Wie finde ich als Ingenieur die richtige Weiterbildung?
Lebenslanges Lernen ist für Berufstätige heute unvermeidbar. Das ist mehr als eine Binsenweisheit. In Berufen, die einem technologischen, innovativen Wandel besonders ausgesetzt sind, ihn gar mit vorantreiben, gilt dies umso mehr. Ingenieure sind also gut beraten, sich regelmäßig um ihre berufliche Weiterbildung zu kümmern.
Das wird besonders wichtig, wenn die Weiterbildung nicht vom Betrieb aus veranlasst wird und für die eigene Karriere über die betrieblichen Belange hinausgehen soll. Doch wie finden Sie die richtige Weiterbildung für sich? Das ist ganz einfach, mögen Sie sagen: „Ich definiere, was fachlich notwendig ist, suche in einer Weiterbildungsdatenbank nach einem entsprechenden Angebot und buche es. Fertig.“ Wenn Sie einen klar definierten fachlichen Lehrgang für eine Software oder eine Maschinenbedienung suchen, mag das gerade noch klappen. Doch meistens ist das Finden der richtigen Weiterbildung oder gar des passenden Weiterbildungsthemas so einfach eben nicht.
Drei knifflige Fragen sind vorab nämlich zu klären:
Welche beruflichen Anforderungen werden Sie zukünftig erfüllen?
Digitalisierung der Arbeitswelt, Industrie 4.0, Big Data – das sind Schlagworte, die den rasanter werdenden technologischen Wandel repräsentieren. Gerade Ingenieure sind gut beraten, sich mit Entwicklungen und Trends zu befassen und sich für die zukünftige Arbeitswelt beruflich fit zu halten. Wie Sie das aktiv tun können, hatte ich bereits im Blog des VDI e.V. beschrieben.
Sowohl von Experten als auch in Stellenanzeigen wird immer wieder die Notwendigkeit von Schlüsselqualifikationen und Softskills für Ingenieure bekräftigt, neben rechtlich notwendigen Schulungen und fachlich eng fokussierten Trainings. Managementkompetenzen, professioneller Umgang mit technologischem Wandel, zeitgemäße Führungsfähigkeiten, das sind Themen, die häufig in Umfragen und Stellenanzeigen zu finden sind.
Welche berufliche Weiterbildung benötigen Sie?
Während es relativ einfach zu definieren ist, welche fachlich oder rechtlich notwendige Weiterbildung in Frage kommt, wie CAD-Schulungen oder die Arbeitssicherheitsausbildung, fällt dies bei Managementthemen schon schwerer. Sie können jedoch recherchieren, welche Themen heute und in Zukunft gefragt sind. Das können Sie zum Beispiel über drei Wege erreichen:
Recherche nach Schlüsselqualifikationen und Softskills in Stellenanzeigen: Schauen Sie zum Beispiel im Jobportal von ingenieur.de, welche Anforderungen Unternehmen an ihre neuen Mitarbeiter in Sachen Kommunikation, Management und Führung stellen. In den Anzeigen und den begleitenden Texten der einzelnen Jobkategorien erhalten Sie auch Anhaltspunkte zu weiterbildungsrelevanten Themen, zum Beispiel Projektmanagement, Prozessmanagement und Qualitätsmanagement.
Recherche nach Keywords in den Business-Netzwerken:
Berufstätige schreiben in den Business-Netzwerken LinkedIn und Xing in der Regel, was sie zu bieten haben und welche Qualifikationen sie besitzen. Was liegt näher, sich Profile von Ingenieuren anzuschauen, die dort tätig sind, wo Sie zukünftig hinmöchten? Welche Fähigkeiten und welche Weiterbildungen finden Sie in entsprechenden Profilen? Welche davon passen zu Ihnen und Ihren Zielen?
Recherche per systematischem Kaffeetrinken:
Gehen Sie Kaffeetrinken. Führen Sie informelle Gespräche mit Kollegen aus Ihrer Branche, Führungskräften aus Ihren Zielunternehmen und Berufen. Spätestens bei VDI-Netzwerktreffen, Recruiting Tagen oder auf Industrie-Fachmessen bietet sich die Gelegenheit nachzufragen, welche Qualifikationen und Fähigkeiten jetzt und in Zukunft in Ihrem Berufsfeld gefragt sind.
Wo finden Sie die richtige Weiterbildung?
