Berufliche Vorsätze: Karriere-Boost oder Bremse?
Zum neuen Jahr fassen viele Menschen vor allem neue Karriereziele. Beförderung, mehr Gehalt: Ist es schädlich, wenn man keine Vorsätze für die Karriere hat? Ein Karriereberater hat dazu eine klare Auffassung.
Sind berufliche Vorsätze zum neuen Jahr ein Karriere-Booster? Oder schaden sie eher? Was, wenn man ganz darauf verzichtet? Muss man sich dann Sorgen machen? Hier gibt es die Antworten.
Durchstarten. Führungsposition ergattern. Jobwechsel. Neues Jahr, viele Vorsätze, die Karriere in Schwung zu bringen. Kommt Ihnen bekannt vor? Wer mit den besten Absichten in den Januar startet, weiß sich in guter Gesellschaft. Laut einer Umfrage des Marktforschers Trendence starten die meisten Deutschen mit Vorsätzen für das berufliche Weiterkommen ins Jahr 2022. Fast ein Viertel der Befragten räumt dem oberste Priorität ein, gefolgt von Vorsätzen rund um auf Familie und Freunde (22,7 Prozent) sowie Gesundheit und Sport (13,2 Prozent).
Top 3 berufliche Vorsätze
1. persönliche Weiterentwicklung
2. Gehaltserhöhung
3. neuer Job
Stellt sich die Frage: Was, wenn ich gänzlich ohne berufliche Vorsätze ins neue Jahr gehe? Schadet das? Droht Stagnation?
Walter Feichtner, Karrierecoach aus München, sieht darin keinen Grund zur Beunruhigung: „Natürlich sind gute Vorsätze von Vorteil, weil man durch sie Dinge ändern und an sich zielgerichtet arbeiten kann. Und ein Jahreswechsel ist ein guter Zeitpunkt dafür“, sagt er.
„Aber: Man sollte sich nicht zwanghaft etwas vornehmen. Das kann kontraproduktiv sein.“
Etwa, wenn ein stressiges Jahr hinter einem liegt, man schon viel angestoßen und erreicht hat, eigentlich ganz zufrieden mit sich und der beruflichen Situation ist: „Dann kann man auch mal einen Gang runterschalten“, rät der Trainer. „Es ist völlig in Ordnung, es langsamer angehen zu lassen und eben mal nichts verändern zu wollen.“
Lesen Sie auch: Zufriedenheit im Job: 10 Tipps für Ingenieure
Veränderung muss man nicht auf die Sprünge helfen
Zumal die Zeiten ohnehin, wie Feichtner sagt, „dynamisch“ seien. Corona-Krise, digitale Transformation und Arbeitsmarktunsicherheiten sorgen schon für genug Veränderung. Wer sich vor diesem Hintergrund auch noch neu erfinden möchte, dem droht leicht Überforderung.
„Stagnation muss nichts Negatives sein“, sagt der Karrierecoach.
Heißt auch, dass fehlende Vorsätze überhaupt nicht zu einem schlechten Gewissen führen müssen. Denn weiterhin einen guten Job zu machen und sich flexibel an unvermeidbare Veränderungen anzupassen kann schon ausreichend sein – und deutet schon gar nicht darauf, unmotiviert zu sein, nur weil neue selbstdefinierte Meilensteine fehlen.
Auch nicht schlimm, wenn der Job gerade mal im Leben keine Priorität genießt, weil Freunde, Familie und andere Aktivitäten jetzt wichtiger sind. Warum nicht eine Sprache lernen, ehrenamtlich aktiv werden oder sportlich unterwegs sein? Letztlich wird Vieles von selbst positiv auf den Job zurückwirken.
Neuer Job: Wenn Sie diese Fehler in den ersten Tagen machen, ist die Karriere in Gefahr
Berufliche Vorsätze: Nicht zu schwammig, nicht zu ambitioniert
Egal, um was es geht: Gesteckte Ziele sollten schon konkret formuliert und ohne allzu großen Energieaufwand erreichbar sein. „Wichtig ist, sich bei der Zielsetzung nicht von anderen treiben zu lassen, sondern auf sich und die eigenen Bedürfnisse zu hören“, rät Feichtner. Also: Was tut mir gut? Was ist mir wichtig? Was brauche ich? „Um diese Fragen zu beantworten und damit letztlich die richtigen Vorsätze zu fassen, bedarf es einer ehrlichen Selbstreflektion“, betont der Trainer.
Und übertreiben darf man nicht: „Man sollte nicht zu viele Themen auf einmal angehen“, sagt Feichtner. Außerdem lässt sich eben nicht alles binnen zwölf Monaten erreichen. Im Gegenteil: Die Karriere ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf. Rücksetzer und Umwege inklusive. Gute Vorsätze helfen da nur bedingt.
Ein Beitrag von: