So viel verdienen Experten für künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz wird unseren Alltag, unseren Arbeitsplatz und unser ganzes Leben verändern. So hört man es immer wieder. Auch die Bundesregierung ist davon überzeugt und will Deutschland zum führenden KI-Standort machen. Doch das könnte schwierig werden – und teuer. Denn die Gehälter von KI-Experten lassen uns staunen.
Nach Recherchen der New York Times gibt es weltweit nur 10.000 Experten für künstliche Intelligenz. Das treibt ihre Gehälter in die Höhe. Schon mit wenigen Jahren Berufserfahrung kommt man in der Branche angeblich auf Jahresgehälter zwischen 300.000 bis 500.000 US-Dollar. So kassierte Ilya Sutskever, einer der führenden Köpfe der KI-Szene, alleine im Jahr 2016 mehr als 1,9 Millionen US-Dollar – und das bei einer Non-Profit-Organisation. Dies ging aus der Steuererklärung seines Arbeitgebers OpenAI hervor. OpenAI ist eine NGO mit Sitz in San Francisco, die zu künstlicher Intelligenz forscht. Auch Kollege Ian Goodfellow, ein Spezialist für Deep Learning und mittlerweile bei Google Brain, wurde 2016 von OpenAI mit 808.000 US-Dollar fürstlich entlohnt. Robotik-Spezialist Pieter Abbeel, mittlerweile Professor an der University of California in Berkeley, kam auf 425.000 US-Dollar.
So viel verdienen KI-Experten in den USA
Derartige Gehälter sind aber außergewöhnlich, hier kommen einige Faktoren zusammen. Das Durchschnittsgehalt für eine KI-Stelle in den USA liegt nach Auswertungen der Arbeitgeberbewertungsplattform Glassdoor bei ca. 111.000 US-Dollar pro Jahr. Das sind umgerechnet rund 97.800 Euro (Stand: März 2019). Der Grund für dieses hohe Durchschnittsgehalt liegt vor allem daran, dass der Arbeitsmarkt für künstliche Intelligenz in den Vereinigten Staaten hoch konzentriert ist. Jobs gibt es fast nur in den Metropolregionen. 67 % der KI-Jobs sind laut Glassdoor in New York City, Los Angeles, der San Francisco Bay Area und Seattle angesiedelt.
In der Bay Area verdient ein Machine-Learning-Entwickler nach Angaben von Indeed knapp 170.000 US-Dollar jährlich (ca. 150.000 Euro). Ein Softwareentwickler ohne KI-Kompetenz kommt hier auf rund 134.000 US-Dollar jährlich (ca. 118.000 Euro)
Die Gehaltsplattform Paysa berechnet für einen KI-Entwickler in den USA ein Durchschnittsgehalt von 171.700 US-Dollar (ca. 150.000 Euro) jährlich. Das durchschnittliche Grundgehalt läge jedoch „nur“ bei 114.900 Dollar. Dazu kämen aber noch Firmenanteile, Antritts- und andere Boni.
Für einen KI-Job muss man in der Regel ein akademisches Zeugnis vorlegen. Ein Quereinstieg ist aber möglich. 81 % der KI-Entwickler verfügen laut Paysa mindestens über einen Bachelorabschluss, 19 % dagegen nicht.
So viel verdienen KI-Experten in Deutschland
Und bei uns? Auch in Deutschland ist künstliche Intelligenz in aller Munde. Die Gehaltsplattform gehalt.de kürte den „Entwickler für künstliche Intelligenz“ Anfang des Jahres zu einem der „Trendberufe 2019“. Demnach verdienen KI-Entwickler im Schnitt 69.300 Euro im Jahr. Damit liegen sie aber nicht einmal unangefochten an der Spitze der Trendberufe. So kommen Kryptologen sogar auf über 74.000 Euro. Kryptologen verschlüsseln sensible Informationen und tragen zur IT-Sicherheit im Unternehmen bei.
Repräsentativ sind die Gehaltszahlen im Übrigen nicht. Die Gehaltsexperten von gehalt.de stützten sich bei der Ermittlung der KI-Gehälter auf lediglich 31 Datensätze, wie sie auf Nachfrage von ingenieur.de mitteilten. Der Beruf sei noch sehr neu und daher ein Sonderfall. Neue Daten kämen erst nach und nach hinzu. Nach Schätzungen des Business-Netzwerks Xing liegen die Standardgehälter für Software-Entwickler im Bereich Machine Learning eher darunter – bei 58.000 Euro bis 62.000 Euro im Jahr.
Nähern kann man sich den Gehältern auch über konkrete Angaben in Stellenanzeigen. Einige Unternehmen sind dazu übergegangen, das voraussichtliche Gehalt oder eine Gehaltsspanne initiativ zu nennen. ingenieur.de nennt Ihnen einige Beispiele für KI-Gehälter aus aktuellen Stellenanzeigen (Stand: März 2019). Diese zeigen: Sechsstellige Gehälter sind für KI-Experten in Deutschland selten – aber nicht unmöglich:
- Business Intelligence und Data Consultant mit erster Erfahrung mit Hadoop oder Machine Learning in Berlin: 85.000 Euro
- Data Scientist mit Machine Learning-Kenntnissen in München: 60.000 bis 100.000 Euro
- Data Engineer mit 1 Jahr Berufserfahrung im Bereich Machine Learning und Predictive Analytics in Berlin: 85.000 Euro
- Entwickler für künstliche Intelligenz mit mehrjähriger Erfahrung in München: 55.000 bis 90.000 Euro
- Machine Learning Engineer in München: 50.000 bis 90.000 Euro
- Machine Learning Developer mit den Tätigkeitsschwerpunkten autonomes Fahren, Computer Vision, Deep Learning in München: 55.000 bis 75.000 Euro
- Consultant für Machine Learning und künstliche Intelligenz in Berlin: bis 90.000 Euro
- Software-Entwickler im Bereich Bildverarbeitung mit Erfahrung mit Deep-Learning-Verfahren in München: 50.000 bis 65.000 Euro
Künstliche Intelligenz: Diese Jobs gibt es
Mit künstlicher Intelligenz beschäftigen sich auch Data Scientists und Robotik-Ingenieure. Zunehmend kommen auch Nicht-Techniker mit ihr in Berührung: Berater, Produktmanager, Recruiter und Technische Redakteure. Es entstehen sogar Jobs für kreative Schreiber, die einem Bot zu einer Persönlichkeit verhelfen.
Der klassische KI-Beruf aber ist der Entwickler. Er kommt nicht mehr nur in Großkonzernen oder Forschungseinrichtungen zum Einsatz. Auch kleine und mittlere Unternehmen melden Bedarf an. KI-Entwickler entwickeln etwa Chatbots für Unternehmenswebseiten, Tools fürs Online-Marketing oder Terminplaner, die automatisch per E-Mail ein Meeting arrangieren. Die Top-Ten-Skills für einen KI-Experten sind demnach:
- Machine Learning
- Python (Programmiersprache)
- R (Programmiersprache)
- Data Science
- Hadoop (Datenverarbeitungssoftware)
- Big Data
- Java (Programmiersprache)
- Data Mining
- Spark (Datenverarbeitungssoftware)
- SAS (Datenverarbeitungssoftware)
Wenn Sie wissen wollen, was ein Entwickler für maschinelles Lernen macht, lesen Sie auch das Interview mit Damian Borth, Direktor des Kompetenzzentrums Deep Learning am Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI).
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