BER

Foto: panthermedia.net/ chrissi

Von einem aussichtsreichen Projekt für einen neuen deutschen Flughafen entwickelte sich der BER zu einem kostspieligen Dauerprojekt. Wir werfen einen Blick zurück auf die Geschichte des Flughafens und zeigen zukünftige Chancen und Möglichkeiten auf.

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Die Geschichte des BER

Schon Ende der 80er Jahre und nach dem Fall der Mauer begannen die Planungen für einen neuen Berliner Flughafen. Dieser sollte die beiden bestehenden Flughäfen Berlin Tegel und Schönefeld ersetzen. Anfang bis Mitte der 90er Jahre begann schließlich die Konkrete Finanz- und Standortplanung. Zur damaligen Zeit bezifferte die BBF (Berlin Brandenburg Flughafen Holding GmbH bezifferte die Kosten auf umgerechnet rund 800 Millionen Euro. Vor dem Bau wurden unterschiedliche Standorte in Betracht gezogen. Im Rahmen des Raumordnungsverfahrens im Jahr 1994 wurden die Standorte Sperenberg, Schönefeld-Süd, Borkheide, Michelsdorf, Tietzow sowie Jüterbog Ost und West untersucht. Am besten eignen sich den Experten zufolge Jüterbog-Ost und Sperenberg.  Trotzdem wurde der Standort Schönefeld-Süd im Jahr 1996 für die Umsetzung des Projekts beschlossen. Problematisch ist bei dieser Auswahl, neben einer zu geringen Fläche für spätere Erweiterung, dass die Orte Diepensee, Glasow, Karlshof, Rotberg und Selchow zugunsten des Flughafenprojekts umgesiedelt werden müssen. Die geringeren Kosten waren im Vergleich zu Jüterbog-Ost und Sperenberg wohl ausschlaggebend für die Auswahl von Schönefeld-Süd. Nach der Planung vergehen bis zum ersten Spatenstich im September 2006 zehn Jahre.

Der Bau des Berliner Flughafens

Ursprünglich sollte der Bau des Flughafens durch ein privates Unternehmen übernommen werden. Nach einem Verfahrensfehler im Jahr 1999 kam die geplante Zusammenarbeit Hochtief nicht zustande. Auch im zweiten Anlauf 2002 kam es aufgrund finanzieller Probleme nicht zu einer Zusammenarbeit mit Hochtief. Aufgrund des Abbruchs mussten 40 Millionen Euro aus Steuergeldern als Entschädigung gezahlt werden. Nachdem Anhaltspunkte für eine Preisabsprache zwischen den Bauunternehmen gefunden wurden, entschied man sich für eine durch Gesellschafter koordinierte Einzelausschreibung der unterschiedlichen Bereiche. Zu diesem Zeitpunkt gingen Berechnungen bereits von Baukosten um 1,7 Milliarden Euro aus. Nach weiteren Preisabsprachen bei der Ausschreibung des Terminal-Baus stiegen die Baukosten auf 2,018 Milliarden Euro.

