Herausforderungen und Chancen für internationale MINT-Studierende in Deutschland
Deutschland zählt mit rund 368.000 internationalen Studierenden zu den führenden Gastländern weltweit, insbesondere in den MINT-Fächern. Um den Fachkräftemangel in diesen Bereichen zu reduzieren, ist es entscheidend, dieses Potenzial besser zu nutzen.
Mit etwa 368.000 internationalen Studierenden zählt Deutschland zu den führenden Gastländern weltweit. Besonders die Fachrichtungen Mathematik, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Technik (MINT) erfreuen sich bei ausländischen Studierenden einer deutlich größeren Beliebtheit im Vergleich zu ihren deutschen Kommilitonen. Und: Um den Fachkräftemangel in MINT-Berufen zu reduzieren, ist es entscheidend, dieses Potenzial besser zu nutzen – bzw. diese Fachkräfte in Deutschland zu halten.
Generell spiegelt diese Entwicklung den wachsenden Bedarf an Fachkräften in diesen Bereichen wider, sowohl in der Industrie als auch in der Forschung. Die Attraktivität von MINT-Studiengängen liegt nicht nur in den vielfältigen Karrieremöglichkeiten, sondern auch in der Aussicht auf eine zukunftssichere Beschäftigung. Von daher ist es nicht überraschend, dass die Aufenthaltsquote der internationalen Studierenden mit 45 Prozent die höchste weltweit ist und damit sogar Länder wie Kanada, Australien und Neuseeland übertrifft.
Verbleib von MINT-Fachkräften in Deutschland fördern
Trotz dieser positiven Zahlen verlässt jedoch mehr als die Hälfte der ausländischen Studierenden Deutschland innerhalb von zehn Jahren, und die Abbruchquote während des Studiums liegt bei internationalen Studierenden bei 41 Prozent, im Vergleich zu 28 Prozent bei deutschen Studierenden. Die Studie „Zwischen Willkommen und Wirklichkeit: Befragung internationaler MINT-Studierender“ analysiert, wie die Integration ausländischer Studierender verbessert werden kann, insbesondere im Hinblick darauf, den Verbleib von MINT-Fachkräften in Deutschland zu fördern.
Die Ergebnisse einer Umfrage unter über 7.000 internationalen Studierenden zeigen deutlich: Die überwältigende Mehrheit (83 Prozent) betrachtet das Erlernen der deutschen Sprache als den wichtigsten Schritt zur Integration. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) hat sich zudem mit der deutschen Kultur und den Traditionen vertraut gemacht und deutsche Freunde gefunden. Besonders ein starkes soziales Netzwerk sowie Unterstützungsangebote seitens der Hochschulen wurden von den Befragten als entscheidende Faktoren im Integrationsprozess genannt. Dabei erweisen sich außerschulische Aktivitäten wie Sportveranstaltungen und freiwilliges Engagement als besonders wirksam.
Integrationshindernisse für internationale MINT-Studierende
Die Ergebnisse verdeutlichen ebenfalls bedeutende Integrationshindernisse: Vor allem die Sprachbarriere stellt eine zentrale Hürde dar. Fast 60 Prozent der Befragten geben an, dass unzureichende Deutschkenntnisse ihre Integration erschwert haben, während 40 Prozent meinen, dass ihnen wichtige Informationen in englischer Sprache gefehlt haben. Des Weiteren wurden bürokratische und existenzielle Hindernisse als bedeutende Integrationshemmnisse genannt, darunter mangelnde Beratungsangebote und fehlende finanzielle Förderprogramme.
Besonders während des Übergangs vom Studium zum Beruf werden weitere Herausforderungen für internationale Studierende deutlich. 34 Prozent der Studierenden geben an, dass ihnen die Berufssuche „schwer“ oder „ziemlich schwer“ fällt. Neben Problemen mit den Sprachanforderungen, die von 66 Prozent genannt werden, werden auch fehlende Praxiserfahrung (29 Prozent), ein mangelnder Zugang zu potenziellen Arbeitgebern (17 Prozent) sowie ein Mangel an Informationen über den deutschen Arbeitsmarkt (13 Prozent) von den Befragten als Herausforderungen bei der Berufssuche genannt.
Internationalisierungsstrategie erweitern
Die Untersuchung wurde im Rahmen der Zukunftsmission Bildung erstellt, die vom Stifterverband im Februar 2024 ins Leben gerufen wurde. Ziel dieser Mission ist es, rasch mehr Menschen mit den erforderlichen Kompetenzen für die Zukunft aus- und weiterzubilden. Im Rahmen dieser Initiative hat der Stifterverband die Allianz für MINT-Fachkräfte ins Leben gerufen. Diese Allianz strebt danach, Wege aufzuzeigen, wie der Anteil der MINT-Absolventinnen und -Absolventen erhöht werden kann, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken.
Von daher: „Hochschulen müssen ihre Internationalisierungsstrategie erweitern, und nicht nur die Gewinnung, sondern auch das soziale Umfeld und den Verbleib internationaler Studierender adressieren“, plädieren die Autoren der Studie. Denn: Eine verbesserte Integration internationaler Studierender in den Arbeitsmarkt erfordert verstärkte Bemühungen nicht nur von Seiten der Hochschulen, sondern auch seitens der Politik und der Gesellschaft. Diese Bemühungen sollten auf eine Förderung von Vielfalt und Offenheit abzielen.
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