Warum Netzwerken und Social Media für den Beruf so wichtig sind
Im digitalen Zeitalter sind Netzwerke und Social Media im Beruf wichtiger denn je. Durch den gezielten Einsatz von Social-Media-Plattformen wie LinkedIn, Xing oder Twitter können wertvolle Kontakte geknüpft und die eigene Karriere gefördert werden. Doch wie geht man am besten damit um und wie nutzt man das Netzwerken effektiv? Und vor allem, wie hilft es im Berufsleben?
In diesem Interview sprechen wir mit Jutta Platen, Coach und Dozentin, die sich u.a. auch auf Social Media sehr erfolgreich präsentiert (rund 18.000 Follower*innen bei LinkedIn), über diese Themen und die Chancen, auch auf dem „verdeckten Stellenmarkt“ erfolgreich zu werden. Erfahren Sie aus diesem Gespräch, warum das Netzwerken für eine erfolgreiche Karriereplanung so wichtig ist.
Frau Platen, wie wichtig ist Netzwerken für eine erfolgreiche Karriereplanung?
Netzwerken ist sehr wichtig für eine erfolgreiche Karriereplanung, weil dadurch oft auch interessante Kontakte entstehen. Außerdem ergeben sich durch ein berufliches Netzwerk Stellen, die gar nicht in Stellenbörsen landen. Diese Stellen werden auf dem sogenannten verdeckten Stellenmarkt vergeben und gerade hier ist das Netzwerken sehr wichtig und hilfreich. Bis zu 85% der Arbeitsplätze werden durch Netzwerke gefunden. Netzwerken ist auch mit vielen Arten des beruflichen Erfolgs verbunden (Beförderung/mehr Einfluss/Gehaltserhöhung). Netzwerken kann auch dabei helfen, den Zugang zu Informationen und Problemlösungen zu erhalten.
Meinen Sie damit die Stellenausschreibungen, die bei LinkedIn oder Xing auftauchen?
Auch die, aber hier meinte ich wirklich Stellen, die gar nicht ausgeschrieben werden, auch bei Xing oder LinkedIn nicht. Diese Stellen entstehen nur durch das persönliche Netzwerk und durch Empfehlungen. Ich hatte vor kurzen einen Klienten, der aus den USA zurückkam und nach einem neuen Job in der Pharmabranche im Raum Wiesbaden suchte. Er hat alle alten Kollegen kontaktiert und durch eine persönliche Empfehlung wurde für ihn in einem Unternehmen eine Stelle geschaffen. Das ist nur ein Beispiel.
Ich sage immer – Netzwerken schadet nur dem, der keins hat. Also man sollte wirklich, wenn man auf Jobsuche ist, es alle wissen lassen. Ich empfehle meinen Klienten ein gutes Suchprofil zu kreieren und anzugeben, in welcher Branche, welchen Jobtitel, in welchem Umfeld und Umkreis sie suchen. Die Angabe, ob man an Vollzeit oder Teilzeit interessiert ist sollte auch nicht fehlen. Also alle Suchkriterien genau definieren und sie mit dem eigenen Netzwerk teilen. Nur so kann man auch den verdeckten Stellenmarkt erreichen.
Welche Chancen und Risiken gibt es bei den Netzwerken über Social Media?
Chancen gibt es natürlich viele: Über Social Media kann man sich mit Menschen weltweit vernetzen und auf eine Empfehlung hinwirken. Man kann sich über ein Unternehmen informieren und signalisieren, dass man offen für Jobangebote ist.
Es gibt auch Risiken, vor allem, wenn man es nicht richtig anstellt z. B., wenn einem jemand plötzlich zu Nahe tritt und Kontaktanfragen schickt, mit denen man gar nichts anfangen kann. Deshalb ist es wichtig, eine Netzwerkstrategie für sich zu erarbeiten. Wenn man jemanden kontaktieren möchte, muss man immer einen Aufhänger haben, vielleicht zuerst etwas anbieten, so dass der oder die andere auch davon profitiert. Erst dann kann man eventuell etwas zurückbekommen. Also es ist ein guter Ansatz bei den Kontaktanfragen von Nöten. Es sollte eine Botschaft vermittelt werden, wer Sie sind und was Sie tun. Vor Kontaktaufnahme sollten Informationen über die Branche, Zielfirmen und die Personen eingeholt werden, um dann die gesammelten Informationen für effektive Gespräche zu nutzen.
