Lernfabriken 4.0: Potenziale und Herausforderungen in der Fachkräfte-Weiterbildung
Die KIT-Studie zeigt, dass berufliche Lernfabriken 4.0 viel für die Weiterbildung von Fachkräften leisten können, wenn Lehrkonzepte und Rahmenbedingungen passen. Die Forscher empfehlen eine bessere Zusammenarbeit zwischen Berufsschulen und Unternehmen sowie Anpassungen an den Schulen, um die Effizienz der Lernfabriken zu verbessern.
Die Leistungsfähigkeit von sogenannten Lernfabriken 4.0 in Bezug auf die Weiterbildung von Fachkräften ist erheblich, sofern die Lehrkonzepte und Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet sind. Dies ist das zentrale Ergebnis einer Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Die Autoren der Studie betonen die Notwendigkeit einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Berufsschulen und Unternehmen, insbesondere hinsichtlich der Abstimmung von Angeboten und ihrer Vermarktung. Gleichzeitig plädieren sie für eine verbesserte Integration von Weiterbildungen in den Betrieb der Berufsschulen und fordern die Öffnung der Kurse für betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder.
Was versteht man unter Lernfabriken 4.0?
Lernfabriken 4.0 sind spezielle Lernumgebungen, die für die zukünftige, stark von künstlicher Intelligenz geprägte Produktion geschaffen wurden. Sie befinden sich in Unternehmen oder Berufsschulen und simulieren praxisnah die neuen Produktionsbedingungen – vergleichbar mit einem Flugsimulator für Piloten. Allein in Baden-Württemberg gibt es derzeit 43 solcher Lernfabriken an berufsbildenden Schulen.
Eine Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Berufspädagogik und Allgemeine Pädagogik (IBAP) des KIT, der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd und der Allianz Industrie 4.0 Baden-Württemberg entstanden ist und vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg unterstützt wird, zeigt jedoch, dass es eine beträchtliche Diskrepanz zwischen den erklärten Zielen und der tatsächlichen Umsetzung dieser Einrichtungen gibt.
Potenziale der beruflichen Lernfabriken werden nicht ausgeschöpft
„Die Potenziale der beruflichen Lernfabriken werden bei weitem nicht ausgeschöpft, da die förderlichen Rahmenbedingungen an Berufsschulen fehlen und diese bisher von keiner Institution bei der Umsetzung von Weiterbildungsangeboten unterstützt werden“, erklärt Professor Lars Windelband, Studienleiter und Inhaber der Professur für Berufspädagogik am IBAP in einer Pressemitteilung.
Durch die Analyse von Fallstudien sowie durch Gespräche und Workshops mit Experten haben die Forscherinnen und Forscher aus Karlsruhe den aktuellen Stand der Nutzung beruflicher Lernfabriken ermittelt. Dabei wurden Hindernisse und Herausforderungen identifiziert, aber auch erfolgreiche Umsetzungsbeispiele untersucht. Basierend auf der Erkenntnis, dass sowohl die Rahmenbedingungen an den Berufsschulen als auch die Zusammenarbeit zwischen Berufsschulen und Unternehmen unzureichend sind, leiten sie fünf konkrete Handlungsempfehlungen ab.
Konkrete Handlungsempfehlungen ermittelt
- Die Rahmenbedingungen an beruflichen Schulen sollen angepasst werden, um Lehrkräfte zu entlasten und die Anerkennung von Deputaten für Weiterbildungen zu ermöglichen.
- Die Teilnahme an Weiterbildungen soll für betriebliche Ausbilderinnen und Ausbilder geöffnet werden, um eine enge Verknüpfung von Lehrinhalten zu ermöglichen.
- Es soll eine verstärkte Vernetzung zwischen beruflichen Schulen und Unternehmen erfolgen, um die Bedürfnisse der Unternehmen in passgenauen Weiterbildungsangeboten zu berücksichtigen.
- Die Nutzung zentraler oder dezentraler Plattformen wird empfohlen, um Weiterbildungsangebote effektiv zu verbreiten.
- Es sollen alternative Betreibermodelle erprobt werden, um langfristige Unterstützung für berufliche Lernfabriken sicherzustellen.
Dreistufiges didaktisches Rahmenkonzept entwickelt
Eine erfolgreiche betriebliche Weiterbildung in Lernfabriken erfordert überzeugende Lehransätze. Im Rahmen des Projekts WB@Lernfabriken, das der Studie zugrunde liegt, haben die Forscherinnen und Forscher ein dreistufiges didaktisches Rahmenkonzept entwickelt.
Die erste Stufe hat zum Ziel, grundlegendes Wissen und Kompetenzen im Bereich Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz zu vermitteln, um ein Bewusstsein für Digitalisierung, Industrie 4.0 und vernetzte Produktionswelten in der Belegschaft zu schaffen. Die zweite Stufe zielt darauf ab, bereits digital kompetente technische Fachkräfte weiterzubilden, während die dritte Stufe Expertise in Bezug auf konkrete betriebliche Herausforderungen, wie die Optimierung und Instandsetzung von Anlagen, vermittelt.
Studienleiter Windelband sagt, dass berufliche Lernfabriken vor großen Problemen stehen. Aber wenn sie ihre Vorteile betonen können, könnten sie wichtige Orte für Weiterbildung sein, besonders in der sich verändernden Technologie der Produktion.
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