Studienstart Ingenieurwissenschaften 08.01.2020, 11:24 Uhr

Sollten Sie Wartesemester vermeiden oder sinnvoll überbrücken?

Wie aber werden Wartesemester berechnet? Welche Alternativen gibt es? Wie lassen sich Wartesemester gegebenenfalls nutzen, um Qualifikationen zu sammeln?

Junge Leute am PC

Angehende Studenten müssen oft ein Wartesemester überbrücken.

Foto: panthermedia.net/Fabrice Michaudeau

Zum Thema Studienplatzvergabe gibt es viele Gerüchte, und nicht alles entspricht den Tatsachen. Wer wissen will, ob er mit Wartesemestern rechnen muss und wie viele es unter Umständen sein werden, muss sich zunächst das Prinzip der Studienplatzvergabe anschauen. Im nächsten Schritt sollten Sie sich einen Plan machen, um eventuelle Wartesemester sinnvoll zu überbrücken und nicht unnötig Zeit zu verlieren.

Gibt es immer einen NC für die Studienplatzvergabe?

In Deutschland herrscht die sogenannte Kulturhoheit der Länder. Das heißt, dass im Prinzip jedes Bundesland einzeln über die relevanten Themen im Bildungsbereich entscheidet. Einige Aspekte werden jedoch in der Kultusministerkonferenz diskutiert, in der alle Bundesländer vertreten sind. So kommt es zu einheitlichen Entscheidungen. In Bezug auf die Studienplatzbewerbung hängt es vom Fach ab, ob es bundesweite Zulassungsbeschränkungen gibt. Das beste Beispiel ist hier ohne Frage Medizin. Studieninteressierte bewerben sich dafür bei der Stiftung für Hochschulzulassung.

Bei den Ingenieurwissenschaften sieht es anders aus. Sie sind nur zum Teil örtlich zulassungsbeschränkt. Das heißt, an einigen Hochschulen bekommen Bewerber ohne Probleme einen Studienplatz, an anderen Hochschulen sind dafür, neben dem NC, gegebenenfalls Wartesemester relevant. Wie genau die Situation aussieht, hängt natürlich vom jeweiligen Fach und von der Wunsch-Hochschule ab. Mit anderen Worten: Es gibt viele Studienplätze in den Ingenieurwissenschaften, für die Sie keinen bestimmten NC erreichen müssen. Dementsprechend brauchen Sie dort auch keine Wartesemester für einen Studienstart.

Wie werden NC und benötigte Wartesemester überhaupt berechnet?

Anders als viele Schulabgänger glauben, wird ein NC nicht von der jeweiligen Hochschule festgelegt. Er entsteht vielmehr automatisch, wenn sich mehr Studierende bewerben, als offizielle Plätze vorhanden sind. Die Bewerber mit den besten Noten erhalten dann einen Studienplatz. Später wird bekannt gegeben, welcher NC noch gereicht hat, um an der Hochschule angenommen zu werden. Der NC wird also erst im Nachhinein veröffentlicht. Dementsprechend dient der NC vom Vorjahr nur zur Orientierung. Tatsächlich kann er im aktuellen Bewerbungsverfahren deutlich abweichen. Unter anderem kann ein geburtenstarker Jahrgang dazu führen, dass sich deutlich mehr Schulabgänger bewerben – und der NC höher liegt als zuvor.

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Mit der Orientierung ist es bei den Ingenieurwissenschaften aber eine komplizierte Sache. Denn bei dem NC handelt es sich nicht automatisch um die Durchschnittsnote, die auf dem Abschlusszeugnis steht. Da für Ingenieure Mathe und die Naturwissenschaften eine tragende Rolle spielen, werden die dort erlangten Noten mitunter stärker gewichtet. Ob das der Fall ist, erfahren Sie von der jeweiligen Hochschule.

Allerdings wird immer nur ein fester Prozentsatz der Studienplätze über den NC vergeben. Einen weiteren Teil erhalten die Bewerber mit den meisten Wartesemestern. Auch hier ist die Zahl vom vergangenen Jahr also nur eine Richtschnur. Ein Beispiel: Wenn hundert Plätze über Wartesemester vergeben werden, schaut die Zulassungsstelle nach den hundert Kandidaten mit der längsten Wartezeit. Nummer 100 hat zum Beispiel sechs Wartesemester gesammelt. Das heißt jedoch nicht, dass Sie mit sechs Wartesemestern eine Studienplatzgarantie haben. Wieder hängt es davon ab, wie viele Bewerber parallel zu Ihnen einen Studienplatz ergattern möchten – und wie viele Wartesemester sie jeweils gesammelt haben.

Wie kann ich Wartesemester trotz schlechter Noten vermeiden?

