Wie ist ein guter Businessplan aufgebaut?
Der Businessplan ist die Vorbereitung für die Selbstständigkeit. In ihm müssen unter anderem alle relevanten Informationen zur Geschäftsidee und zur Finanzierung enthalten sein – in der richtigen Reihenfolge.
Businesspläne für die Selbstständigkeit sind immer gleich aufgebaut. Daran sollten sich Ingenieure unbedingt orientieren. Kreativität ist hier fehl am Platz, da Experten diesen Aufbau erwarten. Das Gleiche gilt für den Umfang eines Businessplans. Er hängt von der Geschäftsidee ab – eine Dienstleistung lässt sich in der Regel auf weniger Platz darstellen als eine Produktentwicklung.
Der Umfang eines Businessplans ist dennoch vorgegeben. Er darf 30 Seiten im Normalfall nicht unterschreiten, um genügend inhaltliche Tiefe bieten zu können. Es sollten aber auch nicht viel mehr als 70 Seiten werden, da mögliche Kapitalgeber die Unterlagen in angemessener Zeit sichten wollen. Detailliertere Informationen können Ingenieure gegebenenfalls zusätzlich vorbereiten und auf Nachfrage zur Verfügung stellen.
Wie sollte die Gliederung eines Businessplans für Freiberufler aussehen?
Das ist der typische Aufbau eines Businessplans für selbstständige Ingenieure:
- Zusammenfassung
- Produkt/Dienstleistung
- Branche/Markt
- Marketing/Vertrieb
- Erfolgsplanung/Wirtschaftlichkeitsplanung
- Stärken und Schwächen
- Ablaufplan/Gründungsschritte
- Kompetenz des Gründers
Falls ein Ingenieur sich nicht als Freiberufler selbstständig macht, sondern zum Beispiel mit einer Produktidee und dafür ein Start-up gründen möchte, können weitere Punkte im Businessplan hinzukommen:
- Beschaffung/Materialwirtschaft
- Forschung/Entwicklung
- Management/Personal
- Unternehmensform
Direkt zu den zusätzlichen Informationen für einen Businessplan zur Produktherstellung
Diese Punkte gehen wir nun einzeln durch. Wer möchte, kann direkt zum für ihn relevanten Punkt vorspringen, indem er auf den entsprechenden Punkt in der Liste klickt.
Was steht in der Zusammenfassung des Businessplans?
Der Businessplan beginnt grundsätzlich mit einer Zusammenfassung. Sie dient dazu, dem Leser einen schnellen Überblick über die geplante Selbstständigkeit zu verschaffen. Der Inhalt wird daher stark gestrafft dargestellt und sollte auf 2 bis 3 Seiten passen. In die Zusammenfassung gehören folgende Punkte:
- Geschäftsidee: Welche Dienstleistung oder gegebenenfalls welches Produkt bieten Sie an?
- Dienstleistung / Produkt: Was zeichnet die Dienstleistung oder das Produkt aus? Mit welchen Argumenten kann es Kunden angeboten werden?
- Märkte: Für welche Zielgruppen ist das Angebot interessant?
- Wettbewerb: Wie ist die Konkurrenzsituation? Und welchen Vorteil haben Sie gegenüber Mitbewerbern?
- Fachwissen: Was ist Ihre persönliche Kompetenz und Berufserfahrung in diesem Bereich?
- Arbeitsplan: Welche Strategie soll dazu dienen, sich den Markt zu erschließen? Wie sehen die einzelnen Schritte aus?
- Stärken und Schwächen: Welche möglichen Risiken gibt es und wie lassen sich diese vermeiden? Was ist auf der anderen Seite die größte Stärke des Angebots?
- Finanzierung: Wie hoch ist der Kapitalbedarf? Und wie soll er zusammengetragen werden (Zuschüsse, Eigenkapital, Fremdkapital, Sicherheiten etc.)?
- Prognose: Wie sehen die Eckdaten zur geplanten Umsatz- und Gewinnentwicklung für die ersten 3 bis 5 Jahre aus?
Wichtig: Tatsächlich geschrieben wird die Zusammenfassung des Businessplans erst am Ende, wenn alle übrigen Kapitel fertiggestellt sind und die entsprechenden Informationen vorliegen.
Wie sollten Produkt oder Dienstleistung im Businessplan beschrieben werden?
Wie detailliert dieses Kapitel ausfällt, hängt zum einen davon ab, ob Sie als selbstständiger Ingenieur eine Dienstleistung anbieten oder über ein Start-up ein Produkt vermarkten möchten. Letzteres ist in der Regel erklärungsbedürftiger, weil auch der Entwicklungsstand und Einzelheiten zur Herstellung in den Businessplan gehören.
