Katharina Padleschat: Gut kommunizieren – kann man das lernen?
Im Interview sagt Trainerin Katharina Padleschat, worauf es bei der Kommunikation im Arbeitsumfeld ankommt.
![Maßgebliche Faktoren für ein erfolgversprechendes Gespräch sind Körpersprache und Stimme. Foto: panthermedia.net/pressmaster](https://www.ingenieur.de/wp-content/uploads/2025/01/121327090-scaled-e1737642105573-1200x600.jpg)
Maßgebliche Faktoren für ein erfolgversprechendes Gespräch sind Körpersprache und Stimme.
Foto: panthermedia.net/pressmaster
VDI nachrichten: Hallo Katharina, was ist eigentlich Kommunikation?
Katharina Padleschat: Das ist eine Riesenfrage. Ich würde unter Kommunikation alles zusammenfassen, was zwischen Menschen passiert, wenn sie aufeinandertreffen. Es geht um Senden und Empfangen, sei es über das Sprechen oder über die Körpersprache.
Sind Menschen in der Lage, je nach Situation verschiedene Rollen einzunehmen?
Ja, sicher. Wir spielen mehrere Rollen, je nachdem in welchem „Tagestheater“ wir gerade tätig sind, ob wir etwa privat oder dienstlich unterwegs sind. Je mehr es darauf ankommt, verschiedene Aufgaben zu erfüllen, desto unterschiedlicher können verbale und nonverbale Signale, die wir senden und empfangen, die zwischenmenschliche Kommunikation sein. Auch wenn Menschen unterschiedliche Sprachen benutzen, hat das auf „Melodie“, Betonung und Körpersprache Auswirkungen. Sie äußern sich häufig anders, als wenn sie in ihrer Muttersprache reden. Damit kann sich auch die Wirkung auf die Gegenüber verändern.
Wie bereite ich mich auf ein Gespräch vor, speziell wenn ich den Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin nicht kenne?
Es kommt sehr auf den Auftrag an. Bei einem Bewerbungsgespräch verfolge ich das Ziel, Kompetenz zu zeigen, souverän zu wirken und einen harmonischen Kontakt aufzubauen … Wesentlich für die Vorbereitung ist also, sich darüber im Klaren zu sein, welche Rolle man übernimmt: Wer bin ich für mein Gegenüber? Welche Anteile meiner Persönlichkeit passen zu der aktuellen Situation, welche nehme ich mit in den Besprechungsraum und welche lasse ich draußen, etwa die selbstzweifelnden, die ängstlichen?
„Fehler, sich auf das Ziel zu konzentrieren“
Wie kriege ich das hin?
Es gibt zwei Beine, auf denen man sich professionalisieren kann: Zum einen sind es Handwerk und Technik (Atemtechnik, Resonanzräume öffnen, Schultern entspannen, sodass der Körper nicht im Emergency-Modus verharrt, sondern locker ist). Das andere Bein ist eine Art Selfcoaching, womit wir wieder bei Rollen und Aufträgen wären. In welcher Rolle sind wir hier: Wolfgang, du bist in der des Moderators, ich in der der Expertin. Dieser Rollen kann und sollte man sich bewusst sein.
Wie sieht das etwa bei einem Bewerbungsgespräch aus?
Ein genereller Fehler wäre, sich zu sehr auf das Ziel zu konzentrieren. Ein guter Schauspieler konzentriert sich nicht auf den abschließenden Applaus. Eine Bewerberin, die während des Gesprächs mit dem Personaler nur daran denkt, den Job zu bekommen, verliert den Fokus auf das Gegenüber, die innere Klarheit und damit Authentizität und Ausstrahlung. Über das bewusste Tun im jeweiligen Moment kommen wir letztlich besser zum Ziel. Oder: Der Weg ist – zunächst einmal – das Ziel.
Was mache ich, wenn ich feststelle, dass die Chemie zwischen mir und meiner Gesprächspartnerin oder meinem Gesprächspartner kein angenehmes Miteinander verspricht?
Auch Monster brauchen Liebe. Als Profi würde ich mich auf meinen Auftrag konzentrieren und nicht auf Zickigkeit mit Zickigkeit oder auf Arroganz mit Arroganz reagieren. Ich würde weiterhin eine gute Beziehung anbieten, weiterhin offen kommunizieren, weiterhin mit meinen Augen und meinen Händen sprechen – in der Hoffnung, dass diese Signale dem Unbewussten meines Gegenübers signalisieren: Du hast es mit einem Freund und nicht mit einem Feind zu tun. Wenn du magst, können wir in einen guten Kontakt kommen.
Katharina Padleschat: „Wichtig sind Körpersprache und Stimme“
Die positive Wirkung von Mimik und Gestik kann ich nur bestätigen. Da wir uns im Videocall unterhalten, sehe ich, wie Katharina beim Sprechen mit ihrem Gesicht und ihren Händen „arbeitet“. Das hilft mir bei der Moderation und motiviert mich. Mimik und Gestik signalisieren viel Positives und Freundliches.
