Lehrer bemängeln: Zu wenig Computer an Schulen
Mehr als eine „Vier plus“ war nicht drin: Bei einer Umfrage vergaben Lehrer der Sekundarstufe I für die IT-Ausstattung an ihren Schulen die Durchschnittsnote 3,6. Ein Drittel der Befragten nennt die Versorgung mit Computern und Tablets sogar mangelhaft oder ungenügend.
Seit Jahren dasselbe Bild: Die Digitalisierung ist als Megatrend in den Medien präsent, doch an den Schulen spiegelt sich das nur auf dem Pausenhof wider, wo die Kids mit ihren mobilen Geräten unterwegs sind. Die Ausstattung der Schulen selbst mit Tablets oder gar Smartphones lässt dagegen zu wünschen übrig. Und das, obwohl das Schulgesetz beispielsweise in Nordrhein-Westfalen vorsieht, dass „der verantwortungsbewusste Umgang mit Medien“ zum Bildungsauftrag gehört. Das sarkastische Fazit des Dortmunder Schulforschers Wilfried Bos vor einem Jahr: „Hierzulande lernen Schüler den Umgang mit Computern trotz Schule.“
Geändert hat sich seither offenbar wenig. In einer neuen Umfrage unter rund 500 Lehrern der Sekundarstufe I (Haupt-, Real- und Gesamtschulen bis Klasse 10, Gymnasien bis Klasse 9) kam unterm Strich die Durchschnittsnote 3,6 für die Ausstattung der Schulen heraus.
„Mit dem Faustkeil ist der Auftrag nicht zu erfüllen“
Die Ergebnisse kann man so oder so lesen: Für fast zwei Drittel der Lehrer ist die IT-Ausstattung okay, denn sie vergeben Noten von Sehr Gut und Gut (gesamt 28 %) bis Befriedigend und Ausreichend (gesamt 37 %). Der IT-Verband Bitkom und die Lehrerorganisation VBE, die die Befragung in Auftrag gaben, betonen das anders: 34 % lassen das System durchfallen. Eine „Vier“, so ihr Fazit, kann unmöglich dem Anspruch des wohlhabenden Hochtechnologielandes Deutschland gerecht werden.
„In den vergangenen Jahren wurde viel zu wenig in Hardware, Software und nicht zuletzt in die Köpfe an Schulen investiert, da darf man sich über ein schlechtes Zeugnis nicht wundern. Mit dem Faustkeil lässt sich der digitale Bildungs- und Erziehungsauftrag nicht ausfüllen“, wettert der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Er kritisiert auch, dass die Lehrer selbst zu wenig qualifiziert seien, um die digitale Welt zu erklären, weil es an Fortbildungsangeboten mangele.
Programmiersprache statt Latein im Lehrplan?
Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz hält auch Änderungen im Bildungskanon für notwendig. „Unsere Kinder sollten Englisch als Lingua Franca der digitalen Welt ab der 1. Klasse lernen – und danach lieber eine Programmiersprache als Latein“, sagte er mit Blick auf die Umfrageergebnisse.
Das werden viele der Lehrer möglicherweise doch noch etwas anders sehen. Tatsache ist, dass sie die Computerausstattung an ihren Schulen umso schlechter bewerten, je jünger sie selbst sind: Unter den Befragten bis 32 Jahren lag die Durchschnittsnote sogar nur bei 3,9. Auch bei den Schultypen gab es durchaus signifikante Unterschiede: Während die Realschulen noch eine Drei minus kriegen, liegt die Note in den Gesamtschulen nur bei 3,8.
Vielleicht liegt die Lösung ja in einem Konzept, das eigentlich für weniger entwickelte und ärmere Länder gedacht ist: Das preiswerte und extrem robuste Tablet Infinity, mit dem eine Hilfsorganisation die Kinder in aller Welt ausstatten will. Andererseits hat eine Pisa-Studie jüngst auch gezeigt: Ein Computer allein macht noch keinen besseren Schüler.
Ein Beitrag von: