Energietechnik: Für Wärme und Licht 26.09.2019, 13:50 Uhr

Branchenprofil Energie und Umwelt

Ohne Energie müssten wir frieren und säßen im Dunkeln – und auch sonst würde nichts funktionieren, was Strom benötigt. Bei der Produktion von Energie spielen Umwelt und Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Für Ingenieure ist die Branche Energie und Umwelt hoch interessant.

 

Allgemeines zur Branche Energie und Umwelt

Die Umwelt- und Energietechnik ist aus ingenieurwissenschaftlicher Sicht eine Querschnittbranche, die sich verschiedenen anderen Ingenieurwissenschaften zuordnen lässt, darunter der Elektrotechnik und dem Maschinenbau. Die Aufgabe der Branche Energie und Umwelt ist es, die Energieversorgung von Privathaushalten und Betrieben sicherzustellen.

Die Energietechnik befasst sich grundlegend mit elektrischem Strom, Kraftstoffen sowie der Energiegewinnung durch fossile und regenerative Energiequellen. Zur Energiegewinnung gehören natürlich auch die entsprechenden Anlagen, weshalb die Branche für Ingenieure sehr interessant ist. Gemessen am Umsatz gehört der Bereich Energietechnik zu den wichtigsten Sparten der Elektrotechnik.

Die Umwelttechnik hingegen ist im Vergleich zum klassischen Maschinenbau ein relativ junges Feld. Doch in Zeiten, in denen der Klimaschutz immer wichtiger wird, gewinnt auch die Umwelttechnik immer mehr an Bedeutung. Die Umweltwirtschaft ist in den beiden vergangenen Jahrzehnten zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden. Ingenieure der Umwelttechnik entwickeln Konzepte und Maßnahmen für eine umweltschonende Produktion, für das Einsparen von Energie sowie zur Verringerung von Abfall und Emissionen. Sie untersuchen Schadstoffe in der Umwelt und konzipieren aufgrund ihrer Erkenntnisse Anlagen, die die Umweltbelastungen minimieren sollen.

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Beschäftigte, Umsetz und Export in der Branche Energie und Umwelt

Die Zahl der Beschäftigten, die in der Produktion von Waren sowie bei Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz arbeiteten, lag laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2017 bei 263.883. Dabei handelt es sich um sogenannte „Green Jobs“, die zwei Arten von Umweltaktivitäten umfassen: Umweltschutzmaßnahmen sowie Ressourcen-Management-Maßnahmen.

In der Branche erneuerbare Energien lag die Zahl der Beschäftigten im Jahr 2016 bei gut 338.000. Das umfasst die Sektoren Windenergie, Solarenergie, Bio-Energie, Geothermie und Wasserkraft. Die Beschäftigten arbeiten in den Sektoren

  • Windkraft (160.200)
  • Bio-Energie/Biogas (105.000)
  • Solarenergie (45.200)
  • Geothermie (rund 20.300)
  • Wasserkraft (7.300)

Im Bereich der konventionellen Energie- und Wasserwirtschaft waren im Jahr 2014 rund 236.000 Menschen beschäftigt. In den kommunalen Energiebetrieben waren es weitere 250.000, von denen allein 118.000 Beschäftigte auf die Bereiche Verkehr, Breitband, Abfall, Wasser und Abwasser entfielen.

Umsatz

Im Jahr 2017 haben die Unternehmen der Energie-, Wasser- und Entsorgungswirtschaft nach Angaben des Statistischen Bundesamtes einen Umsatz von 542,9 Milliarden Euro erzielt. In diese Statistik eingerechnet wurden jedoch nur Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten. Gegenüber dem Vorjahr war das ein Plus von 6,5 % − das erste Wachstum seit 2012. Etwa 80 % der Umsätze wurden mit der Energieversorgung erzielt. Die umweltschutzbezogenen Umsätze lagen 2017 bei 55,8 Milliarden Euro. Zu den wichtigsten Wirtschaftsabteilungen gehörten beim Umweltschutz der Maschinenbau (23,3 Mrd. Euro), die Herstellung elektrischer Anlagen (6,9 Mrd. Euro) sowie die Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren (4,7 Mrd. Euro) unter umweltschutzbezogenen Gesichtspunkten.

Export

Aufgrund der starken Entwicklung der erneuerbaren Energien ist Deutschland im Jahr 2017 zum größten Stromexporteur Europas geworden. 9 % des verfügbaren Stroms ging in die Nachbarländer, das entspricht 50 Milliarden Kilowattstunden. Im Umweltschutz sind die Exportquoten niedriger. Zwei Drittel der Umsätze wurden im Inland erwirtschaftet, nur 28,5 Milliarden Euro entfielen auf den Export von Waren, Bau- und Dienstleistungen für den Umweltschutz.

