Der MBA Motorsportmanagement
Mit dem MBA Motorsportmanagement eröffnet die Hochschule Kaiserslautern all jenen eine Weiterbildungsofferte, die ihre Managerzukunft an der Rennstrecke sehen. Was die Motorsportbranche braucht, sind Manager, die neuen Vermarktungsideen gegenüber aufgeschlossen sind.
Der Motorsport leidet immer noch unter den Verfehlungen seines Pioniers Bernie Ecclestone. Der einstige Rennfahrer hat aus dem Wanderzirkus Formel 1 die ertragreichste Roadshow der Welt gemacht. Als Ecclestone im Sommer 2014 vor Gericht stand, weil er einen Vorstand der BayernLB bestochen haben soll, gab sich der Brite reumütig, ohne sich in allen Anklagepunkten schuldig zu bekennen. Er rettete sein durch zweifelhafte politische Äußerungen (Hitler sei kein wahrer Diktator gewesen) eh schon angeschlagenes Ansehen mit einem „Bußgeld“ in Höhe von 100 Mio. $. Skandale sind das eine, der Kontaktverlust zur Fanbasis das andere. Eine Umfrage der Fahrergewerkschaft GPDA im Juli vergangenen Jahres unter mehr als 217 000 Motorsportanhängern ergab, dass die meisten Befragten die Formel 1 vor allem mit den Attributen „teuer“, „technologisch“ und „langweilig“ verbinden. Das beschädigte Image stößt nicht nur den Fans übel auf. Auch die beteiligten Unternehmen fürchten, das Geschäft Motorsport könne an Anziehungskraft einbüßen. Ein Weg, das Feuer wieder zu entfachen, könnten neue Vermarktungswege jenseits des Fernsehens sein. Als Vehikel kann sich Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche die sozialen Medien vorstellen.
Der Gedanke liegt nahe: Was die Motorsportbranche braucht, sind Manager, die neuen Vermarktungsideen gegenüber aufgeschlossen sind, die Unternehmen, Verbände, Sportler und Fans stärker als bislang vernetzen und das Bild des Motorsports wieder auf eine attraktivere Bühne hebt. Eine Ausbildung zum Motorsport-Manager aber gab es bislang nicht. Bislang. Mit dem MBA-Motorsport-Management hat die Hochschule Kaiserslautern im Sommersemester 2015 Abhilfe geschaffen. Das Studium sei aber beileibe kein Nischenangebot, das nur eine kleine Gruppe Bildungswilliger anspreche, betont Bettina Reuter, Professorin für Betriebswirtschaftslehre in Kaiserslautern. „Unsere Studierenden kommen aus dem Rennsport, von Automobilherstellern und -zulieferern. Es sind vor allem Ingenieure, die Managementkompetenz aufbauen wollen, aber auch Leute, die aus dem Management kommen, denen aber das Fachwissen aus dem Motorsport fehlt.“ Wer glaubt, die Nachfrage sei rein männlich, der liegt falsch. „Ein Drittel der Studierenden sind Frauen.“
Das Motorsportmanagement sei mit anderen Sportarten kaum zu vergleichen, meint Bettina Reuter. „Das sind andere Dimensionen als beim Handball.“ Allein die weltweite Vernetzung stelle eine große Herausforderung dar, die nicht allein mit Kompetenzen aus ein oder zwei Fachbereichen zu stemmen sei. „Früher ging es im Motorsport vor allem um technische Aspekte. Der Sport ist aber professioneller geworden, es sind große Teams und große Veranstaltungen zu managen.“ Treiber der Szene seien die Automobilkonzerne, die ihre technischen Innovationen im Rennsport entwickeln und verfeinern wollen. Dabei dreht sich längst nicht alles nur um die Formel 1, die Königsklasse des Motorsports. Mit einer Vielzahl unterschiedlicher Serien, Klassifikationen – man denke nur an die Motorrad-Akrobaten – und Veranstaltungsarten bietet der Motorsport komplexe Betätigungsfelder. Entsprechend vielfältig sind die Einsatzbereiche der Kaiserslauterer MBA-Absolventen: in Motorsportteams, im Veranstaltungsmanagement und in der Automobilindustrie. Egal wo, der Motorsportmanager ist vor allem Bindeglied zwischen Technik, Marketing und Ökonomie, zwischen dem eigenen Arbeitgeber und dem Kunden. Neben Berufserfahrung, die nicht zwangsläufig eine akademische Basis haben muss, sollten Studieninteressierte einen Schuss Benzin im Blut haben. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand ohne Motorsportinteresse bei uns studiert“, sagt Bettina Reuter.
Wer sich für den Sport begeistern kann, den wird die Kulisse des Nürburgrings, vor der die Manager in spe lernen, motivieren. Wem die Leidenschaft fehlt, den werden die Vorlesungsräume mit Blick auf die Boxengasse abschrecken. „Da wird es bei Vorlesungen manchmal etwas lauter.“ Bettina Reuter hat da keine Probleme mit: „Ich bin eingefleischter Motorsportfan. Seit meinem Studium im Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau verfolge ich die Szene.“ Die Professorin saß selbst bereits beim Classic Cup, einem Oldtimer-Rennen, hinter dem Steuer. An der Hochschule Kaiserslautern hat sie Motorsportprojekte angeregt und diese betreut. Dem ADAC hilft sie bei der Organisation von Motorsportveranstaltungen. Die geschichtsträchtige Kulisse und die Nähe zur Boxengasse sind nicht die einzigen Gründe, weshalb Bettina Reuter und ihr Team den Nürburgring als überdimensionalen Hörsaal gewählt haben. „Hier sitzt alles, was im Motorsport Rang und Namen hat.“ Die Umgebung reizt auch die Profis, sich am MBA-Projekt zu beteiligen. Rennfahrer plaudern aus dem Nähkästchen, Mitarbeiter aus Verbänden und Unternehmen erzählen aus dem Motorsportalltag. Und das nicht selten ohne Honorarforderung. Kurz gesagt: Wissenschaft – den akademischen Anspruch erhebt der Studiengang selbstverständlich – trifft am Nürburgring die hoch professionelle Praxis.
MBA-Fernstudiengänge für Ingenieure im Motorsport
Im Sommersemester 2015 startete die Hochschule Kaiserslautern mit berufsbegleitenden MBA-Fernstudiengängen am Nürburgring: Motorsportmanagement, Sportmanagement und Innovations-management. Bevor das viersemestrige Studium in die Spezialisierung übergeht, lernen die Studierenden in den ersten beiden Semestern gemeinsam das Einmaleins des Managements.
Anschließend vermittelt der MBA Motorsportmanagement Kenntnisse über die Motorsportszene, etwa in Marketing und Sponsoring. Darüber hinaus lernen die Studierenden Prozesse und das Reglement in Motorsportserien kennen. Personal- und Teamführung sowie Vertragsrecht sind weitere Inhalte. Im Rahmen des Master-Thesis-Seminars nehmen die Studierenden an einer internationalen Motorsportveranstaltung teil. Das kann ein Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft oder ein Formel-1-Rennen sein.
Alle Angebote sprechen nicht nur Hochschulabsolventen mit Berufspraxis an, sondern auch beruflich Qualifizierte ohne ersten Hochschulabschluss. Diese Interessenten können das Fernstudium entweder als Zertifikatsstudium belegen oder nach einer Eignungsprüfung zugelassen werden. An Kosten fallen rund 2000 € an.
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