Große Gehaltsunterschiede bei Leitenden
Während die bereinigte Gehaltslücke bei Männern und Frauen im Durchschnitt 4 % beträgt, liegt sie bei Mitarbeitern auf Leitungsebene bei 11 %. Großunternehmen sind fairer als kleinere. Das sind Ergebnisse einer Kienbaum-Gehaltsstudie.
Nach dem Bauchgefühl zu urteilen ist der Gender Pay Gap, also die geschlechtsabhängige Gehaltslücke, in Führungspositionen geringer als bei niedrigeren Lohn- und Gehaltsgruppen. Doch weit gefehlt. Sie liegt mit 11 % weit über dem Durchschnitt von 4 %. Das ist das Ergebnis der Auswertung von 75.000 Gehaltsdaten, die die Personal- und Managementberatung Kienbaum in Köln gesammelt hat. Die Kienbaummitarbeiter verglichen die Vergütungen von männlichen und weiblichen Mitarbeitern, die sich in möglichst vielen Faktoren wie Hierarchiestufe, Funktion im Unternehmen oder Alter ähnlich sind.
Die unbereinigte Gehaltslücke liegt bei 20 %
Der unbereinigte Gender Pay Gap liegt über alle Daten hinweg bei mehr als 20 %. Darunter verstehen Berater den Vergleich des durchschnittlichen Arbeitslohns von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen in allgemeiner Form. Die bereinigte Entgeltlücke hingegen berücksichtigt positions- und personenspezifische Merkmale, sodass Männer und Frauen mit vergleichbaren Tätigkeiten und Qualifikationen miteinander verglichen werden.
„Die bereinigte Entgeltlücke liegt in unserem Datensatz bei rund 4 % und ist damit etwas kleiner als in vergleichbaren Studien und Auswertungen, in denen die bereinigte Entgeltlücke üblicherweise bei 5 % bis 6 %liegt“, so Katharina Dyballa, Vergütungsexpertin bei Kienbaum. Sie hängt auch von der Unternehmensgröße ab. Je kleiner das Unternehmen desto größer die Lücke. Liegt sie bei Unternehmen mit bis zu knapp 100 Mitarbeitern durchschnittlich bei rund 10 %, so schrumpft sie bei Unternehmen mit 5.000 bis 10.000 Mitarbeitern auf nur noch circa 3 %.
Es gibt noch „deutliches Verbesserungspotenzial“
„Gerade in größeren Unternehmen ist die bereinigte Entgeltlücke vergleichsweise klein. Das liegt daran, dass diese Unternehmen häufig schon gut strukturierte und transparente Gehaltssysteme haben“, interpretiert Dyballa die Ergebnisse. „Insgesamt sehen wir große Unterschiede zwischen der bereinigten und der unbereinigten Entgeltlücke. Das heißt aber nicht, dass es keine Benachteiligung von Frauen gibt. Denn im Zuge der Bereinigung treffen wir die Annahme, dass Frauen und Männer gleiche Zugangschancen zu exponierten Funktionen haben. Ob dies aber in jedem Unternehmen gelebt wird? Aus meiner Sicht herrscht hier noch deutliches Verbesserungspotenzial.“
Beim Equal Pay Day ging es um gleiche Bezahlung
Die Studie wurde möglich nach dem Inkrafttreten des Entgelttransparenzgesetzes im Juli 2017. Danach müssen Arbeitgeber mit mehr als 200 Beschäftigten diesen auf deren Anfrage darlegen, nach welchen Kriterien sie bezahlt werden. Damit soll das Gebot des gleichen Entgelts für Frauen und Männer bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit durchgesetzt werden. Klappt aber wohl nicht. Jedenfalls gab es deutschlandweit am 18. März, dem Equal Pay Day (Tag für gleiche Bezahlung) reichlich Proteste gegen die Gehaltslücken zwischen Männern und Frauen.
Mehr zur Berechnung der Gehaltsunterschiede lesen Sie im Artikel Was heißt Equal Pay?
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