Das Studium der Energie- und Umwelttechnik

Wie alle Studiengänge der Ingenieurwissenschaften sind auch die Studiengänge Energietechnik und Umwelttechnik in Bachelor und Master gegliedert. Die Fächer können sowohl an Universitäten, Fachhochschulen als auch an Berufsakademien studiert werden. Nicht überall heißt der Studiengang jedoch Energie- und Umwelttechnik. Je nach Hochschule werden die Fächer kombiniert oder einzeln angeboten. Auch Kombinationen mit anderen Fächern sind möglich. So gibt es etwa die Studiengänge

  • Erneuerbaren Energien
  • Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik
  • Umwelttechnik und Regenerative Energien
  • Umwelt- und Recyclingtechnik
  • Verfahrens- und Umwelttechnik
  • Bio- und Umwelttechnik

Für alle Bachelorstudiengänge ist die allgemeine Hochschulreife (Abitur) oder Fachhochschulreife (Fachabitur) Voraussetzung. Je nach Hochschule wird ein Vorpraktikum von 6 bis 8 Wochen verlangt. Um im Anschluss zum Masterstudium zugelassen zu werden, muss der Bachelor mit mindestens 180 ECTS-Punkten erfolgreich abgeschlossen worden sein. Je nach Hochschule entspricht das einer Mindestnote von 2,5 oder besser. Grundkenntnisse in Naturwissenschaft und Technik, Interesse an Nachhaltigkeit und Mathematik sowie an Umweltthemen und Umweltschutz sind keine Zugangsvoraussetzung, aber gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium und Spaß an der späteren Arbeit. Aktuell (Stand 2019) sind die Studiengänge für Energie und Umwelttechnik zulassungsfrei und unterliegen keinem Numerus clausus (NC).

Im Verlauf des Studiums besteht die Möglichkeit, sich auf besondere Fachgebiete zu spezialisieren. Das ist insbesondere bei den erneuerbaren Energien sinnvoll, da jede Energieform eigene Spezialinhalte mitbringt. Die Spezialisierung kann dann für Wasserkraft, für Windkraft, Photovoltaik, nachwachsende Rohstoffe oder auch Energiespeicherung erfolgen.

Unternehmen in der Branche Energie und Umwelt

Die Unternehmen in der Branche Energie und Umwelt unterteilen sich in die Energieerzeuger, den Bereich erneuerbare Energien sowie Umweltunternehmen. Bekannte Unternehmen sind:

  1. ABO Wind AG (erneuerbare Energien)
  2. ALBA Group (Abfallwirtschaft und Recycling)
  3. AREVA Wind GmbH (Windenergieanlagen Offshore)
  4. Denios AG (Umweltschutz)
  5. Deutsche Energie-Agentur GmbH (Energiewirtschaft)
  6. E.ON (Energiewirtschaft)
  7. Enercon (erneuerbare Energien)
  8. Innogy SE (Energie, Wasser, Umwelt)
  9. Juwi AG (erneuerbare Energien)
  10. Naturstrom AG (erneuerbare Energien)
  11. PreZero (Abfallwirtschaft und Recycling)
  12. RWE (Energiewirtschaft)
  13. STEAG Solar Energy Solutions GmbH (erneuerbare Energien)
  14. TSR Recycling GmbH & Co. KG (Abfallwirtschaft und Recycling)
  15. Vaillant Group (erneuerbare Energien)
  16. Vattenfall (Energiewirtschaft)
  17. Veolia Deutschland (Umweltschutz)
  18. Vestas (erneuerbare Energien)
  19. Viessmann Group (erneuerbare Energien)
  20. VOITH Industrial Services Wind GmbH (Wartung und Service Dienstleistungen für Windkraftanlagen)

Die Teilbereiche der Branche Energie und Umwelt

Bei den Unterbranchen ist zu beachten, dass sich die Teilbereiche der Branche Energie und Umwelt wiederum in die Einzelbereiche Energietechnik und Umwelttechnik gliedern.

