Methoden der Weiterbildung 08.11.2018, 08:38 Uhr

Coaching für Ingenieure – Schlüsselqualifikationen entwickeln

Ein Coaching kann Ingenieure unter anderem dabei unterstützen, ihre Soft Skills zu entwickeln und beispielsweise im Auftreten sicherer zu werden. Coaches helfen aber auch Führungskräften dabei, erfolgreicher mit Mitarbeitern zu kommunizieren.

Männerhand zeichnet Menschen und eine rote Treppe in die Luft

Erfolgreiches Coaching weist Ingenieuren und Informatikern einen Entwicklungsweg.

Foto: panthermedia.net/Jirsak

Bei einem Ingenieur steht die fachliche Qualifikation natürlich an erster Stelle. Trotzdem dürfen weitere Fähigkeiten nicht vernachlässigt werden. Soft Skills gelten heute als Schlüsselqualifikationen, die den entscheidenden Unterschied für die Karriere ausmachen können. Denn ein inhaltlich äußerst kompetenter Ingenieur, der nicht in der Lage ist, vernünftig mit Kollegen zusammenzuarbeiten, wird höchstwahrscheinlich niemals die Chance bekommen, zu einer Führungskraft aufzusteigen oder ein Projekt zu leiten. Hier setzen Coachings an.

Was ist Coaching?

Per Definition ist Coaching ein Beratungsprozess. Das Konzept richtet sich in erster Linie an Führungskräfte, Selbstständige oder Ingenieure mit anderweitig großen Ambitionen. Für ein echtes Coaching sollten einige Kriterien erfüllt sein:

  1. Der Coach braucht eine fundierte Ausbildung, in der er die relevanten Methoden dieser speziellen Form der Beratungsarbeit kennengelernt hat.
  2. Der Klient kommt mit einer bestimmten Fragestellung, an der er gemeinsam mit dem Coach arbeiten möchte.
  3. Berater und Klient treffen sich auf Augenhöhe.
  4. Coaching ist immer auf ein Ziel ausgerichtet, das zu Beginn der Sitzung definiert wird. Oftmals suchen Ingenieure zum Beispiel nach Methoden, um eine bestimmte Seite ihrer Persönlichkeit zu entwickeln.
  5. Der Coach wählt die Methoden, die er anwendet, jeweils individuell und abhängig von den Bedürfnissen seines Klienten aus.
  6. Der Berater entwickelt ein Konzept, mit dem er den Ingenieur Schritt für Schritt zum anvisierten Ziel führt.
  7. Mögliche Lösungen werden nicht vom Coach vorgeschlagen, sondern gemeinsam erarbeitet.
  8. Ein Ansatz besteht immer darin, die Selbstwahrnehmung des Klienten zu fördern, vor allem im Hinblick auf Soft Skills. Auf diese Weise wird er dazu in die Lage versetzt, Lerneffekte des Coachings auf weitere Lebens- und Arbeitsbereiche zu übertragen.
  9. Die Beratung findet grundsätzlich auf einer bewussten Ebene statt, der Ingenieur wird also nicht getäuscht oder manipuliert, um das gewünschte Ziel zu erreichen.
  10. Meistens kommen Methoden zum Einsatz, die den Klienten aus seinen gewohnten Denkmustern herausreißen und dadurch einen anderen Blickwinkel ermöglichen, beispielsweise werden Probleme visualisiert.
  11. Das Coaching ist zeitlich begrenzt, wobei die Zahl der Sitzungen sehr unterschiedlich sein kann. Unterm Strich soll der Ingenieur dazu befähigt werden, im Anschluss selbstständig an seinen Fragestellungen weiterzuarbeiten.

 

An diesen kurzen Punkten wird bereits deutlich, was das Coaching von einem einfachen Training unterscheidet, bei dem zum Beispiel rhetorische Fähigkeiten ausgebaut werden sollen. Es ist komplexer und nimmt die jeweilige Persönlichkeit des Klienten als Grundlage. Team-Coachings sind ebenfalls möglich. Sie beziehen sich in der Regel auf dynamische Prozesse innerhalb einer festen Gruppe, etwa einer Abteilung.

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Warum brauchen Ingenieure überhaupt ein Coaching?

