Als Ingenieur*in in den sozialen Netzwerken? Darum sollten Sie dabei sein!
Warum sollten Sie als Ingenieur*in eigentlich in den sozialen Medien vernetzt sein? Schließlich ist nichts so wertvoll wie der persönliche Direktkontakt, vor allem auf Konferenzen, Meetings, Messen.
Dort zählt der Handschlag, das Gespräch, der Austausch von Visitenkarten. Die Visitenkarte enthält Ihren Namen und Ihre geschäftlichen Kontaktdaten. Was aber, wenn Sie das Unternehmen und damit die Visitenkarte wechseln? Wenn die Karte dem Gegenüber verloren geht oder er sie gleich entsorgt? Wenn er Sie empfehlen will, Ihre Kontaktdaten aber nach all der Zeit nicht mehr findet und sich nicht mehr an Ihren Namen erinnert? Wäre es nicht sinnvoller, sich mit seinen Geschäftskontakten gleich online zu vernetzen, dort sein Profil updaten zu können, weiter in direktem Kontakt zu bleiben – und vielleicht sogar den Link zum Profil per QR-Code auf ebendiese Visitenkarte drucken zu lassen?
Ein gutes Netzwerk im Business zu haben, ist essenziell
Viele Menschen, die Social Media skeptisch gegenüberstehen, nennen vor allem vier Gründe gegen diese Plattformen:
- Der Zeitfaktor, der mit dem Einrichten des Profils, der Pflege der Seite und dem Lesen von Inhalten einhergeht.
- Datenschutzbedenken und wie viel man gegenüber dem Netzwerk von sich preisgibt.
- Das Gefühl der Kontrolllosigkeit gegenüber der Leserschaft und den Inhalten, die dann im Internet über einen gefunden werden könnten.
- Das Gefühl von Eitelkeit und Selbstdarstellung, wenn es um Personal Branding und Sichtbarkeit in den sozialen Medien geht.
Menschen, die Social Media skeptisch gegenüberstehen, würden oft aber auch zustimmen: Ein gutes Netzwerk zu haben, gerade im Business, ist essenziell. Branchen-Informationen zu haben und dort up to date zu sein, ebenso. Zu wissen, was die potenziellen und bestehenden Kund*innen beschäftigt und welche Dienstleistungen oder Produkte sie interessiert, ist von entscheidender Bedeutung fürs Geschäft, zum Erspüren von Trends und die Weiterentwicklung der gesamten Branche. Eine Onlinepräsenz ist wichtig, um gefunden zu werden – wichtiger als bspw. die Gelben Seiten: zum einen von Bewerber*innen in Zeiten des Fachkräftemangels, aber auch im Wettbewerb mit der Konkurrenz.
Mehrwert für den Beruf
Gerade in beruflicher Hinsicht geht es nicht darum, in Ihrer Rolle als Ingenieur*in täglich virale Hits auf Tiktok, Instagram, Facebook und Co. zu landen. Wenn Sie das tun, herzlichen Glückwunsch! Falls nicht, und falls Ihre Zeit es im Alltag nicht erlaubt, konzentrieren Sie sich auf ein Netzwerk, das langfristig für Sie sinnvoll ist und Ihnen im „echten Leben“ vor allem beruflich als Ingenieur*in einen Mehrwert bietet.
Dafür bietet sich aktuell das Business-Netzwerk LinkedIn an. Einen Account mit eingerichteter Profilseite auf Xing zu haben, schadet im Jahr 2023 ebenfalls nicht – kann aber eher vernachlässigt werden, da Konkurrent LinkedIn gerade 2021 und 2022 sowohl technisch als auch an der Zahl der Mitglieder andere Businessnetzwerke weit hinter sich gelassen hat: So waren laut Statista Ende 2022 rund 19 Mio. Mitglieder allein im DACH-Raum registriert. Weltweit sind es mit Stand Januar 2023 über 850 Mio. Mitglieder aus über 200 Ländern, was Linkedin damit zum größten Businessnetzwerk der Welt macht. Letztlich ist die Wahl der Plattform natürlich aber Ihre Entscheidung, und das Trend-Blatt kann sich 2024 und später schon wieder vollkommen geändert haben.
