BWL: Warum sich eine Weiterbildung für die Karriere lohnt
BWL für Ingenieure – muss das sein? Techniker und Tüftler verabscheuen nicht selten das spröde Zahlenwerk, wie man es in BWL-Vorlesungen an die Wand wirft. Doch kann eine BWL Weiterbildung für Ingenieure die Karriere beschleunigen — oder sie in eine ganz neue Richtung lenken. Zuvor müssen sich Ingenieure das für sie richtige Weiterbildungsformat heraussuchen.
Was macht man mit BWL?
BWL ist das beliebteste Studienfach. Im Wintersemester 2021/22 waren rund 240.800 künftige Betriebswirte an deutschen Hochschulen eingeschrieben. Hinzu kommen außerdem noch über 89.000 Wirtschaftswissenschaftler, 50.000 Studierende mit dem Fach Internationale Betriebswirtschaftslehre sowie rund 21.000 Volkswirte. Dahinter folgen im Ranking der populärsten Studiengänge die Informatik mit ca. 138.300 und Jura mit ca. 118.600 Studierenden. Der Maschinenbau als Klassiker der Ingenieurwissenschaften versammelt 94.600 Akademiker, die Elektrotechnik 64.400 Studierende.
Nach Gründen für die Popularität der Betriebswirtschaftslehre muss man nicht lange suchen. Sie bietet gute Berufs- und Gehaltsaussichten, erlaubt eine vielfältige Job- und Branchenwahl und Richtungswechsel, wird auch in Zukunft kaum an Relevanz verlieren. Ein BWL-Studium ist in einer Marktwirtschaft eine wundervolle Basis für die Berufslaufbahn. Spötter würden zudem noch das Attribut Einfallslosigkeit ins Feld führen: Wer keine zündende Idee oder keine sonstigen Leidenschaften und Talente hat, wird eben Wirt — Betriebswirt. Eine schlechte Wahl ist das Fach aber in keinem Fall, als brotloses Orchideenfach muss es sich ganz gewiss nicht beschimpfen lassen.
Mit BWL-Abschluss und Wirtschaftswissen kann man in nahezu allen Abteilungen und Bereichen eines Unternehmens arbeiten:
- Management und Unternehmensführung
- Marketing
- Vertrieb
- Personal
- Finanzen und Rechnungswesen
- Controlling
- Projektmanagement
- Einkauf und Beschaffung
- Key Account Management
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Ist BWL einfach?
Für die einen ist BWL ein Themengebiet ohne Substanz und Tiefgang. Die anderen finden es zu schwer und zahlenlastig. Ob das BWL-Studium (bzw. die BWL-Weiterbildung) letztlich zu einem intensiven Sprint auf ebener Strecke wird oder zu einem kräftezehrenden Marathon mit Kurven und Anstiegen, hängt von den individuellen Prägung jedes Einzelnen ab. Vergleichsweise mühelos wird die Beschäftigung mit der Materie, wenn man diese Charakteristika mitbringt:
- Interesse an wirtschaftlichen Themen und Zusammenhängen
- Zahlenaffinität und keine Angst vor Statistik
- Englischkenntnisse
- Disziplin und Durchhaltevermögen
Wie schwer ist BWL wirklich?
Insgesamt brechen 28 Prozent aller Bachelor- und 21 Prozent aller Masterstudierenden ihr Studium vorzeitig ab. Das zeigen die neuesten Zahlen des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). In den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften werfen 21 Prozent der Bachelors und Bacheloretten die Brocken hin — deutlich weniger als im Durchschnitt. Hingegen beenden 49 Prozent der Geisteswissenschaftler ihr Studium vorzeitig und sogar mehr als die Hälfte der Mathematiker und Naturwissenschaftler. Eine eindeutige Interpretation über den Schwierigkeitsgrad eines Faches lassen die Zahlen indes nicht zu. Ein Studienabbruch kann verschiedene Auslöser haben: hammerharten Stoff, aber auch mangelndes bis nachlassendes Interesse, Geldmangel oder einen vorzeitigen Berufseinstieg.
Insgesamt lässt sich wohl festhalten: Ein Spaziergang ist das BWL-Studium sicher nicht, aber mit ausreichend Motivation und Einsatz zu bewältigen. Für eine Weiterbildung in BWL gilt dies erst recht.
Wie kann man sich in BWL weiterbilden?
Diese Möglichkeiten haben Ingenieure und andere Techniker, um sich Basiswissen in Betriebswirtschaft anzueignen:
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Studium
Nicht sinnfrei ist es, sich schon während des Ingenieurstudiums BWL-Wissen anzueignen. Das geht über Module wie „BWL für Ingenieure“, die in manchen Studiengängen Pflichtmodule, in anderen Wahlmodule sind. Hier erfahren Ingenieure, woraus eigentlich ein Businessplan besteht, welche Methoden fürs Innovations- und Technologiemanagement wichtig sind oder wie die Kernprozesse im Unternehmen ablaufen. Studienanfänger können BWL-Module – sofern angeboten – von Beginn an in ihre Studienplanung einbauen. Das ist einfach und kostet nichts, versorgt einen aber gleichwohl nur mit rudimentärem BWL-Basiswissen.
