Bald sollen gedruckte Autos auf Europas Straßen rollen
Local Motors will Europa erobern und sein Hauptquartier in Berlin aufbauen. Der Autobauer aus Arizona erregte in den vergangenen Monaten Aufsehen, weil er die komplette Karosserie seines Modells „Strati“ einfach ausdruckt. In nur 44 Stunden ist so ein gedrucktes Auto fertig.
Die kleine etwas andere Automanufaktur Local Motors aus Phoenix, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Arizona expandiert über den großen Teich und will in Berlin eine Europa-Zentrale ansiedeln. „Diese Stadt ist dafür ideal“, sagt Damien Declercq, bei Local Motors Manager für „New Business Development“. Declercq schnuppert schon seit dem vergangenen Sommer deutsche Hauptstadtluft: Der 38-Jährige hat sich im Rainmaking Loft in Kreuzberg neben anderen Start-up-Firmen niedergelassen.
Berlin soll nah Möglichkeit auch eine Mikrofabrik bekommen
Schon im nächsten Jahr will Local Motors in Berlin eine seiner Mikrofabriken aufstellen, in der 100 bis 120 neue Arbeitsplätze entstehen. „Wir werden unser Hauptquartier in Berlin aufbauen – da würde es viel Sinn ergeben, dort auch eine Mikrofabrik aufzubauen. Allerdings: Wenn es in einer anderen Stadt ein interessantes Projekt gibt, könnten wir auch woanders mit der europäischen Produktion starten“, so Declercq.
„Wir werden das ganze Auto verändern“
Gegründet hat Local Motors ein Ex-US-Marine, der 41-jährige John „Jay“ Rogers. „Tesla hat den Elektroantrieb weltberühmt gemacht – wir werden das ganze Auto verändern“, erklärte Rogers dem Internet-Magazin Mashable. Und das geht bei Local Motors so: Aus dem Kopf eines ratternden Roboters quetscht eine dicke, schwarze Paste heraus.
Es hat was von einer Riesen-Zahnpastatube, nur ist es ein Gemisch aus Karbon und Plastik namens Acrylnitil-Butadien-Styrol. Aus diesem Material bestehen auch die weltberühmten Legosteine. Jede dieser Schichten ist etwa einen halben Zentimeter dick. Insgesamt besteht die Karosserie des Strati aus über 200 Schichten. In nur 44 Stunden ist der Elektrowagen fertig.
Strati bedeutet übersetzt „schichten“
Den Namen für das Auto aus dem3D-Drucker hat sich der italienische Designer Michele Anoé ausgedacht: Strati bedeutet übersetzt „schichten“. Strati-Erfinder Anoé ist nicht bei Local Motors angestellt. Die Firma beschäftigt in ihrem Hauptquartier gerade mal 87 Mitarbeiter. Rogers setzt für die Designfindung auf Crowdsourcing: Etwa 48.000 Menschen aus 130 Ländern, Amateure und Profis wie Anoé, machen Design-Vorschläge. Anoé hat für den Strati-Entwurf von Local Motors 5000 Dollar bekommen.
CEO Rogers verspricht vollste Transparenz: „Wir haben keine Geheimnisse. So bekommen wir die besten Ideen, müssen aber nur bezahlen, wenn die Leute tatsächlich einen Beitrag leisten.“ Ein Riesenvorteil der Fahrzeugentwicklung von Local Motors ist seine Geschwindigkeit. „Wir brauchen derzeit etwa 18 Monate von der ersten Idee bis zum fertigen Auto“, sagt Damien Declercq. Bei einem konventionell hergestellten Auto sind es vier bis fünf Jahre.
Elektroauto Strati besteht aus insgesamt 49 Teilen
Die Grundidee hinter den Fahrzeugen von Local Motors ist Teile-Minimalismus: Ein herkömmliches Auto besteht aus gut 10.000 Bauteilen, der Strati hingegen nur aus 49 Teilen. Die komplette Karosserie kommt aus dem Drucker. Der 44 Kilowatt Elektromotor und das Getriebe stammen vom Renault Twizy, die Ledersitze sind Spezialanfertigungen. Strati wiegt rund eine Tonne. Er schafft ein Tempo von rund 80 Stundenkilometer und hat eine Reichweite von 100 Kilometern. Strati soll zwischen 16.000 und 26.000 Euro kosten. Es wird wohl Zeit, dass Declercq mal mit dem deutschen TÜV redet.
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