LinkedIn als virtuelle Business-Messe
Aus meiner Sicht als Social-Media-Beraterin und Dozentin stelle ich jedoch immer wieder fest, dass LinkedIn bei Kund*innen die aktuell gefragteste Plattform ist: Der Ton ist höflicher, der Chef liest mit und/oder pflegt seine Unternehmens- und Personenmarke dort selbst. Die Inhalte sind berufsbezogener, branchenrelevanter als in anderen sozialen Medien, es findet viel Austausch auf B2B-Ebene statt. Kurz: LinkedIn ist wie eine virtuelle, weltweite und branchenübergreifende Business-Messe, Ihr Profil dazu Ihre Visitenkarte 2.0. Das gilt sowohl für Unternehmen als auch deren CEOs und weitere Entscheider*innen, Unternehmen und Angestellte. Wie auf einer Messe finden Events statt, Weiterbildungsangebote, Unternehmens-Updates, Branchen-News, und Updates mit alten und neuen Kolleginnen und Kollegen, der Austausch in spezifischen Gruppen. Auch Netzwerken findet statt.
Natürlich sind berufsbezogene soziale Netzwerke auch eine exzellente Jobbörse mit auf Sie zugeschnittenen Filtern. Darüber hinaus können Recruiter oder Unternehmen, bei denen Sie sich selbst bewerben, Sie nicht nur finden, sondern Ihr Profil überprüfen sowie das Netzwerk, das Sie potenziell ins Unternehmen mitbringen.
Und wie auf einer Messe würden Sie sich dort eher nicht in Bermuda Shorts und Flip-Flops mit einem Cocktail in der Hand zeigen – es sei denn, Sie berichten gerade über die Vorteile ortsunabhängigen Arbeitens bei flachen Hierarchien und brauchen ein starkes Bild dazu als „Scroll-Stopper“.
So, und wie geht das jetzt mit dem Profil anlegen, zum Beispiel auf LinkedIn, werden Sie fragen? Was macht eine gute Profilseite aus? Wie werde ich von den richtigen Leuten gefunden und stelle sicher, dass ich in den sozialen Medien überhaupt gut dastehe?
Der erste Schritt für einen guten Ruf im Netz
Zunächst ist der erste Schritt für einen guten Ruf im Netz tatsächlich, sich aktiv selbst um seinen Online-Auftritt zu kümmern. Darum braucht es eine gute, detaillierte Profilseite, die Ihren aktuellen CV widerspiegelt und über die eine kleine Werkschau Ihres Schaffens als Ingenieur*in möglich ist. Mit den Kontoeinstellungen zur Privatsphäre haben Sie selbst in der Hand, wie sichtbar Sie für Ihre Kontakte und Nicht-Kontakte sein wollen.
Bleiben wir beim Beispiel LinkedIn. Eine Basis-Mitgliedschaft ist kostenlos und in der Regel ausreichend, da sie bereits viele Funktionen für Personen und Unternehmen bietet. Mit welcher E-Mail-Adresse Sie sich anmelden, wird von außen nicht gesehen. Es kann theoretisch also auch Ihre private sein und empfiehlt sich sogar, falls Sie ein Jobhopper sind, der alle paar Monate den Arbeitgeber wechselt.
Das Ausfüllen der grundlegenden Informationen auf der Profilseite ist recht intuitiv. Fragen Sie sich, was Sie in einem Bewerbungsverfahren oder im Business-Smalltalk über sich preisgeben wollen würden: Neben dem vollen Namen – Sie möchten ja bewusst gefunden werden – und Ihrem professionellen Profilbild sicher auch Ihren Werdegang, Ihre beruflichen Stationen und Ihre Expertise. Dazu die erfolgreichsten und prägendsten Projekte, an denen Sie gearbeitet haben, sowie Ihre Qualifikationen, Weiterbildungen und ggf. Interessen – bspw. Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien, KI, Robotik – sowie mögliche Ehrenämter, Publikationen und Preise. Auch Empfehlungsschreiben und Kenntnisbestätigungen von bspw. ehemaligen Chef*innen, Kolleg*innen oder Kund*innen sind möglich und bestätigen Ihre Expertise direkt auf Ihrer Profilseite.