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BWL-Master
Ingenieur- und Wirtschaftswissen kombinieren – das ist mit einer smarten Fächerwahl möglich. So könnten Ingenieure mit Bachelor-Abschluss ein Masterstudium mit wirtschaftlichem Schwerpunkt anhängen – und so die Grundlagen für eine spätere Schnittstellentätigkeit legen, etwa in im Investitionsgütermarketing, in der Produktionsplanung, der Projektplanung oder Projektleitung.
Beispiele: Die Friedrich-Schiller-Universität Jena bietet den Masterstudiengang „BWL für Ingenieure“ mit einer Regelstudienzeit von vier Semestern an. Spezialisieren können sich die Studierenden hier auf Bereiche wie Strategie, Management und Marketing, Supply Chain Management, Accounting, Steuern und Kapitalmärkte. Auch die TUM School of Management der Technischen Universität München richtet sich mit ihrem Master in Management am Standort Heilbronn speziell an Ingenieure und Naturwissenschaftler, die vielleicht doch lieber Manager werden wollen.
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MBA
Beim MBA handelt es sich um ein generalistisches Management-Studium, das die wichtigsten Aspekte der Betriebswirtschaft abdeckt. Daneben gibt es auch spezialisierte MBA-Fächer, zum Beispiel mit Fokus auf Logistik oder Engineering. Das MBA-Studium richtet sich an Berufserfahrene, die ins (höhere) Management streben — das können selbstverständlich auch Ingenieure sein. Einen MBA können sie berufsbegleitend belegen, als Fernstudium oder in persönlicher Anwesenheit.
Beispiele: Zu den Anbietern zählen die Hochschule Bochum mit ihrem „Verbundstudiengang Management für Ingenieur- und Naturwissenschaften“ oder die Düsseldorf Business School mit ihrem „MBA für Ingenieure“. Für potenzielle Gründer könnte ein „MBA Innovationsmanagement und Entrepreneurship“, wie ihn die Universität Oldenburg aufgesetzt hat, interessant sein.
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Zertifikatsstudium
Ein Hochschulzertifikat ist ein kleines Gütesiegel – weniger wert freilich als ein akademischer Grad, aber immerhin ein Zeuge von Fleiß und Ambition. Arbeitgeber mögen das. Ein Zertifikatsstudium oder Zertifikatslehrgang an einer Hochschule könnte man als Studium light bezeichnen, das einem Facetten eines Fachs näher bringt. Im Lebenslauf macht sich das Weiterbildungszertifikat gut, verschafft einem bei der Bewerbung Argumente – bei einer internen wie externen Bewerbung. Vor allem sind Zertifikatskurse im Vergleich zu regulären Studiengängen weitaus weniger zeitaufwändig und kostspielig — und werden auf dem Arbeitsmarkt daher immer beliebter.
Beispiele: An der Leuphana-Universität Lüneburg können Techniker Zertifikatsprogramme in „Digitale Transformation“, „Digitales Marketing“, „Human Resource Management“ oder „Innovationsmanagement“ belegen und sich so in einem genau definierten Fachbereich weiterentwickeln. Die Universität Hamburg stellt den Teilnehmern von „BWL: Einführung und Grundlagen“ ein Zertifikat aus, sofern sie den Zeitaufwand von 80 Stunden neben dem Beruf bewältigen. Fünf Monate dauert der Zertifikatslehrgang „Betriebswirtschaft für Ingenieure und andere Nicht-Wirtschaftler“ der Technischen Hochschule Nürnberg. Am Ende sollen die Teilnehmer Bilanzen lesen, Wettbewerber und Markt beurteilen können. Online führt die Fernuni Hagen einen neunmonatigen Intensivkurs in „Betriebswirtschaftslehre und betriebliches Management“ durch. Die Kosten für diese Formate bewegen sich häufig im vierstelligen Bereich, Inhalte und Dauer sind höchst unterschiedlich.
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Weiterbildungsseminare
Seminare sind Klassiker der Weiterbildung: Praktisch, kurz, gut und leicht kombinierbar. Sie dauern ein oder zwei Tage, werden direkt im Unternehmen oder online durchgeführt und lassen sich somit wunderbar in die Unternehmensabläufe integrieren. Dutzende Anbieter buhlen um Kunden. Ihre Teilnahmebestätigung oder das Teilnahmezertifikat können Teilnehmende im folgenden Jahres- bzw. Gehaltsgespräch thematisieren — und sich damit für mehr Verantwortungsübernahme oder eine Gehaltsanpassung empfehlen.