Schon 2011 sollte der Flughafen in Betrieb gehen. Eine der zuständigen Planungsfirmen musste 2010 Insolvenz anmelden, wodurch sich die Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg weiter verschob. Außerdem sollten Anpassungen erfolgen, um die Sicherheitsanforderungen der EU zu erfüllen. Im Verlauf des Jahres 2011 traten erste Probleme mit dem Brandschutz, dessen Abnahme durch den TÜV scheiterte. Grund war die Zusammenarbeit unterschiedlicher Löschsysteme, die durch fünf Unternehmen installiert worden waren. Der zuvor auf 440 Millionen Euro berechnete Eigenfinanzierungsbeitrag der Berliner-Flughäfen stieg unterdessen auf 530 Millionen Euro. Eine für den dritten Juni 2012 geplante Eröffnung des BER scheiterte kurzfristig aufgrund von technischen Problemen. Weitere Probleme beim Brandschutz und die nur 95-Prozentige Fertigstellung der Gebäude sorgten erneut für eine Verschiebung der geplanten Eröffnung. Nun wurde der 27. Oktober 2013 als Eröffnungstermin festgelegt. Stark gestiegene Ausgaben aufgrund der Verzögerung führten dazu, dass die finanziellen Mittel des Flughafens schon im November 2012 keine Weiterführung des Projekts erlaubten. Da die Gesellschaft keine weiteren Kredite hätte aufnehmen können, sprangen die Gesellschafter ein und sicherten eine Zusatzfinanzierung von 1,2 Milliarden Euro. EU-Beihilfen halfen zusätzlich, den weiteren Betrieb zu sichern. Bis zu diesem Punkt sind bereits 1,2 Milliarden Euro in das Projekt geflossen und weitere 4,5 Milliarden wurden eingeplant. Auch die geplante Öffnung im Oktober 2013 wurden abgesagt, ein teilweiser Testbetrieb im Frühjahr 2014 scheiterte ebenfalls. Währenddessen investiert der Bund im Jahr 2013 169 Millionen Euro als Finanzhilfe in das Projekt. 2014 gingen die Beteiligten schließlich von einer Eröffnung im Jahr 2017 aus. Der bis zu diesem Zeitpunkt vorliegende Finanzplan sah den Bau nur bis ins Jahr 2016 vor und musste dementsprechend geändert werden. Durch die weiterhin nicht ausreichende Brandschutzanlage konnte auch eine Eröffnung im Jahr 2017 nicht gewährleistet werden. 2015 stiegen die Kosten für den Bau unterdessen auf 5,3 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich um die Nettokosten, während die Bruttokosten nicht öffentlich sind. Nach weiteren technischen Problemen im Jahr 2017 soll der Flughafen nun im Jahr 2020 öffnen.

Der aktuelle Zustand des BER

Eine Eröffnung des Willy-Brandt-Flughafens ist auch im Jahr 2019 nicht in Sicht. Ein geplantes, zweites Terminal wird deutlich teurer als zuvor angenommen. Das Terminal 2 sollte der Entlastung dienen, indem Kapazitäten für Fluggäste günstiger Airlines geschaffen werden. Statt den geplanten 100 Millionen Euro für den Bau werden sich die Kosten wohl verdoppeln. Dies geht auf ein Gutachten des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Pricewaterhouse Coopers (PwC) zurück. Grund sind Mängel bei der Planung, die mehrfach überarbeitet werden musste. Insgesamt sollen 250 Änderungen an die Pläne angefügt worden sein, welche die veranschlagten Kosten bei der Vergabe deutlich erhöht haben. Das neue Terminal ist der erste Schritt des Masterplans 2040, der die zukünftige Erweiterung des noch nicht eröffneten Flughafens regeln soll.

Die Zukunft des BER

Der Ausbau des BER umfasst insgesamt fünf Etappen und soll die Kapazität des Flughafens steigern, um bis zu 58 Millionen Passagiere abfertigen zu können. Mit einkalkuliert ist dabei schon, dass der Flughafen Berlin Tegel außer Betrieb genommen wird. Der 2,3 Milliarden Euro teure umfasst unter anderem die Schaffung eines zweiten Terminals, welches gegenüber dem bestehenden Terminal 1 entstehen soll. Außerdem sollen die unterschiedlichen Anlagen des Flughafens durch ein gesondertes Transportsystem einfach erreichbar sein. Im Masterplan ist allerdings noch nicht konkretisiert, welche Verkehrsmittel dazu eingesetzt werden sollen. Nach den Erfahrungen mit einem Bau durch die Flughafengesellschaft soll die Erweiterung von einem Generalunternehmer übernommen werden. Alternativ steht der Vorschlag im Raum, das problembehaftete Projekt zu beenden und komplett neu zu beginnen.

Im März 2018 schlug Thorsten Dirks, der Vorstand der Lufthansa, den Abriss und Neubau des Flughafens Berlin Brandenburg vor. Gründe, die für einen Abriss sprechen, gibt es einige. Beispielsweise veraltete Technik. So liefen 750 Monitore, die Fluggastinformationen einblenden sollten, sechs Jahre seit ihrer Installation mit der Stromversorgung des Flughafens mit. Das sorgte dafür, dass sie ihre maximale Lebensdauer bereits erreicht haben und dadurch ausgetauscht werden müssen. Die Kosten für diesen Austausch belaufen sich auf rund 500.000 Euro. Für einen Abriss sprächen auch die hohen Kosten für Reparaturen und Ausbesserungen sowie die Lage des Flughafens. Der Standort Schönefeld bietet mit 2600 ha eine deutlich kleinere Fläche, als zuvor veranschlagt. Ein Ausbau oder eine Erweiterung ist dadurch nur eingeschränkt möglich.

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