Kein Mensch ist in allen Bereichen perfekt. Dieser Aussage würde fast jeder zustimmen. Interessant ist es jedoch, dass viele Ingenieure ihre Defizite gar nicht so genau benennen können, sobald es sich um Soft Skills handelt. Zudem fehlen ihnen oftmals geeignete Methoden, um an ihren Schwächen zu arbeiten. Das ist übrigens bei den meisten Mitarbeitern so – unabhängig davon, ob es sich um einfache Angestellte oder um Führungskräfte handelt. Bei Ingenieuren kommt jedoch eine weitere Schwierigkeit hinzu: Aufgrund ihrer fachlichen Qualifikationen fällt es ihnen leichter, mangelnde Soft Skills zu verdecken. Schließlich herrscht Fachkräftemangel. Entsprechend wird dieses Phänomen häufig von Arbeitgebern unterstützt, die froh sind, einen qualifizierten Ingenieur gefunden zu haben. Der ein oder andere Arbeitgeber verzichtet im Gegenzug darauf, die Führungsqualitäten seines Mitarbeiters zu kritisieren.

Wer als Ingenieur jedoch eine erfolgreiche Karriere – eventuell mit Mitarbeiterverantwortung – anstrebt, sollte seine zwischenmenschlichen, kreativen und unternehmerischen Fähigkeiten keinesfalls vernachlässigen. Sie werden es ihm ermöglichen, zu besseren Arbeitsergebnissen zu kommen und letztlich zufriedener im Job zu sein. Denn das ist ein Aspekt, den viele Fachkräfte übersehen: Unsicherheiten im Bereich der Soft Skills reduzieren den Spaß an der Arbeit und können sogar zu erheblichen Problemen führen, etwa zu Konflikten mit Kollegen. Das wiederum schadet der Work-Life-Balance.

Wie erkennt man den Bedarf an einem Coaching?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass von einem professionellen Coaching selbst Ingenieure mit ausgeprägten Soft Skills und einer hohen Fähigkeit des Reflektierens profitieren können. Ein Coach kennt spezielle Methoden, die sein Klient in den Alltag übertragen kann. Der Umgang mit bestimmten Fragestellungen wird ihm anschließend leichter fallen.

Davon abgesehen gibt es natürlich besondere Situationen, die ein Coaching erforderlich machen. Das kann bereits zu Beginn der Karriere der Fall sein. Ein Berufseinsteiger bucht beispielsweise ein sogenanntes Karriere-Coaching, um sich über seine beruflichen Ziele und eine mögliche Herangehensweise klar zu werden. Er nutzt den Coach quasi als Sparringspartner. Diese Art der Beratung kann im Laufe des Berufswegs wiederholt werden, um gegebenenfalls Ziele neu zu definieren – oder um zu klären, warum es nicht gelingt, sie zu erreichen.

Ein beliebter Zeitpunkt für ein Coaching ist zudem die Mitte der Karriere: Die ersten beruflichen Stationen hat der Ingenieur bereits absolviert. Jetzt kann er die Weichen aufgrund seiner Erfahrungen neu stellen. Andere Ingenieure haben hingegen den Eindruck, dass ihre Karriere zum Stillstand gekommen ist. Daraus entsteht der Wunsch, die Ursachen zu analysieren und neue Methoden kennenzulernen, um die eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln und der Karriere wieder Schwung zu verleihen. Der Impuls zum Coaching geht also vom Ingenieur selbst aus.

 

Das ist bei einer weiteren häufigen Variante des Coachings anders: Anlass sind meistens konkrete Schwierigkeiten im Job, beispielsweise mangelnde Führungskompetenz. Hier ist es durchaus üblich, dass die Initiative vom Arbeitgeber ausgeht. Er empfiehlt ein Coaching, weil er die Defizite seines Mitarbeiters wahrgenommen hat und ihm aufgrund der hohen fachlichen Qualifikation die Chance bieten möchte, daran zu arbeiten. In solch einer Situation wird das Coaching in der Regel auch vom Chef finanziert. In manchen Unternehmen sind Coachings zudem fester Bestandteil der Personalentwicklung von High Potentials.

Wie findet man einen guten Coach?

Sie haben sich dazu entschieden, Coaching-Termine wahrzunehmen, um ihre sozialen Kompetenzen zu entwickeln oder eine klare Karriere-Strategie zu erarbeiten? Im nächsten Schritt folgt die schwierigste Aufgabe: einen geeigneten Coach zu finden. Dazu sollten Sie zunächst einmal wissen, dass „Coach“ kein geschützter Begriff ist. Jeder kann sich also diese Berufsbezeichnung verleihen, ohne dafür bestimmte Kriterien erfüllen zu müssen. Sie wünschen sich aber natürlich eine Fachkraft, die alle wichtigen Methoden beherrscht. Deswegen sollten Sie auf der Homepage des anvisierten Coaches prüfen, welche Qualifikationen er besitzt. Er sollte eine Ausbildung bei einem zertifizierten Anbieter absolviert haben. Nach Möglichkeit hat er Zusatzqualifikationen erworben, beispielsweise über Fortbildungen eines Verbandes, etwa des Deutschen Bundesverbandes Coaching e.V. oder der International Coach Federation.

