Airbus-Tochter baut erstes Motorrad aus dem 3D-Drucker in Kleinserie
Es muss nicht das schnellste Motorrad sein. Faszinierend am ersten Motorrad der Welt, das die Airbus-Tochter APWorks mit einem 3D-Drucker in einer Kleinserie herstellt, ist der Rahmen. Filigran, nur 6 kg leicht, ist er ein echte Blickfang.
Airbus kennt sich aus mit Teilen, die im 3D-Druckverfahren entstehen. Allein im Airbus 350 XWB sind mehr als 1000 Bauteile verbaut, die im 3D-Druck-Verfahren hergestellt werden. Airbus hat angekündigt, diese Technik noch stärker einzusetzen.
Was geht, das zeigt die Airbus-Tochter APWorks aus Taufkirchen bei München, Spezialist für die Umformung von Metallen. Die Ingenieure haben ein Motorrad hergestellt, das nicht nur ungewöhnlich aussieht und dessen Rahmen im 3D-Druckverfahren entstanden ist. Das Motorrad fährt auch und ist demnächst auch zu kaufen. Vorbestellungen werden schon entgegengenommen.
Dabei erinnert der Rahmen des Airbus-Motorrades an das erste Fahrrad aus Edelstahl, das Ingenieure aus den Niederlanden im Februar vorgestellt haben. Ähnlich wie ein Spinnennetz mit seinen vielen Waben und Querverstrebung haben das Edelstahlfahrrad und das neue Elektrobike von Airbus Rahmen, die aus Waben aufgebaut sind.
„Organische Rahmenstrukturen entspringen bionischen Algorithmen, wie sie sonst in der Luft- und Raumfahrt angewandt werden“, so Airbus. Vorbild ist die Natur, die Material nur an den Stellen wachsen lässt, an denen es auftretende Kräfte abfangen muss.
Rahmen aus Scalmalloy
Das Ergebnis ist nicht nur das erste Motorrad aus dem Drucker. Mit 35 Kilogramm ist es auch das leichteste. Jedes überflüssige Gramm verkniffen sich die Konstrukteure, indem sie alles überflüssige Material weglassen. Derart feinfühlig kann kein konventioneller Konstrukteur arbeiten. Der ist darauf angewiesen, den Rahmen aus Rohren zusammenzuschweißen.
Der Rahmen, der nur 6 kg leicht ist, wuchs schichtweise empor. Feinstes Pulver aus Scalmalloy, einer in der Luftfahrt gebräuchlichen Aluminiumlegierung, bildete die erste 30 Mikrometer (ein Mikrometer ist ein Tausendstel Millimeter) dicke Schicht. Ein Laser verschmolz die feinen Körnchen an den Stellen, die später Teil des Rahmens sein sollten. Tausende solcher Schichten waren nötig, um das komplex geformte Bauteil fertigzustellen. Das verwendete Material ist so fest wie Titan.
Entstanden ist die Struktur des Rahmens in einem Großrechner, der Algorithmen-basiert die bestmögliche Struktur errechnet hat, um die bei der Fahrt auftretenden Belastungen aufzunehmen. Das Ergebnis erinnert an ein Exoskelett – schließlich wurde ein Algorithmus angewandt, der bionisch arbeitet: Natürliche Wachstumsprozesse geben dabei vor, welche Lastpfade stärker auszuführen sind, und welche weniger stark, so Airbus.
Bei Tempo 80 ist Schluss
Der Light Rider, so der Name des Motorrads, wird von einem 6-kW-Elektromotor angetrieben. Der sorgt für ein Drehmoment von stolzen 130 Newtonmetern, die das Fahrzeug kraftvoll beschleunigen. Bei 80 Kilometern pro Stunde ist allerdings Schluss. Die Reichweite liegt bei maximal 60 Kilometern.
AP Works will das Fahrzeug in einer limitierten Kleinserie von 50 Stück herstellen. Wer dieses wohl ungewöhnlichste Motorrad der Welt kaufen will, kann es jetzt bestellen. Der Kaufpreis beträgt 50.000 Euro – netto.
Und was kann man noch alles herstellen im 3D-Drucker? Brücken, Instrumente, Fahrräder, Prothesen, ja ganze Häuser und Autos wurden schon im 3D-Druckverfahren hergestellt. Hier haben wir die ungewöhnlichsten Objekte zusammengetragen.
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