Technische Informatik: Für wen eignet sich das Studium?
Technische Informatik verbindet Hardware mit Software, Elektrotechnik mit Informatik. Wer gerne programmiert, bastelt und tüftelt, könnte hier genau richtig aufgehoben sein. Das Gehalt kann sich nach dem Studium ebenfalls sehen lassen. Eines aber sollten Interessierte nicht unterschätzen.
Technische Informatik: Was ist das?
Die Technische Informatik verbindet Informatik und Ingenieurwesen. Studierende lernen also typische Informatik-Inhalte wie Programmieren. Doch auch technische Themen, wie Elektro- und Nachrichtentechnik oder Kommunikationstechnologien sind Bestandteil des Lehrplans. Mit diesem spezialisierten Informatik-Studium bereiten sich angehende Ingenieure auf eine Karriere als Technischer Informatiker vor.
Wie werde ich Technischer Informatiker?
Den Abschluss erlangt man am einfachsten mit einem akademischen Studium, also mit einem Bachelor- bzw. Masterabschluss. Studiengänge werden von verschiedenen Hochschulen angeboten. Das Studium an einer Fachhochschule ist generell sehr praxisnah. Das Studium an der Universität ist in der Regel stärker theoretisch orientiert und bereitet auf eine akademische Karriere vor. Technische Universitäten legen mehr Wert auf den Bereich Technischen Informatik.
Start-up Escarda Technologies: Hier arbeiten Technische Informatiker
Tim Wigbels plant die Revolution der Landwirtschaft. Genauer gesagt: die Öko-Revolution. Roboterfahrzeuge sollen alsbald über die Felder fahren, mittels eingebauter Kamera Unkräuter erkennen und diese gezielt mit einem Laserstrahl zur Strecke bringen. Alles vollautomatisch. Am Anfang könnten Bio-Landwirte zu den Abnehmern des Systems zählen, letztlich aber auch große Agrarbetriebe den Einsatz von Düngemitteln reduzieren. „Unser langfristiges Ziel ist es, dass wir mit unserer Technologie auf Dauer die Herbizide verdrängen“, sagt Wigbels.
Zusammen mit Julio Pastrana hat er das Start-up Escarda Technologies gegründet, eine Ausgründung der Universität Bonn. Pastrana ist der Roboter-Spezialist, Wigbels kümmert sich um die Bildverarbeitung. Er hat Technische Informatik an der RWTH Aachen studiert und 2015 mit einem Master abgeschlossen. „Die reine Informatik erschien mir zu theoretisch“, begründet Wigbels seine Studienwahl. Außerdem habe er „diesen Hang zum Basteln.“ Diesen Hang zu löten oder ein Radio auseinanderzunehmen und wieder zusammenzubauen.
„Jeder kennt Smartphones, jeder kennt Apps. Aber die meisten wissen gar nicht, was genau dahintersteckt“, so Wigbels weiter. Wie reagiert mein Smartphone, wenn ich auf dem Display nach links wische? Damit das Handy reagiert – und zwar schnell reagiert – müssen verschiedene Hard- und Softwarekomponenten zusammenwirken. Ein typischer Fall für Technische Informatiker. Das Fach befasst sich sowohl mit den Grundlagen technischer Systeme als auch mit der Informatik, die in diesen Systemen zur Anwendung kommt.
Wigbels würde sein Fach am ehesten als „Verbindung zwischen Elektrotechnik und Informatik“ beschreiben. Interrupts, boolesche Prozessoren, C-Compiler, Debugger – derartige Begriffe sind ihm während des Studiums häufiger über den Weg gelaufen. „Es ist sehr viel Mathe“, warnt er, das dürfe man auf keinen Fall unterschätzen.
Technische Informatik ist interdisziplinär, auch die sogenannte hardwarenahe Systementwicklung gehört dazu. Der Entwickler sitzt also nicht ausschließlich vor seinem Rechner, sondern programmiert etwa Mikrocontroller. Weniger Algorithmen, mehr Praxisbezug, darauf könnte man die Unterschiede zwischen Technischer und reiner Informatik ganz grob herunterbrechen.
Technische Informatik: Diese Universitäten bieten das Studium an
Der Studiengang Technische Informatik kann an zahlreichen Universitäten und Hochschulen deutschlandweit studiert werden und auch die damit zu erwerbenden Abschlüsse sind vielfältig: vom Bachelor of Science (B.Sc.) oder Engineering (B.Eng.), den Master of Science (M.Sc.) und den Bachelor of Education (B.Ed.) bis zum Lehramtsstudiengang.
Einen Numerus clausus gibt es für den Studiengang Technische Informatik in der Regel nicht, was aber nicht heißt, dass er nie gefordert wäre. Die HS Osnabrück etwa hatte für den Bachelor Engineering technischer Systeme sehr wohl eine Zulassungsbeschränkung.
Universität | Studiengang |
Uni Koblenz-Landau | Technische Informatik (Lehramt), Bachelor of Education |
Uni Heidelberg | Technische Informatik, Master of Science |
HS Bochum | Technische Informatik Dual und Vollzeit |
HS Mannheim | Technische Informatik Bachelor of Science, Informatik Master of Science |
HS Reutlingen | Medizinisch-Technische Informatik, Bachelor of Science |
TU Ilmenau | Ingenieurinformatik, Bachelor of Science, Master of Science |
Ernst-Abbe-HS Jena | Informationstechnik, Frauenstudiengang, Bachelor of Engineering |
HS Augsburg | Technische Informatik (dual), Bachelor of Engineering |
TU Berlin | Technische Informatik, Bachelor of Science |
Technische Informatik: Vielversprechende Jobperspektiven
Die Jobperspektiven erscheinen vielversprechend. Zum einen sind eingebettete Systeme – gewissermaßen das Spezialgebiet der Technischen Informatik – aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken: Sie stecken in Handys, Waschmaschinen, Robotern, Flugzeugen, sogar in Kraftwerken. Welche Aufgaben Systems Engineers haben und wer sie einstellt, steht hier. Zum anderen kommen Technische Informatiker aber auch als „gewöhnliche“ Software-Entwickler auf dem Arbeitsmarkt unter.
Auch Wigbels hatte sich unmittelbar nach dem Studium als Entwickler bei einem Software-Unternehmen beworben und war prompt eingestellt worden. Alternativen gab es zuhauf, die Jobsuche habe er insgesamt „als relativ einfach empfunden.“ Grund dafür ist ein Engpass, auf den auch die Arbeitsagentur hinweist. IT-Fachleute werden insgesamt in Deutschland immer beliebter. Die Arbeitsagentur fügte aber hinzu: „Punktuelle Engpässe zeigen sich jedoch bei Softwareentwicklern, deren Kenntnisse einem mindestens vierjährigen Informatikstudium entsprechen.“ Noch so eine Entwicklung, von der Technische Informatiker profitieren könnten.
Gehalt: Was verdienen Technische Informatiker?
Informatiker und Software Elektrotechniker erhalten generell hohe Einstiegsgehälter. Informatikingenieure vereinen das Fachwissen von zwei sehr begehrten beruflichen Bereichen (Informatik und Technik). Das wird finanziell belohnt.
Einstiegsgehälter für Technische Informatiker liegen zwischen 3.500 – 4.500 Euro brutto monatlich. Hier gibt es allerdings noch viel Spielraum nach oben: Mit wachsender Berufserfahrung steigt das Gehalt. Nach zehn Jahren können Fachkräfte bereits bis zu 40 % mehr verdienen als zu Anfang. Spitzenpositionen wie Projektleiter erhalten zum Teil ein Jahresgehalt von 180.000 Euro.
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