Der Körper ist auch tatsächlich im Videocall unglaublich wichtig, wenn wir in diesem Medium Beziehungen und funktionierenden Kontakt herstellen wollen. Denn es geht nicht nur um die Sache, sondern immer auch um das Verhältnis der Gesprächspartner und -partnerinnen zueinander. Da wird die Bedeutung der Körpersprache offensichtlich. Auch die Kleidung spielt eine große Rolle. Dabei geht es nicht darum, möglichst sexy auszusehen, sondern passend, soll heißen: Das Äußere darf nicht irritieren und von den Inhalten ablenken. Eindrücke erschließen sich schließlich auch über das Auge. Es ist also ein ganzes Bündel, das die Kommunikation stören oder fördern kann.
![Katharina Padleschat ist Coach und Trainerin für Sprechen, Stimmbildung und Körpersprache in Düsseldorf („Raus mit der Sprache!“). Foto: Katharina Padleschat](https://www.ingenieur.de/wp-content/uploads/2025/01/podcast.jpg)
Katharina Padleschat ist Coach und Trainerin für Sprechen, Stimmbildung und Körpersprache in Düsseldorf („Raus mit der Sprache!“).
Foto: Katharina Padleschat
Zusammengefasst: Was sind die maßgeblichen Faktoren für ein erfolgversprechendes Gespräch?
Wichtig sind Körpersprache und Stimme. Die nimmt das „Publikum“ als Erstes wahr. Ausstrahlung und Charisma setzen sich aus Stimme, Sprechen und Körpersprache zusammen und nicht so sehr aus rhetorischen Kniffs, also Formulierungen und schön gebauten Sätzen. Manche denken, sie müssten unbedingt Witze reißen. Das ist aber nicht jedem gegeben. Auf Gags sollte man -bevor es krampfig wird – besser verzichten. Entscheidend ist der Kontakt, die Verbindung, die man dem Publikum anbietet. Ob das Publikum das Angebot annimmt, wissen wir nicht, man sollte es ihm aber so schmackhaft wie möglich machen.
Du bist als Coach nicht erst seit gestern unterwegs. Was hat sich im Laufe der Jahre verändert?
Da hat sich nicht viel getan. Grundsätzlich bewegen die Menschen Themen wie Lampenfieber, Gewohnheiten, Glaubenssätze, Befürchtungen und der Zweifel an der eigenen Kompetenz.
„Nicht die Macht der Routine unterschätzen!“
Du hattest bereits angedeutet, dass Fremdsprachen in der Kommunikation ihre Besonderheiten haben. Wie sehen die aus?
Unterschätzen wir nicht die Macht der Routine! Je häufiger man sich auf internationaler Bühne bewegt, desto leichter fällt einem das. Auch ich habe manchmal Bedenken, dass mein Englisch nicht reichen könnte. Man sollte sich trauen, unperfekt zu sein. Der Drang zum Perfektionismus hemmt mehr als dass er hilft. Dann hilft, sich darüber klar zu werden, weshalb man gerade in diesem Raum steht: um den Preis für das beste Englisch zu bekommen oder weil man mit den Themen überzeugen möchte? Abgesehen davon: Perfektes Englisch sprechen eh nur die Engländer.
Wie gehe ich mit Menschen um, die lieber viel reden, als gut zuzuhören?
Dann haben wir es mit einem narzisstisch-kindlichen Bedürfnis zu tun. Das ist zunächst einmal sehr menschlich: Ich möchte gehört und bewundert werden. Mein Tipp: auf die innere Uhr schauen und diesem Menschen ein bisschen Zeit einräumen. Wenn es aber irgendwann genug ist, schlage ich eine große Geste vor und sage: „Ich fange Sie da jetzt mal ein. Lassen Sie uns aus Zeitgründen doch auf das Thema zusteuern, das der Grund unseres Treffens ist.“ Wichtig ist, locker zu bleiben. Damit meine ich tatsächlich muskulär locker, nicht nur im Kopf. Höflich, aber bestimmt die Wende im Gespräch einleiten.
Es gibt Menschen, darunter auch Ingenieurinnen und Ingenieure, die sind fachlich topfit, sind aber keine Asse in Sachen Präsentation. Sollten die trotzdem vor einem Publikum auftreten?
Das sind oft meine Kundinnen und Kunden. Ist jemand als Fachkraft so gut, dass er oder sie die Sache besser versteht als alle anderen, dann soll diese Person das Produkt oder den Prozess Außenstehenden auch erläutern. Natürlich muss dieser Mensch dabei unterstützt und motiviert werden, in Form eines Coachings oder Trainings bei Leuten wie mir. Eine coole Performance ist wahrlich keine Hexerei – das kann man lernen.
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