Der Equal Pay Day: Wie groß ist die Lohnlücke wirklich?
Männer und Frauen werden ungleich bezahlt. Das zeigt der Equal Pay Day. Der Equal Pay Day macht auf die weiterhin bestehenden Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen aufmerksam.

Gleiche Arbeit = gleiche Bezahlung?
Foto: panthermedia.net/AndreyPopov
Am 7. März ist der „Equal Pay Day“ – ein Tag, an dem symbolisch darauf hingewiesen wird, dass Frauen im Durchschnitt bis zu diesem Datum arbeiten müssen, um das gleiche Gehalt wie Männer für das gesamte Vorjahr zu verdienen. Das Datum variiert je nach Land und Jahr und wird in der Regel als eine Art Mahnung genutzt, um auf die nach wie vor bestehenden Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen aufmerksam zu machen.
In Deutschland zum Beispiel fällt der Equal Pay Day häufig in den März, was bedeutet, dass Frauen im Vergleich zu Männern im Vorjahr bis zu diesem Tag arbeiten mussten, um den gleichen Jahresverdienst zu erzielen. Dieser Tag soll die Ungleichheit in der Bezahlung zwischen den Geschlechtern thematisieren und die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Schließung der Lohnlücke betonen.
Das Bewertungsportal kununu hat eine Umfrage und eine Auswertung von über 2,4 Millionen Gehaltsdaten zum Thema durchgeführt. In der Umfrage wurden mehr als 1.000 Arbeitnehmer befragt, wie bekannt der Equal Pay Day ist und wie sie zu Gehaltsunterschieden zwischen Männern und Frauen stehen. Die Analyse der Gehaltsdaten zeigt, wie groß der „Gender Pay Gap“ aktuell in Deutschland ist.
„Gender Pay Gap“ in Deutschland
Der „Gender Pay Gap“ in Deutschland ist im Vergleich zum letzten Jahr leicht gesunken. Frauen verdienen immer noch durchschnittlich etwa 15% weniger als ihre männlichen Kollegen, aber die Gehaltslücke ist um fast zwei Prozentpunkte kleiner geworden. Laut einer aktuellen kununu-Gehaltsanalyse, die mehr als 2,4 Millionen Gehaltsdaten aus 40 Branchen auswertete, verdienen Männer im Durchschnitt 52.275 Euro brutto jährlich, während Frauen nur 44.477 Euro bekommen. Der Unterschied von 7.798 Euro entspricht einem „Gender Pay Gap“ von etwa 15%, nach rund 17% im letzten Jahr.
Die kununu-Arbeitsmarktforscher*innen stellten interessante regionale Unterschiede im Ost-West-Vergleich fest. In Ostdeutschland verdienen sowohl Frauen als auch Männer immer noch deutlich weniger als im Westen. Der „Gender Pay Gap“ ist jedoch in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt deutlich kleiner. In den ostdeutschen Bundesländern liegt der Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern bei 13,0%, während er im Westen bei 16,7% liegt.
Gehaltsungleichheit zwischen Männern und Frauen variiert je nach Branche
Die Gehaltsungleichheit zwischen Männern und Frauen variiert stark je nach Branche. Besonders auffällig ist die Finanzbranche, die mit einem „Gender Pay Gap“ von 23,8% den Spitzenplatz im Branchenranking einnimmt.
- Finanzbranche: Größte Gehaltslücke mit 23,8%
- Telekommunikation: 23,4%
- Medizin- und Pharma-Branche: 20,2%
- Versicherungen: 19,7%
- Consulting: 18,8%
Am geringsten sind die Gehaltsunterschiede in:
- Personalwesen: 5,3%
- Logistik: 5,4%
- Öffentliche Verwaltung: 8,3%
- Tourismus: 9,3%
- Hotellerie: 9,4%
Für die Gehaltsanalyse hat kununu insgesamt 2.419.897 Gehaltsdaten ausgewertet, die von Nutzern auf der Plattform hinterlassen wurden. Davon stammten 1,49 Millionen von männlichen und 926.952 von weiblichen Beschäftigten. Berücksichtigt wurden nur Gehaltsangaben von Vollzeitbeschäftigten.
Gehaltsgerechtigkeit: ja oder nein?
Es ist also noch lange nicht gerecht – aber was denken die Betroffenen selbst darüber? Dazu gibt es eine weitere Untersuchung, die sich mit der Gehaltsgerechtigkeit befasst. Sie zeigt, wie Arbeitnehmer*innen die aktuelle Situation wahrnehmen und welche Erwartungen sie an Unternehmen und die Gesellschaft haben, wenn es um faire Bezahlung geht.
87% der Deutschen sind der Meinung, dass es in Deutschland keine Gehaltsgerechtigkeit zwischen Männern und Frauen gibt und Männer mehr verdienen. 56% kritisieren, dass das Bewusstsein für dieses Thema in der Gesellschaft zu gering ist. Viele Begriffe zum Thema sind jedoch unbekannt: 56% der Befragten (darunter 63% der Frauen) haben noch nie vom „Equal Pay Day“ gehört. 83% können nicht erklären, was dieser Tag bedeutet. Auch der Begriff „Gender Pay Gap“ ist für 59% der Befragten unklar, bei Frauen sogar für 68%. Diese Ergebnisse stammen aus einer Umfrage von kununu, an der 1.030 Beschäftigte teilnahmen.
Etwa 82% der Beschäftigten in deutschen Unternehmen glauben, dass es generell Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Bei ihrem eigenen Arbeitgeber denkt jedoch nur ein Drittel, dass auch dort solche Unterschiede bestehen. 27% der Frauen fühlen sich wegen ihres Geschlechts bei der Bezahlung benachteiligt. Interessant ist auch: Jeder Fünfte schätzt den Gehaltsunterschied auf 30%, mehr als jeder Vierte auf 20%. 12% sind der Meinung, dass Frauen genauso viel wie ihre männlichen Kollegen verdienen.
Wird sich bald entwas ändern?
Viele Arbeitnehmer*innen sind pessimistisch, dass sich die Lohnungerechtigkeit in Deutschland bald ändern wird. Mehr als ein Viertel (27%) glaubt, dass sich in den nächsten zehn Jahren nichts ändern wird. 26% sind sogar der Meinung, dass sie selbst keine fairen und gleichen Einkommensverhältnisse zwischen Männern und Frauen mehr erleben werden.
Im Februar 2025 führte das Marktforschungsinstitut bilendi eine Umfrage im Auftrag von kununu durch. Dabei wurden 1.030 Menschen im Alter von 18 bis 69 Jahren befragt. 49,8% der Teilnehmenden waren Frauen, 50,0% Männer und 0,2% gaben an, divers zu sein.
Equal Pay Day Kampagne für mehr Transparenz
Die diesjährige Equal Pay Day Kampagne stellt den Zusammenhang zwischen Lohntransparenz und dem Gender Pay Gap in den Mittelpunkt. Oft bleiben Lohnunterschiede und Diskriminierung unbemerkt, weil es an transparenter Lohnpolitik fehlt. Wie hängen Stereotype, Diskriminierung und fehlende Lohntransparenz zusammen? Kann mehr Transparenz helfen, diese Probleme zu lösen? Und wie können möglichst viele Arbeitnehmer:innen davon profitieren?
Ein konkreter Anlass für diese Diskussion ist die geplante Umsetzung der europäischen Entgelttransparenzrichtlinie in deutsches Recht bis 2026. Diese verpflichtet Arbeitgeber:innen, klar festzulegen und zu kommunizieren, nach welchen Kriterien sie Gehälter festlegen.
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