Grundsätzlich ist die Situation in den Ingenieurwissenschaften gut. Das Studium gilt als schwer, sodass sich die Zahl der Bewerber in Grenzen hält. Außerdem ist das Angebot an Studiengängen sehr breit gefächert. Wer einen Studienplatz ergattern will, ohne Wartesemester zu sammeln, sollte also vor allem eines sein: flexibel. Das sind die wichtigsten Möglichkeiten, die Sie nutzen können, um Wartesemester zu vermeiden:

  • Bewerben Sie sich niemals an nur einer Hochschule. Das gilt vor allem dann, wenn Sie bereits wissen, dass Ihr Wunschfach mit einem NC belegt ist und es für Sie eng werden könnte.
  • Bei einem sehr schlechten Notendurchschnitt sollten Sie sich nach den Zulassungsbeschränkungen von Hochschulen in anderen Regionen erkundigen. Großstädte sind beispielsweise tendenziell beliebt. Hochschulen in kleineren Orten oder im Osten Deutschlands haben hingegen oft keine Zulassungsbeschränkungen.
  • Das Gleiche gilt für sehr renommierte Hochschulen. Sie erhalten besonders viele Bewerbungen. Ein guter Weg kann es daher sein, das gleiche Fach – ohne Wartesemester – an einer anderen Hochschule zu starten. Ein späterer Wechsel ist vielfach möglich.
  • Sie können sich auch nach Fächern mit anderen Schwerpunkten erkundigen. Selbst wenn Sie hundertprozentig sicher sein sollten, dass es nichts anderes sein darf, ist es oft sinnvoll, sich in einem ähnlichen Fach an derselben oder an einer anderen Hochschule einzuschreiben. Wieder steht Ihnen die Option offen, später zu wechseln. In der Regel können Sie sich zumindest einen Teil Ihrer Leistungen anerkennen lassen. Statt Wartesemester zu sammeln, haben Sie also bereits Credit Points für Ihr Wunschstudium gesammelt. Am besten erkundigen Sie sich bereits im Vorfeld, ob eine Anrechnung der Leistungen möglich wäre. Auskunft kann Ihnen dazu die Ziel-Hochschule erteilen, an die Sie später wechseln möchten. Wichtig: In sehr beliebten Studiengängen kann es auch für höhere Fachsemester Zulassungsbeschränkungen geben. Das sollten Sie natürlich vorher in Erfahrung bringen. Wieder ist die jeweilige Hochschule die richtige Anlaufstelle.
  • Oft gibt es bei der Zulassungsbeschränkung Unterschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen. Falls Sie sich für ein FH-Studium entscheiden, müssen Sie also gegebenenfalls keine Wartesemester sammeln.
  • Eine interessante Alternative kann es zudem sein, sich für einen Studienplatz im Ausland zu bewerben – und auf diese Weise Wartesemester zu umgehen. In den Ingenieurwissenschaften gibt es zahlreiche Studiengänge, die auf Englisch stattfinden. Diese Fremdsprache sollten Sie als angehender Ingenieur so oder so beherrschen. Auch in diesem Fall lohnt es sich übrigens, sich im Vorfeld zu erkundigen, ob ein späterer Wechsel an eine deutsche Hochschule denkbar wäre.

Was wird Schulabgängern als Wartesemester angerechnet?

Nichtsdestotrotz kann es schwer sein, einen bestimmten Studienplatz nur über den NC zu ergattern. Beispielsweise Wirtschaftsinformatik ist an vielen Hochschulen sehr beliebt und daher zulassungsbeschränkt. Außerdem ist nicht jeder Bewerber örtlich flexibel. Da stellt sich die Frage, was überhaupt als Wartesemester gilt?

Diese Frage lässt sich relativ leicht beantworten: Der Zeitraum zwischen Schulabschluss und Bewerbung auf den Studienplatz wird auf die Wartesemester angerechnet. Sie sammeln also auch Wartesemester, wenn Sie die Zeit mit einer Ausbildung oder Praktika überbrücken. Es gibt nur eine Ausnahme: Ein sogenanntes „Parkstudium“ ist nicht erlaubt. Sie dürfen also nicht an einer deutschen Hochschule eingeschrieben sein. In der Regel ist es hingegen kein Problem, wenn Sie im Ausland studieren . Sie sammeln in dieser Zeit trotzdem Wartesemester.

Angerechnet werden Ihnen Wartesemester ab dem Zeitpunkt der ersten möglichen Bewerbung. Falls Sie beispielsweise im Juni ihren Schulabschluss machen sollten, könnten Sie sich erstmals für das Wintersemester desselben Jahres bewerben. Ein Jahr später haben Sie also bereits zwei Wartesemester gesammelt

Unter welchen Umständen sind Wartesemester problematisch im Lebenslauf?

