Karrierestrategie 30.07.2021, 14:36 Uhr

MBA: Wenn Sie das berücksichtigen, verdoppeln Sie Ihr Gehalt

MBA-Rankings lesen sich zuweilen so verheißungsvoll wie sechs richtige Zahlen auf dem Lottoschein. Der Titel, natürlich an einer Top Business School erworben, verdoppelt mal eben aus dem Stand das Jahresgehalt, wird behauptet. Doch wie sieht es in der Realität aus?

Frau über Bücher Studierende

Ein MBA zahlt sich nach Jahren der Berufserfahrung aus. Doch der Abschluss allein reicht nicht.

Foto: panthermedia.net/lightpoet

Nach ein paar Jahren Berufserfahrung soll der Karrieresprung endlich kommen? Dann kann ein MBA Studium die richtige Wahl sein. Generalisten braucht jedes Unternehmen und Management-Fähigkeiten sind auch als Ingenieur oder Ingenieurin gefragt. Das MBA Gehalt kann sich dabei sehen lassen. Doch reicht es an den Master ran?  Was der MBA wirklich wert ist.

Was genau ist ein MBA?

Der Master of Business Administration nennt sich kurz MBA. Dieses Studium deckt Management-Funktionen ab. Den MBA kann man nach einem ersten akademischen Abschluss, zum Beispiel einem Bachelor, erlangen. Das Studium ist „generalistisch“ konzipiert, das heißt, dass das Studium nicht spezialisiertes Wissen für einen Fachbereich vermittelt. Die gesamte Bandbreite der Betriebswirtschaftslehre wird abgedeckt. Doch es gibt immer spezialisierte MBAs an den Hochschulen, unter anderem in der Logistik oder im Gesundheitsmanagement. Mit genügend Berufserfahrung kann ein MBA ebenfalls an gewissen Universitäten studiert werden.

Was verdient man mit einem MBA?

Der MBA-Titel allein verhilft nicht automatisch zu einem hohen Gehalt. Doch die erlernten Skills sorgen für Gehaltssprünge. Im Studium lernen Ingenieure und Ingenieurinnen zum Beispiel Managementkenntnisse, die im Unternehmen neue Herausforderungen lösen können.

Schillernd ist auch die Aussicht, die der Alumni Perspectives Survey 2018 des US-Marktforschungsunternehmens GMAC entwirft: MBA-Absolventen können demnach mit einem durchschnittlichen Einstiegsgehalt von 115.000 US-Dollar (rund 96.700 Euro) rechnen, während ein Berufseinsteiger mit Bachelor nur auf rund 44.000 Euro hoffen kann. Grundsätzlich ließe sich das Gehalt nach einem zweijährigen MBA-Studium im Schnitt um sagenhafte 79 % erhöhen.

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Das ist wohl zu schön, um wahr zu sein. Zumindest unter hiesigen Verhältnissen. „Angelsächsische Studien sind kaum belastbar, weil sie eher marketinggetrieben sind. Schließlich müssen die privaten, gewinnorientierten Organisationen kräftig die Werbetrommel rühren, um am Markt erfolgreich zu sein“, sagt Andreas Halin, Headhunter und Chef der GlobalMind Executive Search Consultants.

Allzu oft würden in den Erhebungen Werte aus den USA und Großbritannien auf Deutschland übertragen, was überzogene Gehalts Erwartungen bei Ingenieuren provoziert. Dennoch: In der Regel zahle sich die Investition in einen MBA bei Berufsanfängern mit einem Gehaltszuschlag von bis zu 20.000 Euro beim Jahressalär aus.

MBA Gehalt: Die wesentlichen Punkte

„Das gilt auch für Ingenieure und Ingenieurinnen“, sagt Halin. Allerdings nur, wenn sie dabei ein paar wesentliche Punkte beachten.

Zuallererst: Entscheidend ist die Wahl der Hochschule. „Es sollte schon eine renommierte sein, zumal man heute schon an Volkshochschulen MBAs machen kann“, rät Halin.

In Deutschland ist das Feld in dieser Hinsicht eher dünn bestellt. Dafür machen etliche schwer durchschaubare Offerten die Sache unübersichtlich. Vor allem sollte sich der Ingenieur im Klaren darüber sein, welches Ziel er anstrebt, um eine gute Wahl zu treffen, betont Headhunter Halin.

„Der richtige MBA ist ein Qualifikationsturbo, der allein schon dadurch mehr Gehalt nach sich zieht“, sagt Halin.

Von der Wahl der Branche hängt meist auch die passende Business School ab. Aus eigener Erfahrung weiß Halin, dass viele Auftraggeber im Headhunting bei der Besetzung von Top-Management Positionen eine Promotion oder ein MBA wünschen.

Gleichwohl spielt hier die Größe des Unternehmens eine Rolle und auch, wo es seinen Stammsitz hat. Nach einer Studie des Staufenbiel-Instituts haben deutsche Firmen noch nicht den Wert dieser Zusatzqualifikation entdeckt: Nur 11 % der Personaler würde einen MBA-Absolventen bevorzugen. 80 % präferieren einen Master oder das Diplom. Wer da als MBAler im Vorstellungsgespräch kraft seines Titels allzu hohe Gehälter fordert, hat schon verloren. Besonders im Mittelstand.