Dienstleistung
Diese Punkte dürfen bei einer Dienstleistung nicht fehlen:
- Beschreibung der Dienstleistung
- Unterschiede oder zusätzlicher Service im Vergleich zur Konkurrenz
- Vorteile der Dienstleistung aus Kundensicht
- Zielgruppe für die Dienstleistung
Produkt
Handelt es sich um ein Produkt, müssen die soeben genannten Punkte ebenfalls im Businessplan aufgeführt werden, selbstverständlich bezogen auf das Produkt. Hinzu kommen bei einem Start-up:
- Entwicklungsstand des Produktes (laienverständlich)
- Zeitplan der Produktreife
- Vorsprung gegenüber Mitbewerbern und rechtliche Absicherung (Alleinstellungsmerkmal, Patente, Schutzrechte und Ähnliches)
- Nachweis für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, Normen und Industriestandards
- Produktfertigung (Herstellungskosten, Bedarf an Raum und Mitarbeitern, etc.)
Wie sieht der Aufbau des Kapitels zu Branche und Markt im Businessplan aus?
Hier sind gut recherchierte Fakten gefragt! Als Quellen können Ihnen zum Beispiel dienen: Branchenverzeichnisse, Fachzeitschriften, Erhebungen von Behörden wie dem Bundesamt für Statistik, Informationen der Industrie- und Handelskammern, Daten von Hochschulen, Gründer- und Technologiezentren, Veröffentlichungen von Wettbewerbern und Ähnliches. Die Quellen werden im Businessplan an letzter Stelle aufgeführt. So sollte der Aufbau dieses Kapitels in Ihrem Businessplan für die Selbstständigkeit aussehen:
- Marktdaten (Wie groß ist der Markt? Wie schätzen Sie Ihr eigenes Potenzial ein? Welche Barrieren gibt es für den Markteintritt? Wie können sie überwunden werden? Bei Produkten auch Preise, Kosten und Renditen). Die Informationen sollten nach Möglichkeiten mit validen Zahlen belegt werden.
- Eventuell Brancheninformationen (Handelt es sich um eine wachsende Branche? Welche Gründe gibt es dafür? Zum Beispiel Gesetzesänderungen, neuer Bedarf durch technische Innovationen)
- Wettbewerb (Wie ist der Markt besetzt? Was unterscheidet Sie von der Konkurrenz? Welche Wettbewerbsvorteile sehen Sie?)
Welche Informationen sollten im Kapitel Marketing und Vertrieb enthalten sein?
In diesem Kapitel geht es, vereinfacht gesagt, um die Außenwirkung Ihres Angebots. Denn unabhängig davon, ob es sich um ein Start-up für ein neues Produkt oder um eine Dienstleistung handelt, erfolgreich wird Ihre Selbstständigkeit nur sein, wenn Sie Ihr Angebot auf die richtige Art und Weise (Marketing) und über einen guten Weg (Vertrieb) präsentieren. Im Einzelnen gehören folgende Punkte zum Aufbau dieses Kapitels:
- Firmenauftritt (Logo, Visitenkarten, Geschäftspapiere, Internetauftritt)
- Auflistung der geplanten Marketingmaßnahmen mit Details zum Zeitplan und den Kosten
- Aufstellung der Vertriebswege und verkaufsfördernden Maßnahmen
- Preisgestaltung des Angebots
Wie sollten Erfolgs- und Wirtschaftlichkeitsplanung im Businessplan aussehen?
Hier ist eine realistische Prognose gefragt. Sie sollte sich auf die ersten 3 bis 5 Jahre der Selbstständigkeit beziehen. Sinnvoll ist es, im Businessplan die Entwicklung der Einnahmen nicht zu optimistisch zu beurteilen. Schließlich soll über den Businessplan ermittelt werden, wie schnell mit Gewinnen zu rechnen ist. Positive Überraschungen sind unproblematisch, eine zu überhöhte Darstellung könnte jedoch den Erfolg der Selbstständigkeit gefährden. Sie führt eventuell dazu, dass der Kapitalbedarf für die Anlaufphase unterschätzt wird.
Die Wirtschaftlichkeitsplanung erfolgt am besten in Form einer Tabelle, in der alle Posten aufgeführt sind (Ausgaben und Einnahmen), sortiert nach Jahren. Sehr gut eignet sich dafür eine Vorlage aus einem Kalkulationsprogramm wie Excel. Hier lassen sich für die einzelnen Felder, Spalten und Zeilen Formeln hinterlegen, sodass sich direkt das Gesamtergebnis verändert, wenn beispielsweise die Summe der Einnahmen angepasst wird. Das hilft im Verlauf der Selbstständigkeit dabei, den Überblick über die langfristige Finanzplanung zu behalten.
Wichtig: Vergessen Sie nicht, Ihren eigenen Unterhalt einzukalkulieren und auch dort einen Prozentsatz für unerwartete Ausgaben festzulegen.
Als Faustregel gilt, dass Sie in den ersten 6 bis 12 Monaten nicht mit Einnahmen rechnen sollten und Ihren Unterhalt dementsprechend über andere Quellen finanzieren müssen, zum Beispiel über Rücklagen, einen Gründungszuschuss oder über Investoren. Zu großer finanzieller Druck kann dazu führen, dass die Selbstständigkeit übereilt beendet werden muss. Bei einem Start-up, für das Sie eine Produktentwicklungsphase einberechnen müssen, erfolgen erste Einnahmen entsprechend später. Zudem brauchen Sie bei einem Start-up Puffer für mögliche Rückschläge bei der Entwicklung oder dem Aufbau der Produktion.
