Verbessert IT-Wissen das Ingenieurgehalt?
Die Digitalisierung führt dazu, dass das Anforderungsprofil an Ingenieure steigt. Vor allem IT-Zusatzqualifikationen werden über das reine Fachwissen hinaus in Zukunft gefragt sein. Aber steigt deshalb auch das Gehalt?
Fahrzeuge und Maschinen, die intelligent untereinander und mit ihrer Umgebung kommunizieren, Cloud-Lösungen, die die Kundenansprache optimieren und Big-Data-Anwendungen, die interne Abläufe auf den Kopf stellen. Sie entwickeln sich inmitten der klassischen Ingenieurbranchen des Maschinen- und Anlagenbaus, der Elektrotechnik und des Bauwesens. Die Digitalisierung macht vor den Ingenieuren nicht Halt.
Im Gegenteil. Gerade von ihren Erfindern und Tüftlern erwartet die Wirtschaft, dass sie die Zukunft gestalten und dem Standort Deutschland dazu verhelfen, seinen technologischen Vorsprung zu verteidigen. „Gerade zu Beginn der digitalen Transformation, wo wir ja derzeit noch immer stehen, benötigten die Unternehmen Fachkräfte, um Industrie-4.0-Technologien implementieren zu können“, schreibt Oliver Kowalski, Director Contracting der HAYS AG in der aktuellen Gehaltsstudie von ingenieur.de. Für Ingenieure heißt das: Ein anspruchsvoller Beruf wird noch komplexer.
Zusatzqualifikationen in Informatik werden erwartet
In den Fokus rückt vor allem die Schnittstellenkompetenz von Ingenieuren. Sie sollen es schaffen, die Brücke zwischen dem typischen Ingenieurwesen und der IT zu schlagen. Viele Arbeitgeber erwarten diesen Spagat schon heute: „100 Prozent Passung gilt für Unternehmen heutzutage nicht mehr als unerreichbares Ideal, sondern als Einstellungskriterium“, sagt Kowalski. Ohne Zusatzqualifikation in Informatik wird diese Aufgabe für Ingenieure nicht zu stemmen sein. Aber lohnt sich dieser Weiterbildungsaufwand auch finanziell für Ingenieure?
Verlässliche Zahlen darüber, ob Ingenieure mit IT-Zusatzqualifikation ein höheres Einkommen erzielen können, sind bislang Mangelware. „Dafür ist das Thema noch zu neu“, sagt Thilo Weber, der beim Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA) für den Bereich Bildung zuständig ist. Fest steht: IT-Zusatzkenntnisse werden immer wichtiger. „Der Maschinenbau sucht nicht nur vermehrt Informatiker. Auch Ingenieure mit IT-Zusatzqualifikation sind immer gefragter“, so Weber. Eine Einschätzung, die die Zukunftsstudie des VDI Verlags bestätigt. Überall wird der IT-Ingenieur gesucht.
Gehälter honorieren das IT-Zusatzwissen (bisher) kaum
Noch sind diese Allrounder mit der Fähigkeit, interdisziplinär über das eigene Fachgebiet hinauszublicken, rar gesät. In der Gehaltsstudie „Ingenieureinkommen 2012-2017“ von ingenieur.de haben von befragten Ingenieuren 16,4% angegeben, sie besäßen spezielle Programmierkenntnisse. Weitere 5,6% geben an, über IT-Kenntnisse in der Anwendungsentwicklung zu verfügen. Das ist eine deutliche Entwicklung, denn in der Vorgängerstudie 2017 gaben von 7.341 befragten Ingenieuren nur 6,4% spezielle Programmierkenntnisse an. Zu Kenntnissen in der Anwendungsentwicklung hat sich kein einziger befragter Ingenieur bekannt.
Und was hat das alles mit dem Gehalt zu tun? Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Ingenieure mit besonders gefragten Zusatzqualifikation in fast allen Positionen mehr verdienen. Ein Ingenieur in leitender Position, der über Zusatzqualifikationen verfügt, kommt auf durchschnittlich 12.000 Euro mehr im Jahr als ein Kollege ohne Extra-Kenntnisse. Von daher ist zu erwarten, dass auch Ingenieure des Maschinenbaus oder des Fahrzeugwesens gute Karten haben werden, wenn sie mit IT-Zusatzwissen in den Gehaltspoker gehen. „Wenn jemand Fähigkeiten mitbringt und Anforderungen erfüllt, die stärker gesucht sind, sollte sich das auch in höheren Löhnen ablesen lassen“, lautet Webers vorsichtige Prognose.
Auf die Karriere wirkt IT-Wissen positiv
Dazu kommt, dass sich mit IT-Zusatzqualifikationen die Karrierechancen von Ingenieuren verbessern. „Ein Aufstieg auf der Karriereleiter mit anspruchsvollen Leitungsaufgaben wird wahrscheinlicher“, so Weber. Damit steigt auch die Chance auf ein überdurchschnittliches Einkommen. Pablo Galán, Senior Executive Director bei der PageGroup, fällt derzeit noch etwas anders auf: „Gerade für vielversprechende Kandidaten ist Geld oft nicht das bestimmende Thema. Neue Aufgaben, mit spannenden Technologien zu arbeiten und sich Herausforderungen zu stellen ist für sie viel reizvoller.“ Und diese spannenden Technologien, seien es autonome Fahrzeuge oder die vernetzte Fabrik sind eben nichts ohne die IT – von künstlicher Intelligenz bis hin zu Big Data.
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