Fluggesellschaft will Stewardessen zu Pilotinnen umschulen
Mitten in der Corona-Krise will Wizz Air bei den Piloten aufstocken – und setzt vornehmlich auf Frauen.
Die in Budapest beheimatete Niedrigpreis-Fluggesellschaft Wizz Air (korrekt: Wizz Air Hungary Ltd.) macht gegenwärtig fast alles völlig anders als die vielen Konkurrenten in Europa, die allesamt genauso unter der Covid-19 – Krise zu leiden haben. Wizz fliegt bereits wieder den allergrößten Teil des Vor-Covid – Flugplans. Wizz plant neue Strecken und kündigt diese auch schon an.
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Und Wizz bereitet die kräftige Aufstockung der Pilotenzahl vor, während die Konkurrenten Piloten kurzarbeiten lassen oder sogar entlassen. Während Wizz im vergangenen Jahr mit 39,8 Millionen Passagiere erst die drittgrößte europäische Niedrigpreis-Fluggesellschaft (nach Ryanair und easyJet) war, hat sich Wizz Air seit April dieses Jahres auf den Spitzenplatz vorgearbeitet – indem das Unternehmen eben alles anders macht als es die Konkurrenten tun.
Wizz Air baut britisches Geschäft aus
Ungeachtet der ungarischen Heimat ist Wizz Air seit 2015 an der Londoner Börse notiert und zwar im Bereich der FTSE250, also der keineswegs kleinen Unternehmen. Knapp hinter Budapest mit 70 Zielen ist London-Luton mit 68 Zielen der zweitwichtigste Flughafen für Wizz. Und weil das Unternehmen sich von Brexit oder den Schwachstellen der britischen Wirtschaft in keiner Weise schrecken lässt, wird gerade auch hier anders als die Konkurrenz gehandelt. Während die Wettbewerber großenteils den Flughafen London-Gatwick rationalisierend räumen, springt Wizz in die Bresche, bemüht sich hier möglichst viele Abflugmöglichkeiten (slots) zu sichern und bereitet den Aufbau einer eigenen Niederlassung mit dauerhaft in Gatwick stationierten Flugzeugen vor.
Letzteres soll schon bis Ende Oktober dieses Jahres verwirklicht werden, wie Wizz Air UK – Chef Oswain Jones erläutert. All das bedeutet, dass Wizz nicht nur schon jetzt den alten Flugplan in Großbritannien voll abfliegt sondern bereits zum Jahresende höhere Passagierzahlen als im Vorjahr erwartet. Damit hat es sich aber noch nicht getan. In Kürze soll eine eigene Tochtergesellschaft in der Ukraine folgen. Auch dort sollen Witz-Flugzeuge stationiert werden. Dass so etwas sehr erfolgreich sein kann, hat Wizz damit bewiesen, dass die Gesellschaft eine eigene Tochter im Nahen Osten betreibt und damit Wizz-Flugzeuge bis hin nach Dubai fliegen. Insgesamt bedient Wizz derzeit 60 Flugziele in 44 Ländern.
Wizz braucht neue Piloten
Das derzeitige Überangebot an Verkehrspiloten am Weltmarkt ist eine nur durch den Coronavirus und die damit verbundene Luftverkehrskrise zu erklärende Erscheinung. Wiederum im Gegensatz zum größten Teil der Branche geht Wizz nicht davon aus, dass diese Situation lange anhalten wird. Wizz fliegt ausschließlich Airbus-Flugzeuge der beiden Typen A320 mit 186 und A321 mit 235 Sitzen.
Je mehr Flugzeuge und Strecken hinzukommen, desto größer wird zwangsläufig auch die Bedarf an zusätzlichen Piloten. Dabei setzt Wizz für die Zukunft ganz besonders auf von dem Unternehmen selbst ausgebildeten Verkehrspiloten. Diese Ausbildung soll noch im November oder spätestens Dezember dieses Jahres mit der ersten Gruppe von 20 Flugschülern beginnen. Im kommenden Jahr sollen dann vier bis fünf weitere Gruppen von jeweils ebenfalls 20 Flugschülern hinzukommen. Und so soll es dann weitergehen.
25 Prozent sollen weiblich sein
Was den Piloten-Nachwuchs angeht, geht Wizz auch hier einen Weg, den bisher nur ganz wenige Fluggesellschaften – mit der großen Ausnahme von easyJet – beschreiten. Wizz will weibliche Piloten haben – und ist bereit, Frauen in diesem Beruf besonders zu fördern. Begründet wird das vor allem damit, dass Frauen den mit Abstand größten Teil der Kabinenbesatzung ausmachen. Also sollen Stewardessen zu Pilotinnen geschult werden.
Das Ziel wird klar genannt: Im Jahre 2030 sollen 25 Prozent aller Wizz-Piloten weiblich sein. Natürlich wird den Stewards der Weg in das Cockpit nicht versperrt. Aber eindeutig haben Frauen den Vorrang. Dazu nennt Wizz noch einen anderen Grund: “Frauen wissen bereits, was der Pilotenberuf alles mit sich bringt. Dementsprechend wissen sie genau, worauf sie sich einlassen.! Gerade dies soll die Loyalität der weiblichen Piloten zur Gesellschaft besonders fördern.
Umschulung soll insgesamt 40 Monate dauern
Von diesen 40 Monaten sind die ersten 22 Monate der Schulung im Klassenraum vorbehalten. Die folgenden 18 Monate werden die angehenden Piloten in der Wizz-Flugschule in Ungarn geschult. Wenn alles gut geht, beginnt danach der Dienst als Erster Offizier im Cockpit. Die Flugschüler werden während der Ausbildung weiter ganz normal bezahlt. Bis zum Ende der Boden-Ausbildung – also dem 22. Monat – hat jeder Flugschüler die Möglichkeit, die Ausbildung aufzugeben und in die Kabinenbesatzung der Witz-Jets zurückzukehren. Für Frauen, die Kinder bekommen, sind Sondermodelle des Ausbildungsmodus vorgesehen. Von all dem verspricht sich Wizz ein besonderes Interesse der Stewardessen an dieser höherwertigen Berufsausbildung.
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