Eigene Attraktivität in den Augen des Arbeitgebers durch Social Media erhöhen
Aber wenn ich mich mit einem Headhunter vernetze, sehen meine Kontakte und darunter möglicherweise auch Kollegen und eventuell sogar der Chef oder die Chefin diese neue Vernetzung. Dadurch erkennen sie, dass ich auf Jobsuche bin… Aber genau das will ich als Jobsuchende sicher zunächst für mich behalten…
Ja, aber selbst wenn… Da kann Ihr Unternehmen Ihnen ein attraktives Angebot machen. Ein Angebot, das den wertvollen Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin halten kann. Die Mitarbeitenden werden auch einen Grund haben, warum sie latent auf Jobsuche und für Jobangebote offen sind. Man hat sicher einen Grund, warum man sich mit einem Headhunter vernetzt. Und wenn das Unternehmen diesen Mitarbeiter halten möchte, und es sieht – „oh der ist auf Linkedin oder auf Xing mit einem Personalberater im Kontakt“, kann man aktiv etwas anbieten, um sie/ihn zu halten. Insofern könnte eine Vernetzung dazu führen, die Attraktivität eines Mitarbeitenden in den Augen des aktuellen Arbeitgebers sogar zu erhöhen. Unter dem Motto: „Oha, sie/er ist mit Recruitern im Gespräch, fühlt er sich bei uns nicht mehr wohl? Guckt er sich um, was ist los?“ Und dann hätte der Arbeitgeber eine Chance zu intervenieren. Wenn Sie dies gar nicht möchten, können Sie aber auch die Einstellungen für die Sichtbarkeit Ihrer Profile ensprechend anpassen.
Also unter dem Stichwort „Gehaltserhöhung“ pokern?
Es muss nicht immer die Gehaltserhöhung sein, vielleicht hat man einen befristeten Vertrag, oder ist auf der jetzigen Position nicht so glücklich, vielleicht möchte man den nächsten Schritt machen oder Führungsverantwortung übernehmen. Es gibt manchmal verschiedene Gründe, warum Mitarbeitende wechselwillig sind.
Sie haben rund 18.000 Follower*innen bei LinkedIn. Wie haben Sie es geschafft? Wie viel Zeit mussten Sie dafür aufwenden?
Ich habe während der Coronapandemie, bzw. des Lockdowns damit angefangen. Ich habe überlegt – was machst Du jetzt? Kopf in den Sand stecken? Oder Vollgas auf Onlinepräsenz und Coaching setzen? Und dann habe ich bei einer Personal Brand Mastery und verschiedenen Linkedin Challenges mitgemacht und meine Linkedin Seite kontinuierlich entwickelt. Ich habe regelmäßig Content gepostet und dadurch mir meine Zielgruppe bei Linkedin aufgebaut. Jetzt freue ich mich riesig, dass ich mittlerweile knapp 18.000 Follower*innen habe, weil man damit viel erreichen und nicht zuletzt vom Schwarmwissen der vielen Follower profitieren kann.
Welche Tipps haben Sie für Personen, die über Social Media erfolgreich netzwerken möchten?
Es ist sehr wichtig, ein aussagekräftiges und vollständiges Profil zu generieren, so, dass derjenige, der das Social Media Profil besucht, wirklich genau weiß, wofür diese Person steht. Was ist ihr Alleinstellungsmerkmal? Was hat sie zu bieten? Und in welchen Status befindet sie sich aktuell? Ist sie „open to work“? Ist sie „jobsuchend“? oder ist sie fest eingestellt und möchte sich weiterbilden? Welches Thema ist für die Person gerade aktuell und besonders interessant?
Darüber hinaus muss man natürlich kontinuierlich sein Netzwerk entwickeln und durch eigene Aktivität Sichtbarkeit und Reichweite generieren. Der Algorithmus lernt ja von unseren Aktivitäten und wertet aus, welche Jobs, welche Arbeitgeber, welche Branche, welche Kontakte für uns interessant sind – anhand dieser Erkenntnisse schlägt er uns passgenaue Angebote/Jobs/Kontakte vor. Das ultimative Ziel des Netzwerkens im Rahmen der Stellensuche ist es, Gespräche mit Entscheidungsträgern zu führen.
Man kann auch viel falsch in Social Media machen
Welche Fehler sollten vermieden werden, wenn man ein berufliches Netzwerk aufbaut?
Dass man sich vielleicht mit Menschen verlinkt, die nicht zu der Zielgruppe oder nicht zum beruflichen Ziel passen. Dass man Menschen zu plump in sein Netzwerk einlädt. Dass man vielleicht Beiträge zu politischen Themen bzw. zu brenzlichen Themen öffentlich postet, bei denen man möglicherweise einem Shitstorm ausgesetzt ist. Man kann vieles falsch machen, von daher sollte man immer sehr diplomatisch und wohlüberlegt vorgehen und eigene berufliche Ziele stets im Hinterkopf behalten. Eine gute Vorbereitung hilft, um erfolgreiche Netzwerkgespräche zu führen.
Kann man damit übertreiben, wenn man zu oft und zu viel postet?
