ Da die TU München mit einer Universität in Schanghai partnerschaftlich verbunden ist, sind die Voraussetzungen gut, um schon im Studium fernöstliche Luft zu schnuppern. MAREIKE KNOKE
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