So viel bringt ein Jobwechsel
Ein Jobwechsel kann mehr sein als nur ein beruflicher Neustart – er bietet zahlreiche Chancen, die oft unerwartet sind.
Jobwechsel – Ja oder Nein? Viele Menschen spielen im neuen Jahr mit dem Gedanken, alles neu zu starten und Veränderungen anzugehen. Ein Jobwechsel ist dabei oft der erste Schritt, um sich beruflich neu zu orientieren. Doch nicht jeder wagt diesen Schritt, da er mit Unsicherheit und Risiken verbunden sein kann. Die Frage bleibt: Lohnt es sich wirklich? Ein Jobwechsel kann neue Perspektiven eröffnen, aber er erfordert auch Mut, Planung und eine klare Vorstellung davon, was man erreichen möchte. Wer sich dieser Herausforderung stellt, sollte sich bewusst machen, dass Veränderung auch eine Chance für persönliches Wachstum und berufliche Weiterentwicklung sein kann.
Berufswechsel als Chance: Einkommens- und Zufriedenheitsgewinne im Kontext des Fachkräftemangels
Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung und des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung untersucht Einkommens- und Zufriedenheitsgewinne bei Berufswechseln. Dafür wurden Daten aus den Jahren 2013 bis 2019 sowie aus den Corona-Jahren 2019 bis 2021 ausgewertet. „Finanzielle Anreize sind nicht nur ein Gewinn für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Sie fördern die berufliche Mobilität und schaffen zugleich einen flexiblen Arbeitsmarkt mit anpassungsfähigen Beschäftigten“, kommentiert Tobias Ortmann, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung.
Mehr Gehalt durch Jobwechsel?
Der Fachkräftemangel in Deutschland eröffnet Arbeitnehmenden viele Chancen. Jedes Jahr starten oder beenden rund 30 % der Beschäftigten ihren Job. Wer den Beruf wechselt, kann mit einem höheren Gehalt rechnen: Ein Wechsel mit mehr Anforderungen bringt im Durchschnitt 6,9 % mehr. Wer den Beruf ohne neue Anforderungen wechselt, erhält etwa 5 % mehr. Wer im gleichen Beruf bleibt, bekommt 3,6 % mehr.
Helfer, Fachkräfte und Arbeitnehmende mit Migrationshintergrund profitieren besonders von einem Jobwechsel, da sie aufgrund ihrer niedrigeren Ausgangsgehälter die größten Lohnzuwächse erwarten können. Helfer und Helferinnen, die zu Fachkräften aufsteigen, verdienen im neuen Job im Schnitt etwa 470 € mehr pro Monat.
Wie ein Jobwechsel das Wohlbefinden steigert
Ein Jobwechsel bringt nicht nur ein höheres Gehalt, sondern auch mehr Zufriedenheit. Im Durchschnitt sind Arbeitnehmende nach einem Wechsel auf einer Skala von 0 bis 10 Punkten 1,1 Punkte zufriedener als vorher. Wer nicht wechselt, verliert dagegen nur 0,2 Punkte. Arbeitnehmende, die im bestehenden Job rundum zufrieden sind, liegen mit 7,3 Punkten im Durchschnitt 0,9 % über der Zufriedenheit der Wechsler.
Die Zufriedenheit beim Jobwechsel hängt weniger vom höheren Gehalt ab. Steigt der Lohn um 10 %, erhöht sich die Zufriedenheit im Durchschnitt nur um 0,05 Punkte. Das Wohlbefinden kommt vor allem durch neue Aufgaben sowie das Verhältnis zu neuen Führungskräften und Kollegen und Kolleginnen. „Ein höheres Einkommen ist ein wichtiges Argument“, erklärt Roman Wink, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung. „Aber die wichtigere Botschaft ist: Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen halten wollen, müssen dafür sorgen, dass sie sich an ihrer neuen Arbeitsstelle wohlfühlen.“
Jobwechsel in der Pandemie: Höheres Gehaltsplus, gleiche Zufriedenheit
Die Coronapandemie hat die Ergebnisse der Vorjahre nicht verändert, im Gegenteil: Jobwechsel während der Pandemie wurden mit einem höheren Gehaltsplus belohnt. Das lag wahrscheinlich daran, dass viele Arbeitnehmende nur dann gewechselt haben, wenn sie mit besonders hohen Gehaltssteigerungen rechnen konnten. Bei der Zufriedenheit nach dem Jobwechsel gab es dagegen keinen Unterschied durch Corona. Insgesamt zeigt sich: Auch in herausfordernden Zeiten mit vielen Veränderungen lohnt sich ein Jobwechsel.
Die Auswirkungen von beruflicher Mobilität auf Einkommen und Arbeitszufriedenheit von Beschäftigten in Deutschland wurden anhand von Daten aus der Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiografien (SIAB) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) untersucht. Durch die Kombination beider Datenquellen konnten verschiedene soziodemografische, berufliche, betriebliche und haushaltsbezogene Merkmale, einschließlich der Zufriedenheit, analysiert werden. Die Untersuchung wurde in Zusammenarbeit mit dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführt, unter der Leitung von Prof. Dr. Ronald Bachmann und dem Autorenteam Inga Heinze, Dr. Lukas Hörnig und Roman Klauser.
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