Informatik-Professor im Porträt 27.04.2012, 11:57 Uhr

Professor Mansel schaut hinter die Firmentüren

Seine wissenschaftliche Neugier trieb Informatik-Professor Detlef Mansel zurück zu seinen beruflichen Wurzeln

Detlef Mansel hätte sich in den wissenschaftlichen Elfenbeintrum zurückziehen und das im vierjährigen Zyklus mögliche Forschungsfreisemester wählen können. Der Professor am Fachbereich Informatik und Kommunikation der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen entschied sich aber für den alternativen, den ungewöhnlichen Weg. Der 52-Jährige kehrte an die Quelle seiner beruflichen Tätigkeit zurück. Im Rahmen eines Praxisfreisemesters schaute Mansel den Düsseldorfer Mitarbeitern der E-Plus-Gruppe über die Schultern. Beim drittgrößten deutschen Mobilfunkanbieter frischte der Informatikprofessor sein Praxiswissen auf. Ein weiser Schritt, wie Mansel im Rückblick meint.

„Ich entschied mich 1993, als E-Plus noch in der Gründungsphase steckte, dazu, das Unternehmen zu verlassen und eine Professur in Gelsenkirchen anzutreten“, erklärt Detlef Mansel. „Das war damals keine leichte Entscheidung, ich habe ziemlich gewackelt.“ Bei aller Verbundenheit eines FH-Professors zur Praxis: Mansel hat den Wechsel in die Wissenschaft nicht bereut.

Was blieb, ist die Neugier, wie der Unternehmensalltag im Allgemeinen und bei E-Plus im Besonderen aussieht. Und was wohl aus ihm geworden wäre, wenn er damals nicht von Düsseldorf ins Ruhrgebiet gewechselt wäre. „Nach 19 Jahren muss ich sagen: E-Plus ist in jeder Hinsicht erwachsen geworden.“

Professor Mansel: E-Plus ist erwachsen geworden

So erwachsen, dass Mansel sich in erster Linie als Hospitant und nicht als Ratgeber sah. „Zu 80 % habe ich einfach nur zugeschaut, zu 20 % konnte ich mich einbringen.“ Dabei war die Technik für den mitten in der prallen Forschung steckenden Informatiker nicht die größte Wundertüte. „Es geht ja längst nicht nur um technische Prozesse. Die eh schon komplexen Mobilfunksysteme werden dadurch noch komplexer, dass man alte Netze versorgen muss, während immer wieder neue hinzukommen. Und das bei 20 Mio. Kunden.“

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Dass Fehler unterlaufen, liegt in der Natur des Menschen. Nur: Die Quote sollte im harten Wettbewerb gen Null tendieren. Mansel: „Die Bedeutung wirtschaftlicher Aspekte ist mir erst durch mein halbes Jahr bei E-Plus in ihrem Umfang bewusst geworden. An dem System hängen Kunden und Arbeitsplätze, da darf man sich kaum Fehler leisten.“

Nicht minder wichtig sind Vertrauen und Verschwiegenheit. „Ohne Vertrauen geht es nicht, denn natürlich ist nicht auszuschließen, dass ,der Praktikant‘ auch Dinge erfährt, die firmenintern bleiben müssen“, erläutert Hans-Jürgen Schrewe, der während des Praxissemesters der „Vorgesetzte“ von Detlef Mansel war. „Da ich Professor Mansel aus den E-Plus-Anfängen kannte, war dies bei seiner vorübergehenden Anstellung jedoch kein Thema. Generell sollten bei der Auswahl geeigneter Kandidaten neben den inhaltlichen Themen aber auch die generellen Arbeitsweisen zusammenpassen.“

Professor Mansel hospitiert bei E-Plus

Als Detlef Mansel den Bereichsdirektor in der Düsseldorfer E-Plus-Zentrale auf ein Praxissemester ansprach, dachte Schrewe zunächst, der Professor wolle einen seiner Studenten bei E-Plus unterbringen. Die Hospitanz des erfahrenen Forschers selbst überraschte ihn zunächst. „Doch dann erkannten wir schnell, dass sich eine Win-win-Situation ergeben kann, da es für das gesamte Team interessant sein könnte, aus der Sicht des Wissenschaftlers Anregungen für die eigene Arbeit zu erhalten.“

„Und da Detlef Mansel nicht als allwissender Überakademiker, sondern als sympathischer Fachmann auftrat, passte er vorzüglich ins Team“, erinnert sich Schrewe. „Für die Kollegen bei E-Plus war es interessant, neue Sichtweisen zu entdecken, die die Wirkung von Neuerungen auf den Endkunden betreffen sowie die Arbeitsweisen von Anwendungsentwicklern aufzeigen. Alles in allem also eine tolle Initiative, die wir gern unterstützen und die sich in der Praxis auch super bewährt hat.“

Seinerseits attestiert Mansel den E-Plus-Mitarbeitern „hohe Sozialkompetenz“, denn mit Professoren, sagt er lächelnd, sei es nicht immer ganz leicht. „Vielleicht hatte der ein oder andere E-Plus-Mitarbeiter ja auch Spaß an der Zusammenarbeit.“

Hätte er das Praxissemester fünf Jahre nach seinem Ausscheiden bei dem Düsseldorfer Mobilfunkanbieter absolviert, hätte ihm das wenig gebracht, sagt Mansel. „Nach 18 Jahren aber war ich erstaunt, wie andersartig die Praxis doch funktioniert. So ein Blick hinter die Kulissen sollte regelmäßig, aber nicht allzu häufig sein, dann ist der Lerneffekt gering“, meint der Informatiker, der während seiner Praxisphase fünf Tage in der Woche im selben Rhythmus wie seine Kollegen arbeitete.

Westfälische Hochschule profitiert von Mansels Praxiswissen

Die Früchte der Kooperation ernte die Westfälische Hochschule in Form des Wissens, das Mansel bei E-Plus gesammelt hatte und das er an seine Studenten weitergeben wolle. Die Brücke zum Mobilfunkunternehmen habe ein solides Fundament, weiter ausbauen will er sie aber nicht. „Ansonsten wirkt das so, als stehe ich in Diensten von E-Plus und wollte die Studierenden dorthin vermitteln. Schließlich gibt es auch noch andere interessante Arbeitgeber.“

Wenn Professoren nicht nur selten für ein Praxisfreisemester entschieden, dann hapere das nicht immer an ihrer fehlenden Bereitschaft, sagt Detlef Mansel. „Es ist eben schwierig, Partner zu finden, die einerseits interessant genug sind und die andererseits Einblicke gewähren.“ Denn: „Professoren sind ja schließlich nicht blöd, die kriegen vieles mit.“  

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Schmitz

    Wolfgang Schmitz

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Bildung, Karriere, Management, Gesellschaft

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