Ja, damit kann man Menschen auch nerven, insbesondere wenn der Content nicht interessant ist. Man muss immer überlegen: „Was hat denn mein Leser von diesem Artikel? Welchen Mehrwert biete ich mit meinem Post? Denn, wenn man wirklich nur langweilige Inhalte postet, kann es auch dazu führen, dass Menschen einem nicht mehr folgen und nicht mehr mit dieser Person vernetzt sein möchten. Durch dieses Verhalten kann man das Gegenteil bewirken.
Wie wichtig ist ein professionelles Profil auf Social Media Plattformen und was sollte es enthalten?
Das Profil sollte alle wichtigen Daten und Fakten enthalten, angefangen von den beruflichen Stationen bis hin zu dem höchsten Ausbildungsgrad. Ich empfehle zudem bei der Stellensuche Keywords zu sammeln. Damit meine ich Stichwörter, die immer wieder in Stellenausschreibungen von Arbeitgebern auftauchen. Diese Keywords kann man dann in seine persönliche Story, in sein Linkedin Profil oder Xing Profil einbauen und somit die Sprache des Unternehmens sprechen. Anhand dieser Stichwörter wird man schneller von Recruitern und Headhuntern gefunden.
Eigene Sichtbarkeit in Social Media erhöhen
Empfehlen Sie auch den Creator-Modus einzuschalten?
Der Creator Modus ist eine Profileinstellung, mit der Sie Ihre Reichweite und Einfluss erweitern können. Somit erhalten Sie zusätzlich Zugriff auf Tools und Funktionen, mit denen Sie Inhalte erstellen und somit Ihre Zielgruppe erweitern können. Ich empfehle generell, nur wirklich relevante Beiträge zu posten, Beiträge zu kommentieren oder weiterzuleiten. Die Aktivität wird mit Sichtbarkeit und Reichweite von LinkedIn bezahlt. Die Frage ist immer, mit welcher Zielsetzung Sie Social Media nutzen und was dafür dienlich ist.
Welche Vorteile hat das Netzwerken über Social Media im Vergleich zum traditionellen Netzwerken?
Ich erreiche damit viel mehr Menschen und das – weltweit. Ich kann zudem ganz genau nach meiner Zielgruppe filtern. Wer ist für mich interessant? Ich kann genau recherchieren, mich auf Interviews vorbereiten, mir die Firmenprofile anschauen… Ich empfehle aber trotzdem auch persönliche Kontakte zu pflegen. Man sollte trotzdem auf eine Karrieremesse vor Ort gehen und den persönlichen Kontakt suchen, das ist sehr wichtig. Diese Kontakte führen zu einer tieferen Bindung und nicht zuletzt – zu einem weiteren Austausch. Mit anderen Worten: Social Media eignet sich gut für den Erstkontakt, danach sollte man auf jeden Fall darauf hinwirken, Menschen persönlich kennen zu lernen.
Welche Rolle spielen diese Netzwerke im Bewerbungsprozess?
Man kann sich mit Personalverantwortlichen vernetzen und sich beispielsweise vorab deren Werdegang in ihren Social Media Profilen anschauen, um sich dadurch auf ein Vorstellungsgespräch vorzubereiten. Man kann dadurch genau herausfinden, ob man diverse Parallelen, Ähnlichkeiten oder Anknüpfungspunkte hat, über die man im Interview sprechen kann. Darüber hinaus kann man den Zielfirmen folgen und ihnen zeigen, dass man Interesse an dieser Firma hat. Ich kenne auch einige Active Sourcer, die regelmäßig nach Menschen suchen, die ihren Firmen folgen. Sie werden dann proaktiv angeschrieben und gefragt, ob sie vielleicht Interesse an einer Stelle haben oder zu Recruiting Events und Messen eingeladen.
Also Sie meinen, dass die Accounts von Unternehmen nicht nur von Social Media Managern gepflegt werden, sondern von denen, die aktiv in der HR-Abteilung nach geeigneten Bewerbern schauen?
Ja, sie suchen ganz gezielt nach ihren perfekten Kandidaten und sie schauen, wer von ihnen den Button „Open to work“ aktiviert hat, bzw. ob sie verfügbar sind und dem Unternehmen folgen. Diese Menschen werden direkt angeschrieben oder in Bewerber Pools gespeichert.
Wie wird sich das Netzwerken über Social Media in Zukunft weiterentwickeln?
Ich glaube, es wird immer wichtiger. Und wenn wir uns jetzt die Zahlen von Linkedin Nutzern oder auch Firmen, die in Social Media präsent sind und die wirklich viel Geld in Online Marketing investieren, anschauen – dann glaube ich, dass es im Rahmen der Digitalisierung eher noch wichtiger wird auch in Social Media Präsenz zu zeigen. Ich empfehle allen Jobsuchenden, sich gute Social Media Profile anzulegen. Dadurch kann man die eigenen Chancen erhöhen und möglicherweise auch von Headhuntern gefunden werden.
Vielen Dank für das Interview!
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