Nicht nur der Titel zählt

Ohnehin hält Vergütungsexpertin Claudia Kimich reines Schielen auf den Titel, ohne wahres Interesse an Inhalten, für den falschen Ansatz:

„Nicht der Zettel in der Hand ist entscheidend, sondern wie Ingenieure im Unternehmen mit Zusatzwissen punkten können.“

Das wiederum gelinge vor allem, indem man für sich werbe, offenlegte, über welche Fähigkeiten man verfüge. „Das ist nicht gerade eine Stärke von Ingenieuren, um nicht zu sagen: Viele hassen das wie die Pest“, sagt Kimich. Es müsse aber sein, denn gerade hierzulande könne niemand davon ausgehen, dass der Chef tatsächlich wisse, welche Kompetenzen hinter einem MBA stünden. „Sonst wird aus dem Gehaltssprung nichts“, weiß die Verhandlungsexpertin.

Wie Ingenieure und Ingenieurinnen besser kommunizieren lernen, hören Sie in dieser Podcast-Folge von „Technik aufs Ohr“:

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Ihr dringender Rat an Ingenieure und Ingenieurinnen: Sie sollten mit dem Nutzen argumentieren, den sie durch den MBA dem Unternehmen bringen. Außerdem sollten sie sich beizeiten mit ihrer eigenen Karriere auseinandersetzen, was viel zu selten geschehe. Wo will ich in zehn Jahren stehen? Welche Schritte muss ich dafür gehen? „Dafür braucht es eine konkrete Planung – auch was das Gehalt anbelangt“, sagt Kimich.

Werden Sie branchenspezifisch bezahlt? Erfahren Sie es in unserer Gehaltsstudie.

Was ist der Unterschied zwischen Master und MBA?

Ein MBA-Studium stellt einen zweiten akademischen Bildungsgrad dar. Das Studium ist generalistisch ausgelegt und zielt auf berufliche Weiterbildung in Wirtschaft und Management ab. Der Fokus liegt ganz klar auf der Management-Ausbildung. Absolventen übernehmen nach dem Abschluss oft eine Führungsposition.

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Der Master ist nach Bologna-Prozess ebenfalls der zweite akademische Bildungsgrad nach einem Bachelor. Nach diesem Studiengang tragen Absolventen die Bezeichnungen wie Master of Arts (M.A.) oder Master of Science (M.Sc.). Formal gesehen sind MBA und Master gleichzusetzen, denn die Hochschulabschlüsse sind gleichwertig. Doch die Praxis sieht oft anders aus.

MBA-Absolventen sind Generalisten, denn das Studium richtet sich an Berufstätige, die eine Management-Ausbildung erfahren wollen. Ein klassisches Masterstudium hat diesen Fokus nicht. Bei einem Master of Arts oder Master of Engineering (M.Eng.) konzentrieren sich die Studierenden auf ihr Fach- oder Spezialgebiet. Master-Absolventen sind daher Spezialisten.

MBA Studiengänge kosten oft mehr als ein Masterstudium. Das liegt an den entsprechenden Hochschulen und Studienformen.

MBA Steckbrief

  • Hochschulabschluss zweiten akademischen Grads
  • Voraussetzung: mehrere Jahre Berufserfahrung
  • berufsbegleitendes Präsenz- oder MBA Fernstudium
  • generalistische Management-Ausbildung

Master Steckbrief

  • Hochschulabschluss zweiten akademischen Grads
  • Vollzeit, als berufsbegleitendes Präsenzstudium, Fernstudium sowie duales Studium möglich
  • Auseinandersetzung mit einem Fachgebiet

Was trägt dazu bei, dass sich der MBA auszahlt?

„Wer das Programm einer renommierten Top-20-Business-School absolviert und eine Karriere in einer Unternehmensberatung oder einem Großkonzern anstrebt, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein kräftiges Gehaltsplus verzeichnen“, sagt Halin. Besonders positiv wirkt sich der MBA natürlich in der Kombination mit ausreichender Berufserfahrung in späteren Phasen der Karriere aus.

Der Sprung in höhere Einkommensregionen muss aber nicht zwingend über einen zeit- und kostenintensiven MBA führen: „In Deutschland haben wir das Phänomen, dass junge Ingenieure zu detail- und technikverliebt arbeiten – das führt nicht in die nächste Gehaltsklasse“, beobachtet Halin. Vielmehr müsse es darum gehen, „das eigene Nutzenprofil für das Unternehmen zu verbreitern“. Und zwar, indem man technische Brillanz unter anderem um kaufmännische Fähigkeiten sowie Marketing- und Vertriebskompetenz ergänze. „Kaum ein Ingenieur weiß etwa, wie schwer es ist, zu verkaufen und was man dafür beherrschen muss“, sagt Halin.

Wenn das Unternehmen dann von den Zusatzqualifikationen profitiert, braucht es sogar keinen MBA mehr – sondern nur Geschick beim nächsten Gehaltsgespräch.

Wie viel verdient man als General Manager?

General Manager beziehungsweise Managerin stellt eine typische Jobbezeichnung nach einem MBA dar. Das durchschnittliche Gehalt liegt bei 133.600 Euro brutto im Jahr. Das Anfangsgehalt bewegt sich bei 65.300 Euro brutto.

 

Als General Manager ist man zum Beispiel verantwortlich für die Führung der Mitarbeitenden. Er oder sie vertritt den Betrieb nach außen und sorgt für reibungslose Abläufe in allen Bereichen. Zudem gehören die Finanzen zum Zuständigkeitsbereich – ein General Manager hat den Überblick über Tages- und Monatsabschlüsse, kalkuliert laufende Kosten und zu erwartende Gewinne. Die Personalentwicklung haben Manager und Managerinnen dabei im Blick.

Tipp:
MBA für Ingenieure auf dem Prüfstand

Ein Beitrag von:

  • Chris Löwer

    Chris Löwer

    Chris Löwer arbeitet seit mehr als 20 Jahren als freier Journalist für überregionale Medien. Seine Themenschwerpunkte sind Wissenschaft, Technik und Karriere.

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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