Master statt MBA: Auf alternativen Wegen in die Chefetage
Nicht nur die Managerausbildung des Master of Business Administration (MBA) kann in den Vorstand führen, sondern auch spezielle Masterprogramme. Aber immer die Augen aufhalten, das Angebot wächst kontinuierlich: Allein in Deutschland kommen jedes Jahr rund 40 neu eingerichtete Studiengänge dazu.
Längst nicht nur der Abschluss Master of Business Administration (MBA) eröffnet gute Chancen auf einen Job in den Führungsetagen der Wirtschaft. Das strahlende Image der sagenhaften drei Buchstaben auf der Visitenkarte verstellt leicht den Blick für nicht weniger aussichtsreiche Alternativen.
Der klassische MBA-Absolvent als ein Generalist mit Spezialistenhintergrund, der sich schnell einarbeiten kann und vielseitig einsetzbar ist, hat wie andere Allzweckwaffen auch einen entscheidenden Makel: Er kann irgendwie alles und damit nichts richtig. Was die Absolventen für ihren späteren Beruf und für die Branche, in der sie arbeiten, an Spezialwissen benötigen, haben sie aus ihrem Erststudium oder ihrer Berufserfahrung mitgebracht. Oder sie müssen es sich erst noch mühsam erarbeiten – und das kostet Unternehmen wertvolle Zeit und Geld.
Anders sieht es mit den Absolventen spezieller Master-Studiengänge aus. Diese schließen im Regelfall konsekutiv an das grundlegende Studium an und sind punktgenau für den Einsatz in bestimmten Branchen, in bestimmten Funktionen oder an definierten Schnittstellen zweier Bereiche qualifiziert. Das macht die Spezial-Master für viele Unternehmen attraktiv. Außerdem sind sie deutlich jünger als MBA-Absolventen, denn sie werden zum Masterstudium zugelassen, ohne jahrelange Berufspraxis nachweisen zu müssen.
Nachteil MBA: Zulassung nur mit Berufserfahrung
„Wer jung ist und auf einer bestehenden Bachelorausbildung aufbauen möchte, sollte sich für ein Masterstudium entscheiden, vor allem dann, wenn er auch promovieren möchte und eine akademische Laufbahn anstrebt“, empfiehlt Markus Rudolf, Prorektor und akademischer Leiter der Masterprogramme an der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar.
Für das MBA-Studium wird an der WHU – und nicht nur dort – niemand zugelassen, der nicht wenigstens drei Jahre Berufserfahrung vorzuweisen hat. Dementsprechend sind die Absolventen im Normalfall deutlich jenseits der 30, wenn sie die Business School verlassen. Wer sich für ein anderes Masterstudium entscheidet, ist deutlich unter 30, wenn er oder sie auf die Karriereleiter steigt.
Das Angebot an ökonomisch ausgerichteten Masterstudien ist ebenso vielfältig wie unüberschaubar. 482 Studienprofile allein im Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften liefert die Suche bei www.studieren.de/thessa/, vom Master of Accounting and Finance bis zum Master of Wissensmarketing.
MBA-Alternativen: Gezielte Suche sinnvoll
Interessenten tun also gut daran, im Vorfeld zunächst Klarheit darüber zu erlangen, welche Branchen für sie interessant sind und welche Funktion sie anstreben, um dann gezielt nach entsprechenden Angeboten zu suchen. Wer noch in seinem Bachelorstudium steckt, sollte regelmäßig die neuen Angebote sichten. Denn allein in Deutschland kommen jedes Jahr rund 40 neu eingerichtete Studiengänge dazu.
Für Energietechniker spannend und noch jung ist z. B. der Executive Master in Energy Management der ESCP Europe, der seit 2012 auch am Berliner Campus angeboten wird. Er richtet sich an Fach- und Führungskräfte der Energiewirtschaft und branchennahen Dienstleistungsunternehmen, wozu auch das für viele Studenten attraktive Feld der Unternehmensberatung gehört. Programmziel ist es, den Teilnehmern ein belastbares Wissen und Verständnis für die Energiewirtschaft und ihre grundlegenden wirtschaftlichen und technologischen Konzepte zu vermitteln.
Am Ende soll der Master Strategien entwickeln können, um sich in einem stark regulierten Umfeld mit Erfolg zu behaupten. Das Studium sei besonders wertvoll für den deutschen Markt, befähige aber auch zu einer Tätigkeit im Ausland, so Sylvie Geisendorf, akademische Leiterin des Executive Master in Energy Management an der ESCP: „Durch Energiewende und Atomausstieg verdeutlicht Deutschland in besonderem Maße die dynamisch wachsenden Ansprüche an die Energiewirtschaft. Von einer Analyse länderspezifischer Energiepolitiken und der Umsetzungsprobleme können Manager der Energiebranche länderübergreifend profitieren.“
MPP macht MBA zunehmend Konkurrenz
Eine weitere Konkurrenz zum MBA sind Programme, die inhaltlich ähnlich breit aufgestellt sind, aber auf einen anderen beruflichen Einsatzort zielen. Ursprünglich aus den USA stammt der Master of Public Policy (MPP). „Der MPP ist ein Abschluss, der im englischsprachigen Raum, insbesondere in den USA, traditionell auf eine Karriere im öffentlichen Sektor vorbereitet“, erklärt Regine Kreitz von der Hertie School of Governance in Berlin. Das habe sich jedoch geändert. „Heute sind MPP-Absolventen überall sehr beliebt wegen ihres breiten Ansatzes, insbesondere in der Privatwirtschaft und bei Nicht-Regierungs-Organisationen“, zum Beispiel bei international tätigen Entwicklungsdiensten.
Es seien die typischen „Über-den-Tellerrand-Gucker“, die auf Unternehmensseite zum Beispiel in den Bereichen Strategie, Public Affairs oder an der Schnittstelle zum öffentlichen Sektor eingesetzt würden.
Wer also dorthin möchte, wo man sowohl Wirtschaft wie auch Politik verstehen und analysieren können muss, um etwa strategische Konzepte auszuarbeiten, beratend tätig sein oder Lobbyarbeit betreiben muss, wird mit diesem Masterstudium besser fahren als mit einem MBA. 40 % aller MPP-Absolventen der Berliner Hochschule wählen den Weg in die Wirtschaft. Und nicht wenige Studierende antworten auf die Frage, was sie vor ihrem MPP-Studium waren: „Ingenieur“.
Ein Beitrag von: