IT-Ingenieure sind gefragt 14.12.2021, 08:41 Uhr

So bekommen Ingenieure das notwendige IT-Know-how

Digitalisierung und Ingenieurwesen: Ohne Programmierkenntnisse geht es fast nicht mehr. Ingenieuren fehlt oft der IT-Hintergrund. Hochschulen und Wirtschaft versuchen das Problem mit verschiedenen Ansätzen zu lösen.

Mann im Hemd und Krawatte am Laptop arbeiten und lächelnd stehen vor grauem Hintergrund

IT-Know-how kann für Ingenieure ein Karriere-Boost sein.

Foto: panthermedia.net/gstockstudio

Ingenieure und Ingenieurinnen in der Informationstechnologie sind auf dem Markt gefragt. Laut Gehaltsstudie des VDI Verlags sind die Jahres-Durchschnittsgehälter für erfahrene IT-Ingenieure in den letzten Jahren um  fünf Prozent gestiegen: Von 58.300 Euro auf 61.200 Euro. Leider fühlen sich viele Berufseinsteiger durch ihr Studium nicht ausreichend auf die dafür notwendigen Fragestellungen vorbereitet, wie die VDI-Studie „Ingenieurausbildung für die Digitale Transformation“ an den Tag legte. So gaben 40 Prozent der befragten Ingenieursstudenten an, dass digitale Fachinhalte im Wesentlichen nicht Teil ihres Studiums waren. Nur 15 Prozent der befragten Berufseinsteiger meinten, sie hätten sich die für den Job notwendigen IT-Kompetenzen schnell aneignen können.

Ingenieure sind von Haus aus Macher-Typen. Nützliche Produkte entwickeln, Innovationen schaffen und Strategien für neue Geschäftsmodelle entwickeln: So sieht der Wunsch-Alltag aus. Doch in der Praxis arbeiten Ingenieure und Ingenieurinnen oft am Computer,  entwickeln am Bildschirm Prototypen, erstellen Präsentationen oder programmieren mit IT-Kollegen Abläufe für die Industrie 4.0: IT-Skills sind also gefordert, wie auch Sebastian Grundstein, Maschinenbauer, berichtet.

Mit Lochkarte zur digitalen Fabrik

Die Mühlen mahlen mitunter langsam. Als Sebastian Grundstein im Jahr 2012 sein Maschinenbaustudium abschloss, umfasste seine IT-Ausbildung die Computergeschichte beginnend bei der Lochkarte bis zu einfacher, maschinennaher Programmierung. Heute verantwortet Grundstein Projekte im Bereich Data Analytics bei der Unternehmensberatung ROI Management Consulting AG. Ein Sektor, in dem sowohl IT- als auch Ingenieurwissen gefragt ist. Denn es geht einerseits darum, Produktionsdaten zu analysieren und gewinnbringend im Prozess zu nutzen. Andererseits müsse die produktionsnahe IT mit den Office-IT-Systemen zusammengebracht werden.

Ingenieure und ITler sprechen unterschiedliche Sprachen

In einem solchen Kontext setzen viele Unternehmen auf den Einsatz interdisziplinärer Teams. In der Praxis kann es jedoch sehr schwierig sein, die Akteure zusammenzubringen. Denn beide Seiten sprechen unterschiedliche Sprachen.

Stellenangebote im Bereich Forschung & Lehre

Forschung & Lehre Jobs
Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Forschungsprofessur oder Nachwuchsprofessur (m/w/d) Industrielle Robotik Technische Hochschule Deggendorf
THU Technische Hochschule Ulm-Firmenlogo
W2-Professur "Elektrische Antriebe" THU Technische Hochschule Ulm
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) im Bereich Bauinformatik (CAD) und BIM HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
Hochschule Osnabrück-Firmenlogo
Wissenschaftl. Mitarbeiter*in in der Talentakademie "Smart Factory & Products" Hochschule Osnabrück
Osnabrück Zum Job 
Fachhochschule Dortmund-Firmenlogo
Zukunftsmacher*in Fachhochschule Dortmund
Dortmund Zum Job 
Technische Hochschule Deggendorf-Firmenlogo
Professor / Professorin (m/w/d) Konstruktion / Konstruktionsmethodik / Produktdatenmanagement Technische Hochschule Deggendorf
Deggendorf Zum Job 
Leibniz Universität Hannover-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Turbomaschinen und Fluid-Dynamik Leibniz Universität Hannover
Hannover Zum Job 
Westfälische Hochschule-Firmenlogo
Professur Künstliche Intelligenz und Industrielle Automation (W2) Westfälische Hochschule
Gelsenkirchen Zum Job 
Hochschule Anhalt-Firmenlogo
Professur Medizintechnik Hochschule Anhalt
Köthen Zum Job 
TU Bergakademie Freiberg-Firmenlogo
W2-Professur "Deep Learning" TU Bergakademie Freiberg
Freiberg Zum Job 
IU Internationale Hochschule GmbH-Firmenlogo
Professur Bauingenieurwesen (w/m/d) IU Internationale Hochschule GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professur "Energietechnik und Strömungssimulation" Hochschule Düsseldorf University of Applied Sciences
Düsseldorf Zum Job 
Fachhochschule Kiel-Firmenlogo
W2-Professur für "Erneuerbare Offshore-Energien mit Schwerpunkt Windenergietechnik" Fachhochschule Kiel
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in für das Lehrgebiet Carl-Zeiss-Stiftungsprofessur für Produktions- und Herstellverfahren von Wasserstoffsystemen Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Göppingen Zum Job 
Fachhochschule Münster-Firmenlogo
Professur für "Elektrische Netze" Fachhochschule Münster
Steinfurt Zum Job 
Duale Hochschule Baden-Württemberg Mosbach-Firmenlogo
Ingenieur*in / Informatiker*in für Laborbetreuung und Laborübungen mit Studierenden (m/w/d) Duale Hochschule Baden-Württemberg Mosbach
Bad Mergentheim Zum Job 
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Gebäudeenergieberater*in HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten-Firmenlogo
Professur (w/m/d) Elektrische Antriebstechnik Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten
Kempten Zum Job 
Fachhochschule Dortmund-Firmenlogo
Professur für "Werkstofftechnik und Metallografie" Fachhochschule Dortmund
Dortmund Zum Job 
Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe-Firmenlogo
Professur für Informatik (m/w/d) Duale Hochschule Baden-Württemberg Karlsruhe
Karlsruhe Zum Job 

„Im Bereich der Prozessoptimierung arbeiten Ingenieure mit der Methode der Wertstromanalyse. Ein ITler denkt hingegen in Datenbanken“, so Grundstein.

Um sie zusammenzubringen, müsse man zunächst einmal eine gemeinsame Arbeitsmethode finden.

Erschwerend kommt hinzu: „Es gibt keine trennscharfen Definitionen von Begriffen wie digitaler Zwilling oder digitaler Schatten“, sagt Raphael Kiesel vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT. Der Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Maschinenbau war an der VDI-Studie Ingenieurausbildung für die Digitale Transformation beteiligt. Er selbst hätte sich während seines Studiums mehr Grundlagenwissen zum Thema Digitalisierung und Data Analytics gewünscht. „Es heißt immer lapidar, dass Daten gesammelt und analysiert werden. Der ganze Prozess, der dahintersteht, ist jedoch sehr aufwendig und prozessabhängig.“ Es stellt sich nicht nur die Frage, welche Daten gesammelt werden sollen, sondern auch, welche Sensoren dazu benötigt werden. Dazu kommt, dass es sehr kompliziert sein kann, Daten vorzuverarbeiten und zu synchronisieren. Und die Daten zu speichern, kostet schließlich auch Geld.

„Man sollte sich also sehr genau im Vorfeld überlegen, welches Problem man lösen, bzw. welchen Mehrwert man generieren möchte“, gibt Kiesel zu bedenken.

IT-Wissen veraltet immer schneller

Eine weitere große Herausforderung besteht darin, dass das Wissen immer schneller veraltet. Cyberkriminelle agieren hingegen zunehmend schneller und legen weltweit Server lahm, wie die jüngste Hacker-Attacke „Log4Shell“ zeigt. Wie sollen Hochschulen mit diesem enormen Tempo Schritt halten? Jens Jäkel, Dekan der Fakultät Ingenieurwissenschaften an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) Leipzig hat hierzu eine klare Meinung: Statt jedem Trend hinterherzulaufen, empfiehlt er, ein breites Grundlagenwissen zu vermitteln, auf dem die Ingenieure und Ingenieurinnen aufbauen können. Ebenso sollten die methodischen und sozialen Kompetenzen gestärkt werden. „Wenn Sie in den Unternehmen nach den Defiziten der Absolventen fragen, dann sind das in den wenigsten Fällen fehlende Fachkenntnisse. Vielmehr sind es fehlende Kommunikations- und Organisationsfähigkeiten, fehlende methodische Kompetenzen sowie ein Mangel im fächerübergreifenden Denken“. Alles so genannte Soft Skills, die man lernen kann.

Digitale Wissensvermittlung durch Hackathons

Eine sehr originelle Möglichkeit, um Inhalte aus dem IT-Bereich zu vermitteln, ist die Durchführung eines so genannten Hackathons. 42.000 Hacker haben beispielsweise in ihrer Freizeit das Coronavirus bekämpft. Bei einem Hackathon bekommt ein interdisziplinäres Team 24 Stunden Zeit, um ein Problem aus dem IT-Umfeld zu lösen. Gleichzeitig setzen sich Studierende mit unterschiedlichen Technologien auseinander. Beim Hackathon der HTWK mussten die Studierenden beispielsweise einen Schatz im Datensee bergen. Auch andere Hochschulen, wie die Technische Universität München, führten bereits solche Hackathons durch. Wie die VDI-Studie zur Ingenieurausbildung festhält, sind neue Lehr- und Lernformate im Hochschulumfeld durchaus ein Thema. Dabei wird unter anderem über disziplinübergreifende Labs und Lehr-, bzw. Lernfabriken sowie über hybride Lernsettings wie Blended Classroom, Inverted Classroom oder MOOCs diskutiert.

 

  • Beim Blended Learning werden die Konzepte E-Learning und Präsenzunterricht miteinander kombiniert.
  • Beim Inverted Classroom arbeiten die Studierenden das Lernmaterial eigenständig zu Hause auf und vertiefen ihr Wissen dann in Vorlesungen und Seminaren.
  • MOOCs steht für „Massive Open Online Courses“. Diese Online-Kurse richten sich an ein breites Publikum. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Plattformen, z.B. OpenHPI, die sich auf die Vermittlung von digitalem Grundwissen spezialisiert hat.

Diese Programmiersprachen sollten Ingenieure beherrschen

Die sogenannten C-Sprachen sind im Ingenieurwesen besonders gefragt. Die Sprache “C” bietet die Basis, auf deren Logik und Syntax weitere Programmiersprachen aufbauen. Vor allem in der Elektrotrechnik werden die C-Sprachen gebraucht. Doch auch im Maschinenbau und Bauingenieurwesen wird es aufgrund der Digitalisierung immer wichtiger IT-Skills zu beherrschen. Für Ingenieure ist es unerlässlich zu verstehen, welche softwareseitigen Optionen bei der Entwicklung eines Roboters bestehen.

Für Einsteiger empfiehlt sich die Codecademy – eine Plattform zum Lernen von Programmiersprachen. Ob HTML, CSS, Python oder jQuery: Hier werden verschiedene Programmiersprachen gelehrt. Das IT-Wissen kann direkt angewendet werden, zum Beispiel im Aufsetzen einer Website. Um C Programmieren zu lernen, gibt es auch einige kostenfreie Tutorials im Netz. Im besten Fall erhalten Ingenieure und Ingenieurinnen eine gezielte Weiterbildung.

Informatikanteil wird immer wichtiger

„Die IT-Inhalte, die Sie heute an der Hochschule lernen, sind oft schon nach drei Jahren veraltet. Es wird eine ganz neue Definition von Lernen und Weiterbildung geben“, meint Klaus Weichardt. Der Partner bei der Unternehmensberatung Lab & Company rekrutiert und besetzt C-Level-Positionen, sprich die verschiedenen Führungspositionen an der Spitze eines Unternehmens. Ingenieurfachkräfte werden ebenfalls stetig gesucht. Um das Problem der fehlenden IT-Kompetenz bei Ingenieuren zu lösen, ist einer seiner Kunden einen besonderen Weg gegangen. Das Unternehmen, ein Elektrogerätehersteller, hat sämtliche Geschäftsprozesse – vom Vertrieb über die Produktion, bis hin zum Marketing und der Logistik – neu definiert und in seiner IT-Organisation abgebildet.

Das bedeutet zum Beispiel: „Die Produktentwicklung liegt nicht ausschließlich in den Händen der F&E-Verantwortlichen, die IT treibt diese Prozesse ebenfalls. Etwa, indem sie geeignete Tools für bessere Arbeitsabläufe entwickelt, etwa Collaboration-Tools für das Team oder digitale Zwillinge zum Test von virtuellen Prototypen.“

Aktuell sei es meist so, dass die Schnittstellen mit Ingenieuren und Ingenieurinnen besetzt werden und diese sich IT-seitig weiterbilden, um zum Beispiel die Prozesse zu digitalisieren. In zehn Jahren könnte sich das Ganze aber anders darstellen. Zumindest in einigen Bereichen: „Schauen Sie sich doch einmal einen Elektromotor an. Im Vergleich zu einem Verbrennungsmotor ist er technologisch sehr viel weniger komplex. In Zukunft werden wir hier mehr Informatikwissen benötigen.“

Weitere Themen:

Ein Beitrag von:

  • Sabine Philipp

    Sabine Philipp arbeitet seit 2004 als freie Journalistin. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Technik, Industrie und Wirtschaft.  In ihren Artikel befasst sie sich gerne mit der praktischen Umsetzung von innovativen Technologien und Gesetzesvorgaben.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.