Beispiele: Das VDI Wissensforum hat ein großes Angebot an BWL-Grundlagenwissen für Ingenieure – von „Business Development“ über „Ressourcenmanagement im Projekt“ bis zu „Vertriebscontrolling: verstehen – aufbauen – anwenden“. Techniker und Ingenieure können eine breite Basis aufbauen oder in ausgewählten Themenfeldern ins Detail gehen. Die Seminare dauern in der Regel zwei Tage und werden in mehreren Städten in Deutschland, inhouse oder online durchgeführt. (Das VDI-Wissensforum ist wie ingenieur.de Teil der VDI-Gruppe. Selbstverständlich gibt es noch weitere Anbieter. Genannt sei etwa der TÜV Nord, der in Seminaren wie „Controlling und BWL-Grundlagen für Techniker und Ingenieure“ Knowhow im Rechnungswesen und Management vermittelt.)
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Selbststudium
Zertifikate erhalten Autodidakten nicht, Wissen sehr wohl. Im Selbststudium ist es bisweilen schwieriger, Zusammenhänge nachzuvollziehen; Professoren oder Seminarleiter, die man nach Rat fragen könnte, gibt es nicht. Doch braucht man Ansprechpartner nicht zwingend, um sich die nötigen Fachbücher zu beschaffen und durchzuarbeiten. Aber Achtung: Für ein Selbststudium – egal, ob via Internet oder mit einschlägiger Literatur – ist maximale Selbstdisziplin und gutes Zeitmanagement erforderlich.
Beispiele: Auf die Literaturliste gehören Grundlagenwerke wie „BWL für Ingenieure“ von Marion Steven oder das „Übungsbuch zur Betriebswirtschaftslehre im Grundstudium“ von Steven und Klaus-Peter Kistner. In englischer Sprache sind „Business Essential for Utility Engineers“ von Richard E. Brown oder „Economics for Business“ von John Sloman gute Einstiegswerke. Wer will, kann natürlich auch direkt zu „BWL für Dummies“ ins Bücherregal greifen. Weitere Wissensquellen für Autodidakten sind Vorlesungen und Tutorials auf Youtube — und überdies kostenlos. Einfach „BWL Grundlagen“ oder „Einführung BWL“ eintippen und ein passendes Video auswählen.
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Hier finden Sie Muster, Beispiele und Tipps für Ihren Lebenslauf
Erhöht BWL-Know-How die Karrierechancen?
Pauschal mit Ja oder Nein lässt sich die Frage nicht beantworten. Ingenieure, die in ihrer Fachlaufbahn aufgehen, können sich eine langwierige und kostspielige BWL-Weiterbildung oftmals sparen. Zumal damit kein automatischer Aufstieg im Unternehmen einhergeht. Wer jedoch Wirtschaftswissen zielgerichtet aufbaut und einsetzt, kann profitieren, zum Beispiel Ingenieure in Führungspositionen, mit Führungsambitionen oder mit reichlich Kundenkontakt. Techniker, die ins Management streben oder in den Vertrieb, ins Projekt-, Key-Account- oder Supply-Chain-Management wechseln wollen, benötigen betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Wer sich etwa die Vorstandsriegen der DAX-Konzerne anschaut, stellt schnell fest, dass Ingenieure zwar überproportional vertreten sind — ohne wirtschaftliches Knowhow aber könnten sie den Job nicht machen.
Eine BWL-Weiterbildung für Ingenieure lohnt sich insbesondere für…
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- Ingenieure in Führungspositionen oder auf dem Weg dorthin
- Ingenieure, die ein eigenes Unternehmen gründen wollen
- Ingenieure, die sich breiter aufstellen möchten oder einen späteren Positions- oder Branchenwechsel anvisieren
- Ingenieure, die sich aus persönlichem Interesse weiterbilden möchten
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Lohnt sich BWL?
Auf der einen Seite verdienen Ingenieure im Schnitt 59.280 Euro brutto im Jahr — und damit mehr als jede andere Berufsgruppe (außer Ärzten). Das besagt der Stepstone-Gehaltsreport 2022. In den typischen BWL-Domänen wie Vertrieb, Finanzen, Marketing, Personalwesen und Consulting liegen die jährlichen Durchschnittsgehälter zwischen ca. 42.800 Euro und ca. 56.400 Euro brutto im Jahr.
Warum sich also überhaupt mit BWL aufhalten? Weil die Kombination aus technischem und wirtschaftlichem Wissen aus einem Ingenieur einen Key Account Manager oder Unternehmensberater oder Manager oder Vorstand machen – und das Einkommen noch weiter nach oben sprudeln – kann. So zählen speziell Key Account Manager und Unternehmensberater laut Stepstone mit durchschnittlich jeweils mehr als 62.000 Euro brutto im Jahr zu den bestbezahlten Berufen.
Wer aber weder das berühmte Berater-Gen noch Führungsambitionen oder Interesse an Betriebswirtschaft im Allgemeinen hat, für den lohnt sich eine BWL-Weiterbildung – Gehaltsaussichten hin oder her – sicher nicht.
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