So treten Sie nahbar und authentisch auf
In jedem Feld Ihres Lebenslaufs haben Sie auf LinkedIn die Möglichkeit, ein paar Worte zu Ihren beruflichen Stationen frei zu schreiben, um bspw. genauer zu erörtern, für welchen Bereich Ihres Projekts oder in welcher Abteilung Sie zuständig waren und was Ihnen besonderen Erfolg und Spaß brachte. Das macht Sie nahbarer und authentischer, zudem erfährt man auch mehr über Ihr Können und Ihr Fachgebiet.
Neben diesen offensichtlichen Angabe-Optionen gibt es außerdem noch einige Tipps und Tricks für Ihr Profil, die sich nicht immer auf den ersten Blick erschließen, wenn man neu auf der Plattform ist – die zu kennen aber durchaus lohnend ist.
So sieht die Profilseite gleich viel professioneller aus, wenn es auch ein Headerbild gibt, das thematisch mit Ihrem Beruf zu tun hat. Suchen Sie hierzu entweder ein lizenzfreies Bild (bspw. auf Pexels oder Pixabay), erwerben Sie eins oder, sollten Sie bereits in einem Unternehmen angestellt sein, fragen Sie die Unternehmenskommunikation nach offiziellen Fotos, die Sie verwenden können – auch als Botschafter*in des Unternehmens, wenn Sie mögen. Stellen Sie auf Ihrem Profil den sogenannten Creator Modus an. Er ermöglicht Kontakten, Ihre Updates zu abonnieren, beschert Ihnen und Ihren Beiträgen mehr Reichweite und Zugriff auf extra Tools, wie z.B. Hashtags unter Ihrem Profilbild, für die Sie und Ihr Job stehen: #nachhaltigkeit, #ingenieur, #digitalisierung, #esg…
Begrüßen Sie im Info-Fenster die Besucher*innen Ihrer Profilseite und schreiben ein paar Sätze über sich, als wenn Sie sich bei einem Business-Event vorstellen würden. Eine kleine Werkschau können Sie im Bereich „Im Fokus“ anlegen: Das können Presse-Erwähnungen sein, Videos von Vorträgen, beliebte von Ihnen verfasste Beiträge, Projekte, an denen Sie gearbeitet haben, Publikationen oder einfach Ihr aktueller CV als PDF zum Download. Sie können Ihre Profilseite übrigens auch als Duplikat in weiteren Sprachen anlegen und den Link zu Ihrer Profilseite händisch anpassen und einkürzen. Trauen Sie sich und schreiben Sie einen eigenen Beitrag, oder kommentieren Sie unter den Beiträgen von Kolleg*innen oder Branchenentscheider*innen, denen Sie Ihre Expertise und/oder Unterstützung nahelegen möchten – aber bitte höflich und fachlich fundiert!
Wertvolle Businesskontakte für Ihren Erfolg
Am spannendsten ist es aber sicher, bestehende Kontakte auf LinkedIn zu entdecken und zur Vernetzung einzuladen: Was ist aus der Kollegin von früher geworden? Wo arbeitet der Kommilitone von damals heute, was hat er in der Zwischenzeit gemacht? Welche gemeinsamen Businesskontakte bestehen noch, welche weiteren Branchenentscheider*innen hat er oder sie hinter sich? Vernetzte Kontakte können sich direkt anschreiben und austauschen. Sie werden sich fühlen wie auf einem Klassentreffen – und schon wächst Ihr Netzwerk, Sie haben Spaß dabei und es entstehen wertvolle Businesskontakte, die Sie und Ihr Netzwerk weiterbringen können.
Wenn Sie sich dann offline beim nächsten Mal auf einer Konferenz oder Messe treffen, sind Sie bereits up to date, haben als Smalltalk-Einstieg den letzten branchenrelevanten Beitrag auf LinkedIn zum Thema und können neu gewonnene Kontakte gleich online in den sozialen Medien hinzufügen. Das ist dann auch viel nachhaltiger und aussagekräftiger als die gedruckte Visitenkarte – und der Direktkontakt mit dem persönlichen Handschlag erfährt ein erweitertes Spektrum.
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