Kein potenzieller Arbeitgeber wird es einem Bewerber vorwerfen, dass er Wartesemester sammeln musste, um den gewünschten Studienplatz zu ergattern. Schließlich zeugt das eher von Hartnäckigkeit und einem klaren Berufsziel. Anders sieht das allerdings aus, wenn Sie Ihre Wartesemester nicht sinnvoll überbrücken. Ein bisschen jobben oder lange Auslandsreisen mag für zwei Wartesemester noch akzeptabel sein – auch das wird aber nicht jedem Personalchef gefallen – mehrere Wartesemester sollten Sie auf diese Weise keinesfalls überbrücken. Das wirkt planlos und zeugt nicht von großem Engagement.

Gelingt es Ihnen hingegen, in den gesammelten Wartesemestern zusätzliche Qualifikationen zu erwerben, kann diese Zeit sogar zu einem Plus im Lebenslauf werden. Übrigens: Dann müssen Sie sich auch keine Gedanken über „verlorene Jahre“ machen. Die meisten Arbeitgeber schätzen Bewerber mit praktischer Erfahrung. Sie wird in der Regel deutlich höher gewertet als das Geburtsjahr.

Wie können Sie Wartesemester sinnvoll überbrücken?

Unterm Strich haben Sie als „angehender Ingenieur“ also viele Möglichkeiten, um Wartesemester zu vermeiden. In manchen Fällen werden Sie dennoch Wartesemester sammeln müssen. Erkundigen Sie sich nach der voraussichtlichen Anzahl. Dann machen Sie einen Plan, wie Sie Ihre Wartesemester am besten überbrücken können. Je nach der Dauer können Sie natürlich auch verschiedene Vorschläge kombinieren:

Weiterbildungen absolvieren: Wo liegen Ihre Schwächen? Das kann fachliche Qualifikationen betreffen, aber auch Soft Skills. Überbrücken Sie die Wartesemester mit entsprechenden Fortbildungen. Das kann der Mathevorkurs fürs Studium der Ingenieurwissenschaften sein, ein Sprachkurs oder eine Schulung in Rhetorik. Achten Sie darauf, dass es sich um hochwertige Angebote handelt, die Sie später gegebenenfalls im Lebenslauf aufführen können.

Praktika machen: Zugegeben, es ist für Schulabgänger nicht ganz leicht, einen guten Praktikumsplatz zu ergattern. Die meisten Personalchefs fordern zumindest ein absolviertes Grundstudium. Sie haben jedoch den Vorteil, dass Sie auch außerhalb der Semesterferien zur Verfügung stehen könnten. Für viele Unternehmen ist es außerdem attraktiv, wenn Sie einen längeren Zeitraum bleiben, beispielsweise für ein Jahr. Natürlich können Sie sich auch auf Praktika im Ausland bewerben.

Bundesfreiwilligendienst: Beim Bundesfreiwilligendienst geht es nicht nur darum, für ein Jahr etwas Gutes zu tun – dieses soziale Engagement während der Wartesemester wird von Arbeitgebern übrigens gern gesehen. Viele Stellen werden zudem in Bereichen angeboten, die für Sie auch beruflich interessant sein könnten, beispielsweise in der Medizintechnik oder beim Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum.

Auslandsstudium: Ein Studium im Ausland wird normalerweise nicht auf die Wartesemester in Deutschland angerechnet. Daher ist das ein idealer Weg, um Wartesemester zu überbrücken. Sie lernen bereits wichtige fachliche Inhalte und verbessern Ihre Fremdsprachenkenntnisse. Achten Sie aber gut auf die Fächerkombination. Sinnvoll sind Inhalte, die Sie sich entweder später in Deutschland anrechnen lassen können oder die Ihr Zielstudium ergänzen. Ein völlig fachfremder Studiengang wie Kunstgeschichte ist ebenso wenig ratsam wie das bewusste Doppeln von Inhalten. Das könnten Ihnen Personaler als mangelnde Zielstrebigkeit auslegen.

Ausbildung: Bei einer höheren Zahl an Wartesemestern kann eine Ausbildung eine gute Überbrückung sein. Auch hier gilt: Wählen Sie einen Ausbildungsplatz, der Sie praktisch auf das spätere Studium vorbereitet oder einen engen inhaltlichen Bezug bietet.

Jobben und reisen: Bei einer kurzen Wartezeit ist es durchaus legitim, beispielsweise erst zu jobben und dann eine längere Reise zu unternehmen. Daraus wird keine Lücke im Lebenslauf. Länger als ein Jahr sollte solche eine Phase jedoch nicht dauern. Beides ist zwar wertvoll für die Persönlichkeit, wird von Arbeitgebern jedoch meist kritisch gesehen, sobald es sich über mehrere Wartesemester erstreckt.

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Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

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