Wenn Sie Ihre Weiterbildungsthemen gefunden haben und sie unabhängig von Ihrem Arbeitgeber machen möchten, liegt die Herkulesaufgabe jetzt bei Ihnen: Die richtige Weiterbildung für Ihre Themen zu finden. Die Weiterbildungslandschaft in Deutschland ist uneinheitlich und weniger strukturiert als Schule und Hochschule. Dementsprechend anspruchsvoll gestaltet sich die Suche nach dem richtigen Weiterbildungsangebot. Auch hier gibt es mehrere Wege, das richtige zu finden:
Weiterbildungsdatenbanken
Hier zeigt sich das ganze Problem: Bundesweit gibt eine große Zahl an Weiterbildungsdatenbanken, wie man im neutralen Portal „InfoWeb Weiterbildung“ unschwer erschließen kann. Bekannte Datenbanken wie das Kursnet oder die IHK-Weiterbildungsdatenbank zeigen so viele Angebote, dass eine Auswahl bisweilen schwer fällt. Dennoch geben Weiterbildungsdatenbanken eine erste Orientierung zu Themen und konkreten Kursen. Mein Tipp: Konzentrieren Sie sich auf zwei bis drei Seminardatenbanken und gehen Sie nach der ersten Sondierung die nächsten Schritte.
Weiterbildungsberatungstellen
Viele Institutionen bieten Weiterbildungsberatung an, z. B. die Industrie- und Handelskammern, Volkshochschulen, viele Hochschulen und neutrale Beratungsstellen von Trägervereinen. Je nach Arbeits- oder Wohnort sind diese Angebote oft regional begrenzt und verweisen überdies gerne auf die eigenen Angebote. Spezielle Weiterbildungsberatung für Ingenieure: eher Fehlanzeige.
Weiterbildungsanbieter vor Ort per Google
Natürlich finden Sie Weiterbildungsangebote auch per Suchmaschine. So lassen sich Angebote ganz gut finden, sofern Sie die genauen Bezeichnungen Ihrer geplanten Weiterbildung wissen. Allerdings erhalten Sie in der Regel eine Liste verschiedener Anbieter und haben damit noch kein Kriterium, welcher davon der richtige ist.
Anbieter-Empfehlungen online wie offline einholen
Gehen Sie systematisch Kaffeetrinken mit Absolventen von Weiterbildungen. Fragen Sie sie, wie sie mit ihrem Angebot zufrieden waren: Wie war die Durchführung organisiert (Präsenzunterrichte, Webinare, Fernunterricht), welche Qualität hatten die Dozenten, wie war die Prüfungsvorbereitung und -durchführung? Fragen Sie insbesondere auch, wie die Weiterbildung beruflich verwertet werden konnte. Konnten die Inhalte der Weiterbildung in der Praxis angewendet werden? Konnte die Weiterbildung sich im Job amortisieren? Recherchieren Sie auch im Netz nach Bewertungen von Weiterbildungsangeboten. In einschlägigen Communities sowie bei Xing und LinkedIn finden Sie in der Regel auch Absolventen, die Sie fragen können.
Bonustipp: Weiterbildung während der Jobsuche
Viele Ingenieure nutzen die Zeit zwischen zwei Jobs für ihre Weiterbildung. Gerade die Zeit der Jobsuche und der Arbeitslosigkeit bietet sich dafür ja auch an, weil Zeit ist. Was viele nicht wissen: Die Bundesagentur für Arbeit kann Ihre Weiterbildung als Ingenieur zu 100 Prozent fördern. Voraussetzung ist, dass Sie einen anerkannten Träger finden, die Weiterbildung Ihre beruflichen Chancen nachweisbar erhöht und Sie zugleich auf den aktuellen Stand bringt. Überdies gibt es auch für Berufstätige diverse Fördermöglichkeiten für die Weiterbildung. Es lohnt sich also bisweilen auch finanziell, das Thema „berufliche Weiterbildung“ in eigener Initiative anzugehen, um die eigene Karriere zu entwickeln und für die nächsten Veränderungen Ihrer Arbeitswelt gewappnet zu sein.
Weitere Beiträge von Lars Hahn finden Sie im LVQ-Blog „Karriere und Weiterbildung“, wo der Karriereberater regelmäßig über Netzwerken, Karriere und Social Media schreibt.
Weiterführende Artikel:
Weiterbildung – was brauchen Sie, wer zahlt was und wie plant man das?
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