Gehören Stärken und Schwächen in den Aufbau eines Businessplans?
Bei allem Optimismus gibt es keine Selbstständigkeit ohne Risiken und kein Konzept ohne Schwächen. Im Businessplan sollten diese klar benannt werden. Das schafft Vertrauen bei möglichen Geldgebern. Denn aus diesen Informationen geht hervor, dass Sie sich als Ingenieur über die Schwachstellen im Klaren sind und den Schritt in die Selbstständigkeit keinesfalls naiv wagen. Im Businessplan sollten Sie aber natürlich auch aufführen, wie Sie diese Risiken vermeiden, beziehungsweise Schwächen ausgleichen möchten.
Auf der anderen Seite sind Stärken ebenso Teil des Businessplans und sollten im Aufbau angemessen berücksichtigt werden. Dabei kann es sowohl um persönliche Kompetenzen gehen als auch um Stärken des Konzepts. Nach Möglichkeit sollte es sich dabei um Punkte handeln, die Sie von Ihren Wettbewerbern unterscheiden.
Wie führen Sie Ablaufplan und Gründungsschritte im Businessplan auf?
Dieses Kapitel zeigt deutlich, warum ein Businessplan für die Selbstständigkeit unverzichtbar ist. Denn er zwingt Freiberufler dazu, strukturiert vorzugehen und die neue berufliche Existenz Schritt für Schritt aufzubauen. Die exakte Vorgehensweise wird in diesem Kapitel beschrieben. Legen Sie dafür eine Reihenfolge der erforderlichen Maßnahmen fest, unter anderem:
- Was sollten Sie vorbereiten, bevor Sie Dienstleistungen oder Produkte über ein Start-up anbieten? (Von Weiterbildungen, über den Aufbau der eigenen Homepage bis hin zu einer Preisliste, bei Produkten Schritte wie Entwicklung, Herstellung, Verpackung, Logistik)
- Wann und in welcher Reihenfolge sollen welche Vertriebswege erschlossen werden?
- Welche Marketingmaßnahmen begleiten die Einführung der Dienstleistung oder des Produktes Ihres Start-ups?
Unterm Strich legen Sie in diesem Kapitel des Businessplans also einen konkreten Arbeitsplan für sich und Ihre Selbstständigkeit fest.
An welche Stelle des Businessplan-Aufbaus gehört die Kompetenz des Ingenieurs?
Natürlich darf in einem Businessplan Ihre Kompetenz nicht fehlen, die Sie letztlich dazu befähigt, sich mit Ihrer Geschäftsidee selbstständig zu machen. Inhaltlich gehört Ihre Ausbildung dazu, inklusive Weiterbildungen, und natürlich die bisherige Berufspraxis. Wie bei einem Bewerbungsschreiben sollten Sie sich darauf beschränken, nur die Punkte und beruflichen Stationen im Businessplan detaillierter auszuführen, die für die angehende Selbstständigkeit relevant sind.
An welcher Stelle Sie Ihre Kompetenzen im Aufbau des Businessplans platzieren, hängt davon ab, in welchem Zusammenhang Sie zur Geschäftsidee stehen. Falls Ihr Angebot beispielsweise aus einer Dienstleistung bestehen sollte, für die spezielle Weiterbildungen eine Voraussetzung sind, sollten Sie früh aufzeigen – im Aufbau direkt nach dem Kapitel über die Geschäftsidee – dass sie das notwendige Fachwissen besitzen. Bezieht sich die Selbstständigkeit hingegen auf ein Start-up, für dessen Umsetzung ein ganzes Team notwendig ist, können Sie Ihre eigene Kompetenz im Aufbau unter den Punkt Personal / Management im Businessplan einordnen.
Welche zusätzlichen Informationen gehören in einen Businessplan zur Produktherstellung?
Falls Sie die Selbstständigkeit mit einem eigenen Produkt wagen wollen, sollten Sie sich unbedingt von Fachleuten der entsprechenden Branche beraten lassen, um versteckte Kosten zu identifizieren und optimale Prozesse zu installieren. Für Start-ups sind nämlich zusätzliche Informationen über Punkte wie Materialkosten oder Personalbedarf notwendig. Der Businessplan zur Selbstständigkeit enthält bei einem Start-up dementsprechend weitere Kapitel:
- Beschaffung/Materialwirtschaft (unter anderem Beschaffungswege, Materialkosten, Absicherung der Materialqualität, Lagerhaltung, Logistik, Umschlagzahlen)
- Forschung/Entwicklung (Zeitplan und Kosten)
- Management/Personal (Personalbedarf, Qualifikation)
- Unternehmensform (Unternehmensstruktur, Begründung für die Rechtsform, Zielsetzung des Unternehmens)
Weiterführende Informationen:
Zur Selbstständigkeit als Alternative und den möglichen Rechtsformen einer Gründung
Mehr zur Förderung für Gründer
weitere Aspekte der Selbstständigkeit
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