Plastikmüll
Plastikmüll ist in aller Munde. Umweltorganisation warnen vor den Folgen für Pflanzen, Tiere und Menschen. Und die EU belegt bestimmte Plastikprodukte mit Verboten. Doch wie viel Plastikmüll entsteht eigentlich in Deutschland und wie wirkt sich Plastik in der Umwelt genau aus? Wir klären die Fakten zum Plastikmüll.
Mehr erfahrenWas ist Plastik?
Um die Folgen von Plastikmüll abschätzen zu können, sollte zuerst geklärt werden, was Plastik eigentlich ist. Denn obwohl wir Plastik in unserem Alltag regelmäßig begegnen, wissen wir nicht viel über die Herstellung und Zusammensetzung. Das Plastik, aus dem unsere Wasserflaschen, Kleidungsfasern, Handyhüllen und mehr gemacht werden, heißt eigentlich Kunststoff. Denn das Material kommt in der Natur ohne unser Zutun nicht vor. Um Kunststoffe herstellen zu können, wird als Ausgangsbasis Erdöl benötigt. Durch dessen Destillierung wird neben Gas, Diesel und Co. Auch Rohbenzin gewonnen. Durch die Aufspaltung enthaltener mittel- und langkettiger Kohlenwasserstoffe beim sogenannten Cracken wird das Rohbenzin aufgespalten. In der anschließenden Synthese entsteht in unterschiedlichen Synthese-Verfahren verschiedene Arten von Kunststoffen.
Die Vor- und Nachteile von Plastik
Diesen unterschiedlichen Arten von Plastik sind verschiedene Vor- und Nachteile gemein. Zu den Vorteilen zählt das geringe Gewicht ebenso wie die Möglichkeit der Wiederverwendbarkeit. Außerdem ist die Herstellung vergleichsweise günstig und einsetzen lassen sich Kunststoffe in vielen Bereichen. Allerdings stehen diesen Vorteilen auch Nachteile entgegen. So wird bei der Herstellung Erdöl verwendet, welches eine stark begrenzte Ressource darstellt. Außerdem sind Kunststoffe nicht abbaubar und sorgen, sofern sie nicht ordnungsgemäß entsorgt werden dafür, dass sich Plastikmüll in der Umwelt sammelt.
Plastikmüll in der Umwelt
Geraten Tiere dort in Kontakt mit dem Kunststoff, verhungern oder ersticken diese qualvoll. Denn wird der Müll aufgenommen, kann dieser den Verdauungstrakt der Tiere verstopfen und die Nahrungsaufnahme und Verdauung verhindern. Verfangen sich Meeressäuger in alten Netzen, besteht für sie die Gefahr, dass sie ertrinken. Außerdem wird das Plastik im Wasser langsam zersetzt und sorgt dadurch für die Freisetzung unterschiedlicher Giftstoffe, welche den Hormonhaushalt der Tiere verändern können. Neben der großen Gefahr für die Tiere sorgt Plastik im Meer noch für ein ganz anderes Problem: In Kombination mit Wasser und Sonnenlicht sorgen die Plastiktüten für die Entstehung des Treibhausgases Methan. Je kleiner die entsprechenden Teilchen sind, desto größer ist der Gas-Ausstoß. Derzeit wird allerdings noch davon ausgegangen, dass der Anteil von Treibhausgasen im Vergleich mit der Landwirtschaft und anderen Methan-Quellen verhältnismäßig gering ausfällt. Für den Klimawandel ist Plastikmüll also nur zu einem geringen Teil mit verantwortlich.
Fakten zum Kunststoffmüll
Die Sammlung von Plastikmüll hat schwerwiegende Folgen. Im Meer bleiben Plastikflaschen und andere Plastikobjekte für hunderte von Jahren erhalten. Die Umwelt muss jedes Jahr mehr als 30 Tonnen Plastikmüll aufnehmen. Das liegt auch daran, dass immer mehr Plastik hergestellt wird. Wurden im Jahr 1950 noch 1,5 Millionen Tonnen Plastik hergestellt, waren es 2015 schon 322 Millionen Tonnen jährlich. Dieses Müllaufkommen soll durch neue Regelungen eingedämmt werden.
