Gehalt 06.12.2013, 01:00 Uhr

Ingenieure mit Bachelor können durchaus direkt in den Job starten

Viele Ingenieure haben einen Bachelor in der Tasche, glauben aber, den Master in jedem Fall aufsatteln zu müssen. Das entspricht aber keineswegs der Einstellungspraxis in den Unternehmen, die auch Bachelor-Absolventen gerne nehmen, ihnen jedoch ein bisschen weniger Gehalt zahlen.

Ingenieure mit Bachelor verdienen nicht wesentlich weniger.

Ingenieure mit Bachelor verdienen nicht wesentlich weniger.

Foto: panthermedia.net/stockyimages

Der Direkteinstieg in den Arbeitsmarkt ist bei der Mehrheit der Bachelor-Absolventen immer noch nicht beliebt: 62 Prozent beginnen nach dem Bachelorabschluss unmittelbar ein Masterstudium. Das ergab eine Befragung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW GmbH). Befragt nach den Gründen nennen die Masterstudierenden das persönliche Fachinteresse, aber auch Sorgen hinsichtlich der Akzeptanz des Bachelorabschlusses auf dem Arbeitsmarkt. Dazu besteht allerdings kein Anlass, denn diese Ingenieure werden überwiegend problemlos in den Arbeitsmarkt integriert, wie eine Reihe von Unternehmens- und Absolventenbefragungen zeigt.

Bei den Hochschulabsolventen des Prüfungsjahrgangs 2009 wurde in einer weiteren Befragung des DZHW deutlich: Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Bachelors (FH: drei Prozent; Uni: zwei Prozent), sogar weniger als bei den Diplomabsolventen (jeweils vier Prozent bei Uni und FH), war arbeitslos (Fachhochschulbachelors: drei Prozent, Universitätsbachelors: zwei Prozent). Übergangslösungen wie Jobben oder Praktika gab es trotz Bachelor für die Ingenieure nur selten. Die Mehrheit ist regulär beschäftigt (Fachhochschulbachelors: 78 Prozent, Universitätsbachelors: 63 Prozent).

Unternehmen stellen Ingenieure mit Bachelor ein

Auch aus der Perspektive der Unternehmen gibt es keinen Grund, bei einem Bachelor mit dem Sprung ins Berufsleben als Ingenieur zu zögern. Lässt man die Unternehmen, die überhaupt keine Akademiker beschäftigen, außer Betracht, so waren – wie sich in einer Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln zeigte – die Bachelors bereits 2010 nahezu in gut jedem vierten Unternehmen beschäftigt. Die Mehrheit der Unternehmen setzt die Bachelorabsolventen auf typischen Positionen akademischer Berufsanfänger ein.

Unabhängig von der Art des Abschlusses sind dies die Sachbearbeitung nach Anweisung und die eigenständige Bearbeitung einer Projektaufgabe. Für Master (91 Prozent) und für Diplomabsolventen (93 Prozent) ist etwas häufiger als für die Bachelors (87 Prozent) eine eigenständige Projektaufgabe als Einstiegsposition vorgesehen. Aufgaben mit mehr Verantwortung kommen für akademische Berufsanfänger generell weniger infrage. Aber auch hier kommen die Ingenieure mit Bachelor beim Berufseinstieg grundsätzlich zum Zuge, ihre Kollegen mit Master und Diplom allerdings häufiger.

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Ingenieure mit Bachelor verdienen nicht wesentlich weniger

Neben dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln haben auch das Institut für Mittelstandsforschung sowie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag Befragungen zu den Arbeitsmarktchancen von Bachelorabsolventen durchgeführt. Je nach Umfrage zahlen zwischen 55 und 68 Prozent der Unternehmen den Ingenieuren mit Bachelor die gleichen Gehälter wie den Diplomabsolventen. Wird weniger gezahlt, so fallen die Abschläge in den Unternehmensbefragungen im Vergleich zu Diplomabsolventen nicht übermäßig hoch aus.

Das zeigt auch eine Unternehmensbefragung der Personalberatung alma mater zu den Einstiegsgehältern des Jahres 2012: Im Durchschnitt erhielten die Hochschulabsolventen 40.825 Euro. Für die Diplomabsolventen lag das Bruttoeinstiegsgehalt bei 41.231 Euro, für die Masterabsolventen bei 41.615 Euro. Trotz wesentlich kürzerem Studium erreichten die Ingenieure mit Bachelor mit 39.704 Euro 95 Prozent des durchschnittlichen Mastergehalts. Noch etwas näher beieinander lagen 2012 nach der Ingenieurgehälter-Studie der VDI nachrichten bei Berufseinsteigern die Gehälter für Ingenieure mit Bachelorabschluss (42.500 Euro) und Masterabschluss (44.200 Euro).

Gute Karriereaussichten für Ingenieure mit Bachelor

Die ersten Stufen der Karriereleiter haben Ingenieure mit Bachelor bereits erklommen. Bei rund 70 Prozent der Unternehmen, die Bachelorabsolventen beschäftigen, waren sie 2010 bereits Projektleiter geworden. Das ergab die Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln. Bachelors in der Position eines Bereichs- oder Abteilungsleiters gab es bei rund 40 Prozent der Unternehmen mit Bachelorabsolventen, Fachgebietsleiter mit Bachelordiplom in gut jedem zweiten dieser Unternehmen. Was aus Unternehmenssicht für die Karriere ausschlaggebend ist, sind in erster Linie die Identifikation mit den Zielen des Unternehmens, Leistungsmotivation und Kommunikationsfähigkeit sowie die Bewährung im Unternehmen.

Eine eher nüchterne Sicht haben die Unternehmen dagegen auf den Doktortitel und akademische Meriten insgesamt, wenn es um die Karriereperspektiven geht. Die sehr große Mehrheit von über 90 Prozent der Unternehmen findet den Doktortitel bei der Besetzung von Fach- und Führungspositionen eher unwichtig. Auch der Mastertitel, der von der Mehrheit der Ingenieure mit Bachelor noch angestrebt wird, spielt bei gut zwei Drittel der Unternehmen bei der Vergabe von Karrierepositionen eher keine Rolle. 72 Prozent der Befragten ist es auch nahezu egal, ob ein Abschluss an der FH oder an der Uni erworben wurde. Lediglich bei einer kleineren Gruppe der Unternehmen (15 Prozent) gibt es Positionen, für die mindestens ein Master erforderlich ist. Dabei handelt es sich überwiegend um wissenschaftsnahe Aufgaben im Bereich der Forschung und Entwicklung.

Ingenieure mit Bachelor können den Master später nachholen

Wer auch bei guten Karriereperspektiven mit dem Bachelor als Ingenieur dennoch nicht auf den Mastertitel verzichten möchte, kann dies auch berufsbegleitend verwirklichen. Bei knapp jedem zweiten Unternehmen ist dies möglich. Befürworten die Unternehmen ein Masterstudium, dann bieten sie meist auch Unterstützung in Form von Freistellungen oder teilweise Übernahme der Studiengebühren.

www.iwkoeln.de

 

Ein Beitrag von:

  • Christiane Konegen-Grenier

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