Ist Nachhaltigkeit nur ein Imagethema?
Laut der Hays-Studie betrachten 69 % der Unternehmen ökologische Ziele, insbesondere Energieeinsparungen und Ressourcenschonung, als zentrale Aspekte der Nachhaltigkeit, um ihr Image zu stärken. Allerdings wird die Weiterbildung von Mitarbeitenden in „Green Skills“ nur von 38 % der Unternehmen priorisiert.
Für die meisten Unternehmen ist die grüne Transformation bereits heute ein wichtiger Faktor, der alle Bereiche betrifft. Gleichzeitig wird immer deutlicher, dass es auf dem Arbeitsmarkt an Talenten mit den nötigen „Green Skills“ mangelt. Große Firmen müssen sich aufgrund von EU-Vorgaben intensiv mit Nachhaltigkeit und dem passenden Personal beschäftigen und darüber berichten.
Ab 2025 trifft diese Berichtspflicht auch kleinere und mittlere Unternehmen. Viele Firmen sind darauf jedoch noch nicht ausreichend vorbereitet, wie die aktuelle Studie „Green Business – Wie bereit sind Unternehmen für die grüne Transformation?“ der Personalberatung Hays zeigt. Dafür wurden 781 Entscheiderinnen und Entscheider aus verschiedenen Branchen in Deutschland und Österreich befragt und 12 qualitative Interviews geführt.
Die grüne Transformation, also der Übergang zu einer nachhaltigen, kohlenstoffarmen Wirtschaft, ist für viele Unternehmen eine Herausforderung, bietet aber auch Chancen. Doch wie sieht die tatsächliche Situation aus?
69 % der Unternehmen halten Nachhaltigkeit für äußerst wichtig, vor allem um ihr Image zu verbessern. Ebenso viele nennen dies als Grund für ihr Engagement. 63 % handeln aus sozialer Verantwortung. Weitere Faktoren sind Kundenerwartungen, Wettbewerbsvorteile und gesetzliche Vorgaben.
Wer ist für die Nachhaltigkeit verantwortlich?
Zwischen den Führungsebenen gibt es klare Unterschiede: Während das mittlere Management vor allem Effizienzsteigerung und Kundenerwartungen als Hauptgründe sieht, fokussiert sich die Geschäftsleitung auf Risikominimierung und neue Geschäftsfelder.
Ein Punkt, in dem sich alle einig sind: Nachhaltigkeit stärkt die Reputation. Doch es herrscht Uneinigkeit darüber, wer im Unternehmen verantwortlich ist. Vorstände sehen sich in der Pflicht, während Abteilungs- und Teamleiter dies weniger so empfinden. Das zeigt: In vielen Unternehmen ist die Verantwortlichkeit für Nachhaltigkeit noch nicht klar geregelt.
Trotz der bekannten grünen Fachkräftelücke steht dieses Thema laut der Studie nicht ganz oben auf der strategischen Agenda. Nachhaltigkeit wird hauptsächlich als ökologisches Ziel gesehen, mit Fokus auf Energieeinsparungen (78 %), geringerem Ressourcenverbrauch (59 %) und Arbeitssicherheit (51 %). Nur 38 % der Befragten planen, ihre Mitarbeitenden im Bereich Nachhaltigkeit weiterzubilden.
Fachkräftemangel und fehlendes Know-how
Als größte Hindernisse auf dem Weg zur grünen Transformation nennen 36 % der Unternehmen den Mangel an Fachkräften und fehlendes Know-how im eigenen Betrieb. Zudem sehen 31 % bürokratische Hürden, lange Genehmigungsprozesse und fehlende spezialisierte Dienstleister als Problem. Besonders Unternehmen in ländlichen Regionen (39 %) sind von der Fachkräftelücke stärker betroffen als in Großstädten. Der Mangel ist besonders groß in technischen Berufen und Ausbildungsberufen (69 %), vor allem im Baugewerbe (77 %) und der Wasserversorgung. Auch bei akademischen Berufen in den Bereichen Organisation, Management, Verwaltung (63 %) und MINT-Fächern (41 %) fehlt es an qualifiziertem Personal.
Um die grüne Fachkräftelücke zu schließen, setzen 41 % der befragten Führungskräfte auf die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden in „Green Skills“. 39 % wollen gezielt Auszubildende für Nachhaltigkeitsberufe anwerben, und 33 % planen, flexible Arbeitsmodelle zu nutzen. Auch unterrepräsentierte Gruppen wie Migranten, ältere Beschäftigte und Frauen in Vollzeit sollen stärker einbezogen werden. Große Unternehmen suchen zudem oft Fachkräfte im Ausland, da sie bessere internationale Kontakte haben. „Um die grüne Fachkräftelücke zu schließen, sollten Unternehmen auf einen Maßnahmenmix setzen: Einerseits durch Qualifizierung, Umschulung und Nachwuchsförderung in grünen Berufen und MINT-Studiengängen, andererseits durch eine bessere Positionierung im Wettbewerb um bestehende Fachkräfte – etwa durch flexible Arbeitsbedingungen und authentische Kommunikation ihres Nachhaltigkeitsengagements, das für diese Zielgruppe entscheidend ist“, erklärt Paul Endres, Head of Green Business bei Hays.
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