Die Unterbranchen der Energietechnik sind:

  • Elektrische Energietechnik
  • Energiemaschinenbau
  • Energieverfahrenstechnik
  • Kraftwerkstechnik
  • Kerntechnik
  • Nachhaltige Energietechnik
  • Thermodynamik

Die Unterbranchen der Umwelttechnik sind:

  • Abgasreinigung
  • Entsorgung (unter anderem Müllverbrennung, Abwasserreinigung, Recycling)
  • Entstaubungsverfahren
  • Erneuerbare Energien (Windkraft, Wasserkraft, Biogas, Erdwärme, Solarenergie)
  • Klimaschutz
  • Messtechnik zur Erfassung von Umweltschäden und Schadstoffen
  • Technische Verfahren für Gewässer- und Bodenschutz sowie Lärm- und Strahlenschutz

 

Karriere als Ingenieur in der Branche Energie und Umwelt

Ziel der Energie- und Umwelttechnik ist es, technische Innovationen zu entwickeln, die Umwelt und Ressourcen schonen. Danach richten sich auch die Einsatzgebiete von Energie- und Umweltingenieuren. Die Branche Energie und Umwelt ist ausgesprochen vielfältig. Umweltingenieure finden Jobs in der Abfallwirtschaft und im Recycling, im Gewässerschutz, der Abwasserbehandlung, der Luftreinhaltung sowie in Unternehmen für Klimaschutz. Im öffentlichen Dienst besteht die Möglichkeit, als Umweltschutzbeauftragter einer Kommune tätig zu werden. Wer sich für die Allgemeinheit einsetzen will, findet Arbeit bei einer der zahlreichen Umweltschutzorganisationen.

Energieingenieure können sowohl bei konventionellen Energieunternehmen als auch bei Firmen arbeiten, die sich auf erneuerbare Energien spezialisiert haben. Energieforschung ist aktuell einer der Förderschwerpunkte der Bundesregierung. Das bedeutet, dass Energieingenieure nicht nur in Unternehmen Arbeit finden, sondern auch an Hochschulen und Forschungsinstituten, wo sie sich der Forschung und Entwicklung widmen können.

Übrigens: Für eine Karriere in der Branche Energie und Umwelt ist das Studium der Energie- und Umwelttechnik keine zwingende Voraussetzung. Auch Ingenieure des Maschinen- und Anlagenbaus, der Verfahrenstechnik sowie der Elektrotechnik haben gute Aussichten auf einen Job. Ebenso haben Agraringenieure sowie Stadtplaner Chancen in der Branche.

Branche Energie und Umwelt wirbt um Spezialisten

Aber gerade in der Energie- und Umwelttechnik gilt: Je spezialisierter die Fachrichtung, desto besser sind die Karrierechancen. Neue Recyclingsysteme und umweltfreundliche Technologien sind wachsende Themen. Wer sich im Studium darauf spezialisiert, dürfte wenig Probleme haben, eine gute Stelle in einem innovativen Unternehmen zu bekommen.

Nicht nur in Deutschland sind die Aussichten auf einer erfolgreichen Karriere in der Branche Energie und Umwelt gut. Vor allem, wer sich auf erneuerbare Energien spezialisiert hat, hat Möglichkeiten im Ausland zu arbeiten. Die skandinavischen und die baltischen Länder sind auf dem Weg zur Energiewende deutlich weiter als Deutschland. In Schweden wird bereits mehr als die Hälfte der benötigten Energie aus Wind, Sonne und Wasserkraft gewonnen. In Deutschland sind es aktuell nur 15,5 %.

Die Zukunft der Branche Energie und Umwelt

Die aktuellen Klimaschutzdebatten werden auch die Branche Energie und Umwelt weiter verändern. Der Kohleausstieg und die damit verbundene noch stärker wachsende Bedeutung der erneuerbaren Energien verändert auch die Arbeit von Energie- und Umweltingenieuren. Die Energiewende stellt die Branche vor viele technische Herausforderungen. Die Versorgung über Wind und Sonne ist nicht immer konstant. Das bedeutet, es müssen Wege gefunden werden, die gewonnene Energie zu speichern. Das lässt dem Fachgebiet der Energiespeicherung eine wachsende Bedeutung zukommen.

Aber auch der Ausbau der deutschen Stromnetze ist für die Energiewende unabdingbar. Denn nur dann kann der Strom aus erneuerbaren Energien deutschlandweit genutzt werden. 7.500 Kilometer Stromnetz müssen verbessert oder neu gebaut werden. Bis 2022 gehen die deutschen Kernkraftwerke schrittweise vom Netz, auch andere konventionelle Kraftwerke werden nach und nach stillgelegt. Für die dort tätigen Ingenieure bedeutet auch das einen Wandel. Sie müssen sich umorientieren in Richtung regenerative Energien.

Neue Herausforderungen schaffen auch die notwendige Anpassung an ein sich veränderndes Klima sowie die zwingend notwendige Verringerung von Treibhausemissionen. Die Frage, wie wir Ressourcen  sinnvoll und nachhaltig nutzen, wird Energie- und Umweltingenieuren einiges abverlangen. Sie müssen Alternativen für den Einsatz von begrenzten Rohstoffen, seltenen Erden und giftigen Materialien finden. Oder aber Möglichkeiten für das Recycling dieser Rohstoffe.

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Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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