Immer mehr junge Frauen beginnen ein technisches Studium
Die Zahl der Anfängerinnen in den MINT-Studiengängen – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – ist im vergangenen Jahr stärker gestiegen als bisher: Rund ein Viertel aller Studienanfängerinnen entschieden sich 2012 für ein technisches oder naturwissenschaftliches Fach.
23 Prozent betrug der Frauenanteil bei den Studienanfängern in den Ingenieurwissenschaften im vergangenen Jahr. Das sind immerhin zwei Prozent mehr als 2011. Worin der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen „Komm, mach MINT.“ einen deutlichen Positiv-Trend sieht. Allein in den vier Jahren von 2008 bis 2012 sei die Zahl der Studienanfängerinnen in den MINT-Fächern stark angestiegen, meldet die Geschäftsstelle und beruft sich dabei auf Daten des Statistischen Bundesamts. Danach steigerte sich die Anzahl seit 2008 in den Ingenieurwissenschaften um 14 500 auf insgesamt 35 500 Studienanfängerinnen in 2012, in den Naturwissenschaften und der Informatik um fast 22.000 auf 58.000.
Kontinuierliche Entwicklung in den letzten Jahren
Als deutliches Zeichen dafür, dass die Arbeit von „Komm, mach MINT.“ erfolgreich ist, wertet das Geschäftsstellenleiterin Ulrike Struwe. „Die Dynamik ist deutlich erkennbar“, sagt sie. „Das Potential gut qualifizierter Frauen in Naturwissenschaft und Technik wird immer größer, das ist eine kontinuierliche Entwicklung in den letzten Jahren.“
Eine Reihe von Projekten im ganzen Bundesgebiet gibt den Anschub dafür, mehr Frauen für MINT-Berufe und -Studiengänge zu interessieren. Ein Beispiel dafür ist das Niedersachsen-Technikum. Damit können junge Frauen nach dem Abitur ein halbes Jahr lang praktische Erfahrungen in einem Unternehmen und erste theoretische an einer Hochschule sammeln. Zwölf Hochschulen und 69 Unternehmen beteiligen sich inzwischen am Niedersachsen-Technikum. Das Projekt ist erfolgreich: 92 Prozent der bisherigen Absolventinnen begannen anschließend ein Studium oder eine Ausbildung im MINT-Bereich. „Unsere Aktivitäten bewirken etwas – bei den Frauen ebenso wie in den Unternehmen“, fasst Ulrike Struwe zusammen.
Ingenieurwissenschaften: Frauen brechen seltener ab
Die Statistiken zeigen, dass es nicht bei der Anfangsbegeisterung bleibt. Die Abbruchquote ist laut Struwe bei den weiblichen Studenten der Ingenieurwissenschaften geringer als bei ihren männlichen Kommilitonen. Das wird auch an den Absolventinnenzahlen sichtbar: Zwölf Prozent mehr als im Vorjahr machten 2012 einen Abschluss in einer Ingenieurwissenschaft, insgesamt gab es 17 500 MINT-Absolventinnen. In den Naturwissenschaften stiegen die Absolventinnenzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Prozent auf 28 500.
Wie es danach weitergeht, zeigt eine Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes: Danach ist die Zahl der angestellten Naturwissenschaftlerinnen seit 2007 um 44 Prozent gestiegen, und auch unter den Ingenieurinnen gibt es ein Viertel mehr Beschäftigte.
Starker Fachkräftemangel ist in Sicht
Bei „Komm, mach MINT.“ engagieren sich auch Unternehmen. Das tun sie aus gutem Grund. Ihnen fehlen nicht nur Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlerinnen, die verschiedenen Zweige der Branche leiden ohnehin unter Fachkräftemangel. Und der wird sich in den nächsten Jahren voraussichtlich noch verschärfen. Nach einer Studie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) benötigt die Wirtschaft zwischen 2015 und 2020 jährlich rund 111 000 MINT-Akademikerinnen und Akademiker – davon rund 70 Prozent Ingenieurinnen und Ingenieure. „Wir müssen mehr Frauen für Ingenieurberufe begeistern – ein großes ungenutztes Potenzial für den Technikstandort Deutschland“, fordert deshalb auch VDI-Direktor Willi Fuchs.
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