Einstiegsgehalt: Mit diesen 4 Tipps vermeiden Sie krasse Fehleinschätzungen
Viele Bewerber gehen mit falschen Vorstellungen in die Klärung zum Einstiegsgehalt und neigen dadurch zu folgenschweren Entscheidungen. Karrierecoach Bodo Ikinger gibt 4 ultimative Tipps.
Immer wieder tauchen in den Karriereberatungen Fragen rund um das Einstiegsgehalt und dem Verhandlungsprozess auf. „Was kann ich verlangen?“ – „Wie antworte ich am geschicktesten, um möglichst viel für mich herauszuholen“? – „Was passiert, wenn ich mich unter Wert verkaufe?“ – „Sollte ich meine Erwartung höher ansetzen, da ich in der Gehaltsverhandlung runterverhandelt werde?“ – „Verbaue ich mir den Einstieg, wenn ich zu viel angebe?“ – Und etliche Fragen mehr beschäftigen den Berufseinsteiger.
Frage zum Einstiegsgehalt wird viel zu eindimensional betrachtet
Das Einstiegsgehalt ist nicht nur abhängig von den persönlichen Qualifikationen wie Hochschulabschluss, den Praktika, Fachkenntnissen und Erfahrungen. Insbesondere bestimmen die Faktoren wie die Branche, die Region, der Unternehmenstyp, vor allem ob öffentlich oder privat, oder die Unternehmensform, die zusätzlichen Sozialleistungen sowie Boni, eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus beeinflussen das Einkommen auch die Kriterien zur Position, wie beispielsweise die Anzahl der Wochenstunden, die Funktion, der Verantwortungsumfang, und viele mehr eine große Rolle.
Diese 6 Faktoren bestimmen Ihr Einstiegsgehalt
Zwei potenzielle Arbeitgeber können in ihren Angeboten weit auseinander klaffen. Unternehmen A bietet als Einstiegsgehalt etwa 15 % mehr als Unternehmen B, in dem die Gehaltsentwicklung eher moderat verläuft. Die Gehaltsentwicklung bei Unternehmen B ist prinzipiell also vielversprechend, trotz niedrigerem Einstiegsgehalt.
Tipp 1: Berücksichtigen Sie die wesentlichen Aspekte, die beim Berufseinstieg zählen
Letztendlich sollten die Faktoren wie die persönliche Erfüllung in der Tätigkeit, die Inhalte, die Anforderungen, sowie die Entwicklungsmöglichkeiten, das Umfeld, das Betriebsklima viel bedeutendere Faktoren bei der Wahl des Unternehmens und der Position sein. Können Sie Ihr Potential, Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse, bestmöglich einbringen? Passen die Rahmenbedingungen? Denn letztendlich wird sich Ihr Gehalt wesentlich entsprechend Ihrer Performance, Ihrer persönlichen Entwicklung, Ihren Leistungen und Ergebnissen entwickeln. Und ein vermeintlich gutes Gehalt gleicht Defizite von der Arbeit nicht aus.
Zurück zur Gehaltsfrage: Wie können Sie nun herausfinden, was ein adäquater, passender Gehaltswunsch ist? Es gibt zahlreiche Analysen und Studien zu den Berufseinstiegs- und Ingenieur-Gehältern, nach Branche, Unternehmenstyp, und weiteren Kriterien, unter anderem vom VDI-Verlag. Ebenso erhalten Sie Auskünfte beim Betriebsrat oder in der Personalabteilung, die Sie nutzen können, wenn Sie beispielsweise als Praktikant oder Werkstudent dort tätig sind. Sie bekommen auch bei den entsprechenden Gewerkschaften Informationen. Manche Jobbörsen bieten zusätzliche Gehaltsinformationen. Und vor allen Dingen, haben Sie schon Ihr persönliches Netzwerk befragt?
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So ganz nebenbei: Dieses Netzwerk kann Sie sicherlich auch direkt beim Berufseinstieg unterstützen. Denn wussten Sie, dass jede dritte offene Stelle in Deutschland über Netzwerke, also persönliche Kontakte und Empfehlungen, besetzt wird? Eine naheliegende Möglichkeit, die viel zu wenig genutzt und beansprucht wird. Machen Sie sich Gedanken über Ihr Netzwerk, wer Ihnen weiterhelfen kann, denn jeder in Ihrem Netzwerk hat wiederum sein eigenes Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung. Und Sie werden Ihr Netzwerk Ihr gesamtes Berufsleben gut nutzen können, aus vielfältigen Gründen.
Tipp 2: Poker um das Einstiegsgehalt eröffnen
Die oft so bezeichnete Gehaltsverhandlung ist in der Regel ganz schlicht und nüchtern. Entweder man nennt Ihnen direkt Ihr vorgesehenes Gehalt, oder Sie werden gefragt, und daraufhin nennt Ihr potenzieller Arbeitgeber sein Angebot. Wenn Sie „feilschen“ wollen beziehungsweise dies für berechtigt halten, dann stets mit klaren, nachvollziehbaren Argumenten wie zusätzliche Qualifikationen, besondere Kompetenzen, die Ihnen und dem Unternehmen für die Erfüllung dieser Aufgabe wertvolle Vorteile bieten. Gehen Sie davon aus, dass Sie nicht „über den Tisch gezogen werden“, sondern dass Sie entsprechend dem unternehmensüblichen Einstiegsgehalt vergleichbar mit den Qualifikationen der Kolleginnen und Kollegen eingestuft werden. Das kann weniger sein, als Sie nannten, oder es kann auch mehr sein.
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Tipp 3: Diesen Fehler sollten Sie bei der Gehaltsfrage unbedingt vermeiden
In der Karriereberatung von Bodo Ikinger entsteht oftmals diese Situation: Der Bewerber gibt mit seinen schriftlichen Unterlagen einen Gehaltswunsch an. Als er zum virtuellen Interview eingeladen wird, fürchtet er, vielleicht doch ein zu geringes Gehalt angegeben zu haben, und nennt im Gespräch ein höheres. Anschließend kommt es zum zweiten, zu einem persönlichen Gespräch vor Ort. Nun wittert der Bewerber bei der erneuten Gehaltsfrage seine Chance und erhöht nochmals seine Gehaltsvorstellung. Ob die anschließende Absage aus diesem Grund erfolgte, bleibt ungewiss. Doch welchen Eindruck verursacht dies beim potenziellen Arbeitgeber? Bleiben Sie durch den gesamten Bewerbungsprozess bei Ihrer erstgenannten Gehaltsvorstellung oder begründen Sie Ihren höheren Gehaltswunsch nachvollziehbar.
Tipp 4: Beweisen Sie erst Ihre herausragende Arbeitsleistung
Fragen Sie gerne im Vorstellungsgespräch, wann eine nächste Gehaltsdurchsprache im Unternehmen üblich ist. Oft wird nach der Probezeit, in der Regel von sechs Monaten, oder nach zwölf Monaten zum ersten Mal Ihre Leistung bewertet und das Gehalt angepasst. Doch beachten Sie, das Gehalt wird entsprechend Ihren Leistungen und Ergebnissen erhöht. Somit sollte nicht das Gehalt das zentrale Gesprächsthema sein, sondern Ihre Erfolge. Bereiten Sie sich auf dieses Gespräch vor, indem Sie Ihre besonderen Resultate aufführen. Und klären Sie, worin Ihr Vorgesetzter weiteres Verbesserungspotenzial sieht.
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