Welches Gehalt gebe ich bei der Bewerbung an?
Wer als Berufseinsteiger oder Jobwechsler seine Gehaltsvorstellung äußern soll, kommt oft ins Schlingern: Verkaufe ich mich unter Wert? Verlange ich zu viel und bekomme deshalb den Job nicht? Wie lässt sich galant die Gehaltsvorstellung formulieren? Marlene Pöhlmann, Managing Director bei dem Personalvermittler Robert Half gibt Antworten.
Die Frage nach dem Gehalt zählt zu den Kitzligsten bei der Bewerbung. Und ist doch eine sehr wichtige. Denn, wer seinen Marktwert nicht kennt, sich unter Wert verkauft oder umgekehrt zu viel verlangt, wird das bereuen. Dabei lässt sich mit ein paar Tipps eine angemessene Gehaltsvorstellung auf den Punkt bringen. Expertin Marlene Pöhlmann, Managing Director bei Robert Half, weiß, wie man zu seinem Traumgehalt kommt. Über Geld spricht man nicht? Und ob! Nämlich so:
Muss man überhaupt die Gehaltsvorstellung in der Bewerbung angeben?
Wird in der Stellenausschreibung eine Angabe der Gehaltsvorstellung in der Bewerbung ausdrücklich gefordert, dann sollten Sie dem auf jeden Fall nachkommen. Denn wenn Sie sich weigern, riskieren Sie, dass Sie als Bewerber oder Bewerberin mit fehlenden Angaben sofort aussortiert werden. Aber Sie wollen auch keine überzogene Gehaltsvorstellung angeben, um nicht gleich als zu teuer auszuscheiden. Stellt sich also die Frage, wie Sie Ihr Wunschgehalt am besten in der Bewerbung formulieren.
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Was gehört zur Gehaltsvorstellung?
Personalverantwortliche meinen damit Ihr erwartetes Bruttojahresgehalt inklusive aller Zusatzleistungen. Als Basis für die Formulierung Ihres Wunschgehalts starten Sie daher mit Ihrem aktuellen Grundgehalt und zählen dazu:
- Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld
- Boni und Prämien
- Vermögenswirksame Leistungen und zusätzliche Versicherungen
- Kosten für Fort- und Weiterbildungen
- Sachbezüge wie freie Verpflegung oder Rabatte
- Geldwerte Vorteile, etwa ein Firmenwagen
Diesen Ausgangswert sollten Sie mit den marktüblichen Gehältern für Ihre Position vergleichen.
Wenn Sie wissen wollen, ob Ihr aktuelles Gehalt ihren Qualifikationen entspricht, nutzen Sie einfach unseren kostenlosen Gehaltstest.
Welches Gehalt ist angemessen?
Die bundesweiten Gehaltsunterschiede zwischen vergleichbaren Positionen und Unternehmen ergeben sich aus einer Reihe persönlicher und struktureller Aspekte. Was man einkalkulieren sollte, um zu einem angemessenen Ergebnis zu gelangen:
- Ihr Potenzial und Ihre Erfahrungen: Die eigenen Qualifikationen sind ein entscheidender Faktor für die Höhe des Gehalts. Vor allem in Form sichtbarer Erfolge tragen sie erheblich zum eigenen Marktwert bei. Einfach ausgedrückt: Je mehr Erfahrung Sie als Bewerber oder Bewerberin in die Waagschale werfen, desto mehr Gehalt muss der oder die Arbeitgeber/in auf der anderen Seite nachlegen.
- Position und Branche der ausgeschriebenen Stelle: Je mehr Verantwortung oder Spezialisierung ein Job verlangt, desto höher ist auch das Gehalt. Und in Branchen, in denen Fachkräfte besonders gesucht werden, steigen auch die Gehälter am schnellsten. Wo der Bedarf gerade sehr hoch ist, finden Sie über Ihr Netzwerk, Medienberichte, gute Personalberater oder Fachverbände heraus.
- Standort und Größe des Unternehmens: Große Konzerne zahlen oft besser als Mittelständler und in Großstädten gibt es höhere Gehälter als in strukturschwachen Regionen.
- Prüfen Sie, wie Ihr potenzieller Arbeitgeber im Gehaltsvergleich dasteht: Die Finanzlage Ihres künftigen Arbeitgebers auszuloten, wird Ihnen wichtige Hinweise für die Formulierung Ihrer Gehaltsvorstellung bei der Bewerbung liefern. Unternehmen mit der Rechtsform einer AG, GmbH, GmbH & Co. KG und eG sind verpflichtet, ihre Bilanzen im elektronischen Bundesanzeiger zu veröffentlichen. Recherchieren Sie auch in aktuellen Medienberichten, ob es kürzlich eine Finanzspritze oder eventuell eine Übernahme gab. Anhand des Umsatzes und des Gewinns lassen sich gute Rückschlüsse auf die Finanzstärke ziehen.
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Was, wenn ich zu viel Gehalt angebe? Welche Fehler sollte ich vermeiden?
- Nicht zu hoch pokern! Sonst riskieren Sie ein zu schnelles Aus im Bewerbungsprozess. Bis zu maximal 10 Prozent aufschlagen: Bei einem Jobwechsel ist eine solche Gehaltssteigerung möglich, in Einzelfällen auch mehr.
- Dumping wird bestraft: Nur weil Sie unbedingt aus dem jetzigen Job herauswollen, sollten Sie nicht den Fehler machen, eine zu niedrige Gehaltsvorstellung in der Bewerbung anzugeben. Das kann als mangelnde Erfahrung und fehlendes Selbstbewusstsein interpretiert werden und Sie stufen sich unnötig als Rookie ein. Unterdurchschnittliche Bewerber oder Bewerberinnen haben immer schlechtere Chancen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch.
- Krumme Summen: Solche Beträge signalisieren, dass Sie eine klare Vorstellung davon haben, wie viel Sie wert sind. Experimente bestätigen, dass man dann weniger heruntergehandelt wird. Die Rechnung sollten Sie aber nachvollziehbar vortragen können. Und runden Sie Ihre Gehaltsvorstellung in der Bewerbung auf Hunderter- oder Tausender-Stellen, das reicht vollkommen.
- Keine komplizierten Gehaltspakete: Eine Bewerbung ist kein Basar. Verzichten Sie daher auf komplizierte Angebote. Geben Sie lieber ein Gehalt in Brutto an, in das Sie alle zusätzlichen Leistungen bereits einkalkuliert haben.
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Die richtige Formulierung: Was schreibt man bei der Gehaltsvorstellung in die Bewerbung?
Sie fragen sich: Wo kommt die Gehaltsvorstellung in die Bewerbung hin? Fallen Sie besser nicht mit der Tür ins Haus! Die Gehaltsvorstellung wird immer erst am Ende des Anschreibens angegeben, direkt vor der Grußformel. Dabei gibt es einiges zu beachten, je nach Ausgangslage und Höhe der Gehaltsvorstellung. Beispiele:
Niedriges Gehalt: Wenn Sie zurzeit eher wenig verdienen, sollten Sie Ihr bisheriges Gehalt lieber nicht angeben, sondern nur Ihre Gehaltsvorstellung für den neuen Job:
„Meine Gehaltsvorstellung liegt bei einem jährlichen Bruttogehalt in Höhe von 58.000 Euro.“
Hohes Gehalt: Wollen Sie Einbußen vermeiden, dann sollten Sie Ihr bisheriges Jahresgehalt nennen und klare Voraussetzungen schaffen:
„Mein derzeitiges Bruttogehalt liegt bei 66.000 Euro im Jahr. Bei einem Wechsel stelle ich mir eine Steigerung um 10 Prozent vor.“
Hohe Gehaltsforderung: Betonen Sie Ihre individuellen Fähigkeiten, um eine vergleichsweise hohe Gehaltsvorstellung in der Bewerbung zu rechtfertigen:
„Aufgrund meiner Spezialisierung und meiner Fachkenntnisse liegt meine Gehaltsvorstellung im Bereich von 80.000 Euro pro Jahr.“
Verhandlungsbereitschaft signalisieren: Die Formulierung einer Gehaltsspanne oder eines „Zielgehalts“ signalisiert Ihre Bereitschaft, über geldwerte Vorteile zu verhandeln:
„Meine Gehaltsvorstellung liegt zwischen 65.000 und 72.000 Euro brutto pro Jahr. Ich würde mich freuen, die Details in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen zu klären.“
Oder:
„Mein Zielgehalt liegt bei 72.000 Euro brutto pro Jahr.“
Keine Angabe: Auf eine genaue Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung in der Bewerbung zu verzichten, ist riskant. Wenn Sie schon diese Strategie wählen, sollten Sie die Frage dennoch im Anschreiben Ihrer Bewerbung aufgreifen:
„Ich würde mich freuen, Sie persönlich kennenzulernen und meine Gehaltsvorstellung in einem Vorstellungsgespräch mit Ihnen zu besprechen.“
Wie bereite ich mich auf die finale Gehaltsverhandlung vor?
Sie brauchen nicht zu befürchten, dass Ihre Gehaltsvorstellung in der Bewerbung bereits das letzte Wort ist. Die finale Gehaltsverhandlung findet immer erst im Vorstellungsgespräch statt. In der Regel liegt dann auch ein ganzes Gehaltspaket auf dem Tisch. Das können zum Beispiel Provisionen, Firmenwagen oder flexiblere Arbeitszeiten sein. Unsere Empfehlung: Überlegen Sie bereits im Voraus, welche Zusatzleistungen für Sie interessant sind. Denn diese sind meistens sowohl für den Arbeitgeber als auch für Sie steuerlich günstiger und eignen sich daher hervorragend, um in die Gehaltsverhandlung einbezogen zu werden.
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