Wissenschaftsbetrug 04.05.2012, 11:57 Uhr

Promotion & Co: Vroniplag schafft Transparenz gegen Plagiate

Immer mehr Doktortitel werden angefochten und zurückgegeben

Der Berliner CDU-Fraktionschef Florian Graf gab seinen Titel der Universität Potsdam zurück, bevor seine Arbeit überhaupt veröffentlicht worden war. Vergangenen Freitag erklärte Graf, dass er „an einigen Stellen wissenschaftlich nicht fehlerfrei gearbeitet“ habe. Es sei eine Frage des Respekts gegenüber der Leistung anderer, „bei dem leisesten Zweifel den Titel abzugeben“. Zuvor hatte die Dekanin der Universität eine Prüfung der Arbeit veranlasst, aus der sich ein Plagiatsverdacht ergeben hatte.

Graf ist der jüngste Fall, in dem ein Plagiatvorwurf mit Folgen erhoben wurde. Diesmal war die Universität selbst aktiv geworden. In vielen anderen Fällen wurden jedoch erst Freiwillige der Internet-Plattform Vroniplag aktiv, die vor einem Jahr nach der Guttenberg-Affäre gegründet wurde. Inzwischen wurde acht Autoren aufgrund von Vroniplag-Nachweisen der Titel aberkannt, insgesamt wurden in 23 Doktorarbeiten mutmaßliche Plagiate aufgezeigt.

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Plagiate: Anzeigen sind gestiegen

Ein harter Kern von rund zehn Personen beschäftigt sich regelmäßig mit verdächtigen Hochschulschriften, darunter die Plagiatsforscherin Debora Weber-Wulff. Sie ist Professorin an der HTW Berlin und beschäftigt sich beruflich mit Fragen wissenschaftlicher Integrität. Sie weiß aus persönlichen Gesprächen, dass die Plagiatsanzeigen an verschiedenen Universitäten im vergangenen Jahr zwar gestiegen sind, doch am mangelnden Engagement der Universitäten die Missstände auch aufzudecken, habe sich nicht viel geändert. Der Grund für Weber-Wulff ist offensichtlich: Das interne Kontrollwesen ist schlicht zu gering ausgestattet.

Das Präsidium der Hochschulrektorenkonferenz hat vor wenigen Tagen nun Empfehlungen „zur Qualitätssicherung in Promotionsverfahren“ herausgegeben. Neu ist etwa, dass die Promovenden eine eidesstattliche Versicherung „über die Eigenständigkeit der erbrachten wissenschaftlichen Leistung“ erbringen müssen. Weil die Empfehlungen jedoch unverbindlich sind, sollen möglichst viele Elemente in den Hochschulgesetzen und Promotionsordnungen verankert werden.

Plagiate vorbeugen: Mehr Transparenz durch frei zugängliche Promotionsarbeiten

Außerdem sollen „externe, möglichst internationale“ Gutachter die Qualität der Begutachtung sichern und Gutachten erstellen. Debora Weber-Wulff geht das jedoch noch nicht weit genug. Sie fordert: „Die Universitäten sollten entsprechende Mittel vorhalten, um diese zusätzlichen Gutachten auch zu bezahlen.“ Diese Gutachten sollten zudem offengelegt werden. Eine Trennung von Betreuung und Begutachtung fände sie noch wichtiger, denn viele von den aktuellen Plagiatsproblemen in Doktorarbeiten wären schon beim oberflächlichen Lesen aufgefallen. Auch begrüßt sie es, dass die Arbeiten auch digital abgegeben werden sollen. Noch besser wäre es allerdings, wenn die Arbeiten als Open Access zur Verfügung stünden. Damit wird die Überprüfung von späteren Promotionen erleichtert und damit wird erst tatsächliche Transparenz hergestellt, auch gegenüber anderen Hochschulen.“

Wünschenswert wäre zudem eine regelmäßige statistische Auswertung der Qualität von Doktorarbeiten, aufgeschlüsselt nach Fach und Universität. Weber-Wulff hofft insbesondere auf eine gesonderte Stellungnahme der Hochschulrektorenkonferenz für das Fach Medizin. So waren zwar im Jahr 2010 nur 3,6 % der Studierenden in der Medizin zu finden, aber auch 28 % der Promotionen und 49 % der Habilitationen. Erst diesen Monat wurde an der Universität Heidelberg ein Plagiatsverfahren abgewiesen. Weber-Wulf dazu: „Offenbar finden Mediziner es in Ordnung, seitenlang Texte zu übernehmen und nur neu gemessene Werte einzusetzen. Dann sollten sie ehrlich sein und nur die Abgabe einer Excel-Tabelle und eines Laborhefts verlangen.“ Sie sehe außerdem „immer wieder extrem dünne Arbeiten, oder ‚Gruppenarbeiten‘, in denen mit demselben Text mehrere Personen promoviert werden oder gar habilitieren.“ Die Lösung bestände deshalb darin, Ärzten nur einen M.D. als Studienabschluss und den Dr. med. nur für ernsthafte wissenschaftliche Tätigkeiten zu verleihen.

Eine Schätzung, wie viele Dissertationen, Habilitationen und sonstige wissenschaftliche Arbeiten Plagiate enthalten, lässt sich laut dem Münchner Juraprofessor Volker Rieble nicht seriös anstellen. Er hat sich für sein Buch über Wissenschaftsplagiate ausgiebig mit der Materie befasst und meint: „Man müsste die Publikationen in einem Fach in einem bestimmten Zeitraum auf Plagiate untersuchen.“ Für diese Sisyphusarbeit gäbe es aber keine wissenschaftliche Anerkennung, dafür viele Feinde. Umso wichtiger wäre deshalb eine zentral koordinierte Lösung.

 

Ein Beitrag von:

  • Christiane Schulzki-Haddouti

    Freie Journalistin und Buchautorin in Bonn. Scherpunktthemen: Bürgerrechte, Informationsfreiheit, Datenschutz und Medienethik.

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