Kurzarbeit: Studie mit besorgniserregendem Ergebnis
Die Corona-Krise belastet viele Menschen auch wirtschaftlich. Eine Studie zur Kurzarbeit kommt zu einem erstaunlichen Ergebnis.
Die Corona-Krise hat unmittelbare Auswirkungen auch auf den Arbeitsmarkt. Im Jahr 2020 ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Juni deutlich angestiegen und die Zahl der Arbeitnehmer in Kurzarbeit war Mitte des Jahres auf einem Rekordhoch: Für insgesamt mehr als zwölf Millionen Menschen war im Juni Kurzarbeit angemeldet worden.
Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt, insgesamt ist die Zahl der Kurzarbeiter deutlich gesunken – je nach Branche sieht die Entwicklung allerdings unterschiedlich aus. So sinkt die Zahl etwa in der Industrie langsamer als in anderen Branchen. Die Bundesregierung wertet die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt angesichts der Corona-Krise zwar insgesamt als Erfolg. Mit dem Mittel der Kurzarbeit habe man „Millionen von Jobs gerettet“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil noch Ende letzten Jahres. Aber bei vielen sorgt das nicht gerade für ein Gefühl von Sicherheit. Ganz im Gegenteil: Ein großer Teil der Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter haben massive Existenzsorgen.
Kurzarbeit: Existenzsorgen ähnlich groß wie bei Arbeitslosen
Das ist das Ergebnis einer am Freitag veröffentlichte Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Demnach sind die Ängste bei Menschen, die in Kurzarbeit sind oder waren, erheblich größer als bei denjenigen ohne Kurzarbeit. Fast die Hälfte (48 Prozent) der Kurzarbeiter bewerteten laut der Studie ihre finanzielle Situation im November 2020 als stark belastend, berichtet das WSI, das sich auf eine repräsentative Online-Befragung von mehr als 6.100 Erwerbstätigen und Arbeitssuchenden beruft.
Kurzarbeitergeld: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Die Quote sei damit fast vier Mal so hoch wie bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die nicht in Kurzarbeit sind. Besorgniserregend: Die Quote ist kaum niedriger als bei Arbeitslosen.
Kurzarbeit hat eigentlich positive Wirkung
Die Verfasser der Studie, Toralf Pusch und Hartmut Seifert, betonen: Kurzarbeit habe gesamtwirtschaftlich eine große positive Wirkung, weil sie Beschäftigung sichere und Unternehmen ermögliche, nach Abklingen der Krise mit eingespielten Belegschaften durchzustarten. Auch individuell sei die Situation von Beschäftigen in Kurzarbeit besser als die von Arbeitslosen.
Homeoffice führt laut Studie zu Milliardenschäden
Und doch: Angesichts des historisch beispiellosen Umfangs von Kurzarbeit in der Corona-Krise sei bei etlichen Kurzarbeitenden „mit sich im Laufe der Zeit verschärfenden sozialen Problemen zu rechnen“, so die Wissenschaftler. Denn die finanziellen Rücklagen seien bei vielen mittlerweile aufgebraucht oder gingen allmählich zur Neige. Denn zahlreiche Menschen in Kurzarbeit waren zur Deckung ihrer Kosten gezwungen, ans Gesparte zu gehen.
Furcht vor Arbeitslosigkeit wächst
Die finanziellen Probleme sorgen bei etlichen Kurzarbeitenden der Studie zufolge für Existenzängste, 53 Prozent berichten demnach davon. Zum Vergleich: Bei sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohne Kurzarbeit waren es gerade einmal 17 Prozent. Ein wesentlicher Grund für die häufigen Sorgen um die eigene wirtschaftliche Zukunft dürfte Pusch und Seifert zufolge die von rund 44 Prozent der Kurzarbeitenden geäußerte Furcht sein, doch noch arbeitslos zu werden. In der Gruppe der Beschäftigten ohne Kurzarbeit fürchtete das nur jeder Zehnte.
Wie Ingenieure ihren Traumjob bekommen – ohne sich bewerben zu müssen
Hilfsangebote für Ingenieurinnen und Ingenieure
Die Agentur für Arbeit informiert allgemein zum Thema Kurzarbeitergeld:
- Kurzarbeitergeld soll den Verdienstausfall zumindest teilweise abfedern und Arbeitsplätze erhalten.
- Anspruch auf Kurzarbeitergeld haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, wenn Ihre Arbeitgeberin oder Ihr Arbeitgeber die regelmäßige Arbeitszeit kürzen muss, und dies bei der zuständigen Agentur für Arbeit angezeigt hat.
- Die Höhe des Kurzarbeitergelds hängt vom jeweiligen Nettoentgelt ab. 60 Prozent des ausgefallenen Gehalts nach Abzug von Steuern und Sozialleistungen erhalten Betroffene als Kurzarbeitergeld.
Auch zahlreiche Ingenieur- und Architektenbüros sind wirtschaftlich von der Corona-Krise betroffen. Vor allem im Baugewerbe kam es zu Auftrags- und Zahlungsverzögerungen. Einer Studie des Bundes Deutscher Baumeister zufolge rechnet mehr als jedes vierte Büro mit Umsatzeinbußen.
Für Betroffene gibt es spezielle Hilfsangebote, wie zum Beispiel die Ingenieurhilfe des VDI, finanzielle Hilfen bei BGBau oder aber die Überbrückungshilfe-Unternehmen der Bundesregierung.
(mit dpa)
Machen Sie unseren kostenfreien Gehaltstest für Ingenieure!
Wie das Coronavirus die globalen Wertschöpfungsketten beeinflusst
Corona und Ausgangssperre: Das sagt der Fachanwalt für Arbeitsrecht
Corona: Ist der Arbeitsplatz in Gefahr?
Ein Beitrag von: