Wie viel Ingenieure im öffentlichen Dienst verdienen
Geld ist nicht alles, heißt es so schön. Wer sich für eine Karriere im öffentlichen Dienst entscheidet, verdient vielleicht weniger als in der freien Marktwirtschaft. Dafür winken zahlreiche Aufstiegschancen. Was als Ingenieur im öffentlichen Dienst wirklich drin ist.
Ingenieurwissen in den öffentlichen Verwaltungen ist enorm wichtig, um beispielsweise Genehmigungsverfahren im Bereich der technischen Infrastruktur kompetent und zügig ablaufen zu lassen. Eigentlich müssten Kommunen, Länder und der Bund viele Ingenieure neu einstellen, doch es fehlt oft an Geld. Die Einkommen der Ingenieure sind im Vergleich zur freien Wirtschaft nicht attraktiv genug. Die Wirtschaft zahlt höhere Einstiegsgehälter, wie Sie hier nachlesen können. Dafür punktet der öffentliche Dienst mit breit gefächerten Aufgaben, einer langfristigen und sicheren Beschäftigungsperspektive, flexiblen Arbeitszeitmodellen und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Das schätzen sehr viele Arbeitnehmer.
Öffentlicher Dienst: Was kann ich als Ingenieur machen?
Vor allem Ingenieure aus dem Bauingenieurwesen, dem Umweltingenieurwesen, der Geologie, Geodäsie, aber auch der Chemie, der Verfahrenstechnik, dem Maschinenbau oder der Agrarwissenschaft sind im öffentlichen Dienst angestellt oder als Beamte tätig.
In den öffentlichen Verwaltungen sind sie meist damit beschäftigt, die Arbeit und Vorhaben der Ingenieure aus der freien Wirtschaft zu begleiten, zu prüfen und zu genehmigen – also beispielsweise indem sie Anträge prüfen, Zulassungen und Genehmigungen erteilen oder rechtliche Verfahren mit ihrer Expertise begleiten. Umweltschutzaufgaben gehören natürlich auch zu den Aufgabenfeldern, wie etwa das Ausweisen von Schutzgebieten zur Trinkwassergewinnung oder das Erarbeiten von Plänen zur Abfall- und Gewässerbewirtschaftung. Es versteht sich von selbst, dass fachliches Know-how und im Idealfall Berufserfahrung notwendige Voraussetzungen sind, um diese Aufgaben gut bewältigen zu können.
Die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind im öffentlichen Dienst wohl immer noch besser als in der freien Wirtschaft. Allerdings überwiegen meist die verwaltungsrechtlichen Aufgaben im Vergleich zu den rein technischen Aufgaben. Es hängt stark davon ab, in welcher Organisation die Ingenieure tätig sind. In den Eigenbetrieben oder Zweckverbänden der kommunalen Gebietskörperschaften, die selbst Anlagen betreiben und unterhalten, ist der technische Anteil an der Tätigkeit wohl mit am höchsten.
Die Voraussetzungen
Einige Jahre Berufspraxis in Ingenieurbüros oder anderen Unternehmen wären also nicht schlecht, um richtig einschätzen zu können, worum es bei konkreten Vorhaben überhaupt geht. Genehmigungsverfahren erfordern neben dem Aktenstudium im Idealfall auch Kommunikation. Gesetzliche Vorgaben müssen ohne Wenn und Aber eingehalten werden, aber die Antragsteller zeitig über mögliche Schwierigkeiten zu informieren, nicht im Detail, aber grundsätzlich Alternativen aufzuzeigen, sich einfach konstruktiv zu verhalten, ist wichtig. Umgekehrt ist die Kenntnis der Berufspraxis notwendig, wenn Behördenmitarbeiter an der Auftragsvergabe an die Privatwirtschaft beteiligt sind – nicht zuletzt im Eigeninteresse der öffentlichen Hand, die natürlich auf größtmögliche Kosteneffizienz angewiesen ist. Doch gerade für berufserfahrene Ingenieure, die schon gutes Geld verdienen, ist der Wechsel in die Verwaltung kein leichter Schritt. Umgekehrt suchen Unternehmen immer wieder gezielt nach neuen Mitarbeitern, die über Verwaltungserfahrung verfügen und deshalb auf Augenhöhe mit den Behördenmitarbeitern sprechen können.
Wie viel verdient man im öffentlichen Dienst?
Früher gab es für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst nur drei Vergütungssysteme. Seit 2005 gibt es jedoch verschiedene Regelungen, sodass es schwierig ist, einen kompakten Überblick über die Verdienstmöglichkeiten zu geben. Im Bund und den Kommunen gilt seit Oktober 2005 der einheitliche Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Ein Jahr später haben die Länder einen eigenen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) eingeführt. Ausnahmen bilden Hessen, dieses Bundesland hat seit Januar 2010 der TV-H in Kraft gesetzt, und Berlin, wo erst 2010 der TV-L grundsätzlich eigeführt wurde, die Gehälter aber erst schrittweise auf dieses Niveau angehoben werden sollen. Die Föderalismusreform im Sommer 2006 gab den Ländern auch die Möglichkeit, die Besoldung der Landesbeamtinnen und Landesbeamten selbst festzulegen. Auch für die Beamten in den Kommunen gelten die jeweiligen Regelungen der Landesbesoldung.
Hier finden Sie eine Übersicht der Tarifverträge und Besoldungsordnungen
Laut der Gehaltsstudie von ingenieur.de verdienen Fach- und Projektingenieure tariflich durchschnittlich 60.966 Euro. Außertariflich sind es 58.844 Euro. Die tariflichen Gehälter in den beigeordneten Branchen Maschinen und Anlagenbau, Fahrzeugbau, Energieversorgung sowie in der Chemie und Pharmaindustrie entwickelten sich hierzu annähernd proportional. Zur Gehaltsstudie.
Besoldung der verbeamteten Ingenieure
Bachelorabsolventen und Dipl. Ing. (FH) werden der 3. Qualifizierungsebene, also dem Gehobenen Dienst zugeordnet. Das entspricht den Besoldungsgruppen A 9 bis A 13. Im Bund werden diese Ingenieure in die Besoldungsgruppe A 10 eingeordnet. Ingenieure mit einem Masterabschluss bzw. dem Dipl.-Abschluss der Universität arbeiten im Höheren Dienst oder der 4. Qualifizierungsebene, die entsprechenden Besoldungsgruppen sind A 13 bis A 16, wobei zum Einstieg auch mit besten Qualifikationen höchstens die Besoldungsgruppe A 14 realistisch ist. Zusätzlich zum Grundgehalt werden Familien- und Kinderzuschläge gezahlt sowie jährliche Sonderzuwendungen und vermögenswirksame Leistungen. Neben den Studienabschlüssen sind auch erste Berufserfahrungen mitentscheidend beim Einstieg in die Beamtenlaufbahn.
Für die Beamten des Bundes gibt es 8 Erfahrungsstufen. In der Regel erfolgt der Einstieg in Stufe 1, Stufe 2 wird nach zwei Jahren „Erfahrungszeit“ erreicht, Stufe 3 nach weiteren 3 Jahren, die Stufen 6-8 nach jeweils weiteren vier Jahren. Die seit März 2015 gültige Bundesbesoldungsordnung sagt aus, dass in der Besoldungsgruppe A 10 in der Stufe 1 ein Grundgehalt von monatlich 2 763,68 EUR gezahlt wird; in der Stufe 8 sind es dann 3 748,44 EUR. In der Besoldungsgruppe A 13 werden in der Stufe 1 monatlich 3 971,66 EUR Grundgehalt gezahlt, in der Stufe 8 sind es dann 5 106,41 EUR. Der Familienzuschlag beträgt ab Besoldungsgruppe A 9 133,04 EUR in der Stufe 1, in der Stufe 2 sind es 246,78 EUR. Bei mehr als einem Kind erhöht sich der Familienzuschlag für das zweite zu berücksichtigende Kind um 113,74 EUR und für das dritte und jedes weitere zu berücksichtigende Kind um 354,38 EUR.
Hier finden Sie die aktuellen Besoldungstabellen des dbb für Beamte
Vergütung der angestellten Ingenieure im öffentlichen Dienst
Grundsätzlich können Beschäftigte mit einem wissenschaftlichen Hochschulabschluss (Master) in die Entgeltgruppen (EG) 13 bis 15 eingeordnet werden. Technische Beschäftigte mit abgeschlossener technischer Hochschulbildung (FH-Diplom und Bachelor) und entsprechender Tätigkeit sollen nach den Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes (TVöD) des Bundes und der Länder der Entgeltgruppe 10 zugeordnet werden. Die Universitäts- bzw. Master-Ingenieure werden zum Einstieg in der Regel in die EG 13 eingruppiert. Für Bachelorabsolventen ist für die gesamte Laufbahn maximal die EG 12 realistisch. Derzeit werden die Ingenieure in den Kommunen noch nach den alten BAT Merkmalen eingruppiert und dann in die Entgelttabelle des TVöD der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) übergeleitet. Allerdings finden die Zeit-, Tätigkeits- und Bewährungsaufstiege seit der Inkraftsetzung des TVöD für neueingestellte Beschäftigte keine Anwendung mehr, sodass dadurch das Eingruppierungs- und damit Vergütungsniveau für diese Beschäftigten abgesenkt ist. Für alle aus dem BAT in den TVöD übergeleiteten Ingenieure ist das Vergütungsniveau mit den Ländern und dem Bund allerdings gleich.
Für die Angestellten des Bundes gibt es ab der EG 9a nur noch fünf Erfahrungsstufen, ebenso in den Ländern, mit der Ausnahme der EG 13Ü. In den Kommunen gibt es sechs Erfahrungsstufen.
Die seit März 2015 bis 29.02.2016 gültigen Entgelttabellen sagen Folgendes aus:
In den Kommunen werden in der Stufe 1 der EG 10 monatlich 2 916,44 EUR Grundgehalt gezahlt, in der Stufe 6 sind es dann 4 284,42 EUR. In der Stufe 1 der EG 12 werden monatlich 3 129,17 EUR gezahlt, in der Stufe 6 sind es 5 172,96 EUR. Das monatliche Grundgehalt der EG 13 beträgt 3 489,62 EUR in der Stufe 1 und 5 270,33 EUR in der Stufe 6.
Die Länder zahlen 2 868,29 EUR in der Stufe 1 der EG 10, in der Stufe 5 sind es 4 112,96 EUR. In der EG 12 werden 3 083,48 EUR in der Stufe 1 gezahlt und 4 857,41 EUR in der Stufe 5. Die EG 13 beginnt in der Stufe 1 mit 3 438,28 EUR und endet in der Stufe 5 bei 4 962, 10 EUR.
Der Bund zahlt seinen Angestellten in der EG 10 2 916,44 EUR in der Stufe 1 und 4 174,88 EUR in der Stufe 5. In der Stufe 1 der EG 12 sind es 3 129,17 EUR, in der Stufe 5 dann 4 929,53 EUR. In der EG 13 (Stufe1) beträgt das Monatsgrundgehalt 3 489,62 EUR, in der Stufe 5 sind es 5 039,05 EUR. Das höchste Gehalt für angestellte Ingenieure des Bundes wird in der EG 15Ü gezahlt. In der Stufe 1 beträgt es 5 264,23 EUR im Monat, in der Stufe 5 immerhin 6 840,48 EUR.
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