Plastikmüll in der EU
Eine dieser Regelungen wurde unlängst beschlossen. Sie betrifft die Einwegprodukte aus Plastik. Besteck, Strohhalme und Plastikteller sollen bis zum Jahr 2021 aus den Läden verschwinden. Produkte, die nur einen gewissen Plastikanteil enthalten, sollen hingegen mit einem Hinweis versehen werden.
Plastikmüll in Deutschland
In Deutschland ist Plastikmüll im Vergleich mit dem Rest der EU problematisch. Pro Jahr und Pro Kopf fallen bei den Deutschen 220,5 Kilogramm Plastikmüll an. Zum Vergleich: In Europa ist ein durchschnittlicher Verpackungsverbrauch von 167,3 Kilogramm normal. Zwar trennen die Deutschen ihren Müll sehr sauber, an der Verwertung scheitert es dann allerdings. Offiziell wird eine Recycling-Quote von 39 Prozent angegeben. Inoffiziell liegen die Zahlen wohl weit darunter. Das liegt unter anderem daran, dass viel Müll nicht im Land bleibt. 2018 wurden beispielsweise 84.000 Tonnen Plastikmüll nach Malaysia exportiert. Außerdem landet viel Plastikmüll in Deutschland derzeit noch im Verbrennungsofen.
Das Recyceln von Kunststoff
Wie bereits erwähnt, lässt sich Plastik erneut verwenden. Das Recycling von Kunststoffen wird in allen EU-Ländern in unterschiedlichen Kapazitäten betrieben. Durchschnittlich werden 30 % des Plastiks in der EU recycelt. 39 % des eingesammelten Plastiks werden verbrannt und 31 % landen auf der Mülldeponie. Die Gründe dafür, dass nicht noch mehr recycelt wird, sind vielfältig. So gibt es beispielsweise viele aufwendige Plastikverpackungen, die sich durch angebrachte Folien oder Farbstoffe nur schwer weiterverwenden lassen. Außerdem setzen Hersteller bei der Verpackung ungern auf recycelte Kunststoffe, da diese von Werk aus eine anderen Farbgebung besitzen. Eine alternative Version der Wiederverwertung verspricht übrigens das amerikanische Startup 4Ocean. Plastikmüll aus dem Meer wird hier zu einem Armband aus durchsichtigem Plastik verarbeitet. Jedes Armband erleichtert die Meere um 500 Gramm Plastik-Abfall. Die 150 Mitarbeiter des Unternehmens sorgen weltweit dafür, Plastikflaschen und Co. von den Stränden zu entfernen und zu reinigen, um die Verarbeitung zu erleichtern.
Plastikmüll-Export
Allerdings sollte auch erwähnt werden, dass selbst die Materialien, die zum Recyceln gesammelt werden, nur zur Hälfte in den jeweiligen Ländern verarbeitet werden. Was übrig bleibt, wird ins Ausland exportiert und dort verwertet. Ein Beispiel war China. Unsortierte Plastikabfälle wurden exportiert, um dort günstig verarbeitet zu werden. Fast 90 Prozent des europäischen Plastikmülls gelangte so nach China. Seit dem 1. Januar 2019 lässt China diese Müllimporte nicht mehr zu.
Plastikabfall vermeiden
Eine umweltfreundliche Alternative zur Erzeugung von Plastikmüll ist die Vermeidung. So kann man statt Kleidung aus Kunstfasern auch auf Baumwolle zurückgreifen. Die ist nicht nur in der Entsorgung umweltfreundlicher, sondern verbraucht auch bei der Herstellung weniger Ressourcen. Auch unnötiges Plastik bei Besteck und Flaschen kann durch wiederverwendbares Glas, Metall und Keramik ersetzt werden.