„Master und Diplom gleichwertig“
Mit zwei neuen Studiengängen – ,Wirtschaftsingenieur“ und ,Angewandte Informatik“ – bietet die Universität Hannover der Green Card Paroli“, verkündete in dieser Woche Unipräsident Ludwig Schätzl.
Doch die Wirtschaft wird noch warten müssen: mindestens drei Jahre auf die ersten Informatiker und fünf Jahre auf die ersten Wirtschaftsingenieure. Die Computerspezialisten sind schneller praxisfit, weil sie nach sechs Semestern bereits mit dem Bachelor abschließen können. Bis zum Master müssen weitere vier Semester draufgesattelt werden. „Das neue Informatik-Studium wird so gestaltet, dass Master und Diplom gleichwertig werden“, erklärt Professor Wolfgang Nejdl.
Das Warten auf die hannoverschen Spezialisten soll sich allerdings lohnen. Flexibilität heißt das Stichwort für die künftigen Computerprofis. Neben einer soliden Grundausbildung in Soft- und Hardware sollen sie zwischen Fächern wie Kommunikations- und Internettechniken, Computer-Vision und Bildverarbeitung, Informationssysteme oder Entwurfsautomatisierung auswählen können. Selbst Betriebswirtschaft, Jura oder Biologie stehen den Studierenden als Zusatzfächer offen. Und weil die künftigen IT-Spezialisten als Mehrzweck-Meister gelten sollen, gehören auch Auslandserfahrungen, Sprachkenntnisse und mehrwöchige Industriepraktika zum Studium.
Mehrfachqualifikation gegen die nächste Nachfrageflaute könnte das geheime Curriculum der neuen Studiengänge heißen. Denn auch die Wirtschaftsingenieure werden zu Multitalenten ausgebildet, die als Vermittler zwischen den technischen Spezialisten und den Ökonomen agieren können. Ein 13-wöchiges Praktikum soll die Ausbildung abrunden. Von diesem Angebot, so jedenfalls hofft Unipräsident Schätzl, werden sich möglicherweise auch Studierende der Wirtschaftswissenschaften locken lassen. Schließlich bemühen sich 800 bis 1200 Bewerber um die 450 wirtschaftswissenschaftlichen Studienplätze der Uni. „Da entscheidet sich der eine oder die andere vielleicht sofort für den Wirtschaftsingenieur“, kalkuliert Schätzl.
Auch den klassischen Ingenieurwissenschaften möchte Schätzl ein neues Reservoir öffnen: ausländische Studierende. Denn noch dümpelt deren Anteil an den deutschen Hochschulen um die 10 % – weniger als in England oder USA. Statt Green Card mehr ausländische Studierende, könnte Hannovers neuer Slogan sein. RUTH KUNTZ-BRUNNER
Ludwig Schätzl: „Wir werden in den neuen Studiengängen an der Uni Hannover Multitalente ausbilden.“
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