Falls Sie selbst bereits mitten im Berufsleben stehen oder sogar Führungsverantwortung haben, sollten Sie zudem einen Coach wählen, der ebenfalls über viel Berufserfahrung verfügt. Denn für ein Coaching ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe wichtig. Das würde Ihnen bei einem Berufseinsteiger vermutlich schwerer fallen. Zusätzlich könnte es hilfreich sein, wenn Sie einen Coach finden, der selbst früher Mitarbeiter geführt hat und Ihre Situation daher genau kennt. Kleine Parallelen in der Biografie bauen zudem Hemmschwellen ab, die viele Ingenieure vor einem Coaching empfinden.

Schließlich ist noch die Spezialisierung des Coaches ein wichtiger Faktor. Selbstverständlich müssen Sie einen Coach finden, der sich um Ihre Fragestellung kümmern kann. Darüber hinaus sollten Sie aber darauf achten, dass überhaupt eine Spezialisierung vorliegt. Oder um es anders zu sagen: Es ist nicht seriös, wenn Berater jede Form von Coaching anbieten. Das kennen Sie aus Ihrem eigenen Beruf – man kann nicht auf jedem Feld ein Fachmann sein.

Was sollten Sie für ein erfolgreiches Coaching beachten?

Sie haben einen Coach gefunden, der alle Anforderungen erfüllt? Dann vereinbaren Sie einen ersten kurzen Probetermin. Dieser wird sich auf der einen Seite um Ihre Erwartungen ans Coaching drehen. Auf der anderen Seite sollten Sie prüfen, ob die Chemie stimmt. Mit einem Coach, der Ihnen unsympathisch ist oder bei dem Sie sich aus anderen Gründen nicht gut aufgehoben fühlen, wird eine Beratung nicht funktionieren. Achten Sie beispielsweise darauf, ob der Coach Erfahrungen mit Klienten aus technischen Berufen hat. Ingenieure denken meistens analytischer als die Vertreter vieler anderer Berufsgruppen. Das erfordert auch von einem Coach eine spezielle Herangehensweise.

Für das Coaching selbst sollten Sie 3 Regeln beachten:

  1. Ein Coaching dient dazu, den Blickwinkel zu verändern, um mit neuen Methoden zum Ziel zu gelangen. Daher sollten Sie versuchen, sich auf neue Ansätze einzulassen. Seien Sie offen für die Ideen Ihres Beraters.
  2. Ein Coach ist ein Sparringpartner, kein Lehrer, der alles besser weiß. Ihr Leben und Ihre Wünsche kennen nur Sie selbst. Deswegen dürfen Sie Vorschläge Ihres Coaches ruhig hinterfragen.
  3. Nach einem Coaching werden Ihnen verschiedene Werkzeuge zur Verfügung stehen, mit denen Sie im Alltag arbeiten können. Bei einem Karriere-Coaching sind Ihnen vermutlich die nächsten Schritte klar geworden. Jetzt müssen Sie Mut zur Umsetzung beweisen!

 

Ein Coaching kann Sie in Ihrer Persönlichkeitsentwicklung ein gutes Stück voranbringen. Veränderungen, die sich auf das eigene Verhalten beziehen, kann der Mensch jedoch nur in kleinen Schritten umsetzen. Psychologen raten dazu, nur eine Veränderung auf einmal einzuführen. Erst nach einem halben Jahr wird sie zur Gewohnheit. Dann kann die zweite Veränderung folgen und so weiter. Dementsprechend kann es sinnvoll sein, in größeren zeitlichen Abständen Auffrischungstermine mit Ihrem Coach zu vereinbaren.

 

Weiterführende Themen:

Selbstmotivation und Mitarbeitermotivation

Methoden des Zeitmanagements

Methoden des Stressmanagements

Streitkultur etablieren

Ein Beitrag von:

  • Nicole Lücke

    Nicole Lücke macht Wissenschaftsjournalismus für Forschungszentren und Hochschulen, berichtet von medizinischen Fachkongressen und betreut Kundenmagazine für Energieversorger. Sie ist Gesellschafterin von Content Qualitäten. Ihre Themen: Energie, Technik, Nachhaltigkeit, Medizin/Medizintechnik.

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