Weltraummedizin studieren? Hier geht es!
Ab diesem Wintersemester können Studierende im neuen Erasmus-Mundus-Masterstudiengang die Anpassungen des menschlichen Körpers im Weltraum erforschen und eine außergewöhnliche Karriere starten.
Weltraummedizin beschäftigt sich mit den gesundheitlichen Herausforderungen von Astronauten im All, insbesondere in Bezug auf Mikrogravitation, Strahlenbelastung und Isolation. Die Forschung untersucht physische und psychische Reaktionen, wie Muskel- und Knochenschwund sowie Stress, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit während langer Missionen zu gewährleisten. Ziel ist es, Strategien und Technologien zu entwickeln, die eine effektive medizinische Betreuung im Weltraum ermöglichen und Gesundheitsrisiken frühzeitig erkennen. Doch wo studiert man es?
Expertise in der Weltraummedizin gebündelt
Um den wissenschaftlichen Nachwuchs gezielt in diesem Fachgebiet auszubilden, haben die Charité, die Université de Caen Normandie (Frankreich) und die Jožef Stefan International Postgraduate School (Slowenien) ihre Expertise in der Weltraummedizin gebündelt und einen gemeinsamen Erasmus-Mundus-Masterstudiengang entwickelt. Dieser Studiengang soll die Studierenden dazu befähigen, die Bereiche Weltraummedizin und Physiologie in extremen Umgebungen in der Forschung weiterzuentwickeln, medizinische Betreuung für Raumfahrer anzubieten und Lebenserhaltungssysteme für die Raumfahrt zu konzipieren.
Der neue internationale Masterstudiengang in Weltraummedizin an der Berliner Charité bietet ab diesem Wintersemester Studierenden die Möglichkeit, die Anpassungen des Körpers im Weltraum zu erforschen. Laut einem Sprecher der Universitätsklinik haben von 360 Bewerbungen nur 12 Studierende einen Platz erhalten. Im ersten Semester werden die Studierenden an der Université de Caen Normandie in Frankreich lernen, bevor sie ihre Ausbildung an der Charité und der Jožef Stefan International Postgraduate School in Slowenien fortsetzen.
„Durch Simulationsszenarien wie Parabelflüge, Isolationsstudien in der Antarktis oder Bettruhestudien lassen sich wichtige Erkenntnisse auch auf der Erde sammeln“, zitiert die dpa die Charité.
Berufschancen im Bereich Weltraummedizin
Die Universität schätzt die Berufschancen im Bereich Weltraummedizin als recht gut ein, was auf das steigende Interesse an globalen Raumfahrtmissionen sowie die zunehmende Privatisierung von Raumfahrtunternehmen und -expeditionen zurückzuführen ist. Ein Sprecher der Universität bemerkte jedoch, dass das Tätigkeitsfeld nicht nur auf den Weltraum beschränkt sei. Auch auf der Erde existieren Bedingungen, die den menschlichen Körper außergewöhnlich stark belasten, wie beispielsweise Hitzewellen, Bewegungsmangel oder Einsamkeit.
Zahlreiche Erkenntnisse über den Aufenthalt im Weltraum kommen auch den Menschen auf der Erde zugute. So verlieren Personen, die längere Zeit im Bett liegen müssen, ähnlich wie Astronauten, erheblich an Muskulatur und haben ein erhöhtes Risiko für Osteoporose. Krafttraining kann in beiden Fällen dazu beitragen, dieses Risiko zu reduzieren. Um die anatomischen, physiologischen und psychologischen Anpassungen des Menschen an die Bedingungen im Weltraum zu erforschen, ist es nicht zwingend erforderlich, Experimente im All durchzuführen. Wichtige Erkenntnisse lassen sich auch durch Simulationsszenarien wie Parabelflüge, Isolationsstudien in der Antarktis oder Bettruhe-Studien auf der Erde gewinnen.
Für wen ist das Studium gedacht?
„An der Charité haben wir mit dem Forschungsschwerpunkt Weltraummedizin am Institut für Physiologie eine lange Tradition der Untersuchung des Menschen im Weltraum und in extremen Umwelten“, kommentiert PD Dr. Alexander Stahn vom Institut für Physiologie der Charité. Er wird auch den Studiengang an der Charité koordinieren. „Wir beforschen Fragestellungen vom Bewegungsapparat bis zum zentralen Nervensystem, unsere Erkenntnisse haben internationale Strahlkraft. Ich freue mich sehr, dass wir diese ausgewiesene Kompetenz zusammen mit unseren Partnern nun in einem einzigartigen Studiengang strukturiert und interdisziplinär an die nächste Generation weitergeben können.“
Das zweijährige Ausbildungsprogramm richtet sich an Personen mit einem Hochschulabschluss in Medizin, einem Master in Ingenieurswissenschaften oder einem Bachelor in Natur- oder Bewegungswissenschaften. Die Studierenden verbringen jeweils ein Semester an jeder der drei Universitäten und schreiben ihre Masterarbeit an einer der 28 internationalen Partnerorganisationen. Dabei haben sie die Möglichkeit, an Forschungsprojekten mitzuarbeiten, die von Raumfahrtagenturen wie der NASA, der ESA oder dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gefördert werden. Am Ende des Programms erhalten sie einen Erasmus-Mundus-Masterabschluss, der gemeinsam von den drei Universitäten verliehen wird.
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