Essen aus dem 3D-Drucker: Frischgedruckte Pastete an Printer-Parfait
Ist Essen aus dem 3D-Drucker die Zukunft? Das britische Unternehmen Food Ink glaubt daran und tourt mit dem Druckerhersteller byFlow durch Europa, um seinen Gästen ein besonderes Erlebnis zu bereiten: Vom Teller bis zum Tisch stammt alles aus dem 3D-Drucker – natürlich auch die Gerichte.
Wie macht man eine gute Pizza? Man knetet den Teig, rollt ihn aus, streicht eine schön eingekochte Soße aus Tomaten und Gewürzen darauf und belegt ihn anschließend mit den gewünschten, frischen Zutaten – nicht zu dicht, nicht zu sparsam, kreativ und liebevoll.
Oder man druckt die Pizza aus.
Ein Popup-Restaurant, das ab dem 25. Juli in London und später in weiteren Städten gastieren will, bereitet sämtliche Gerichte mit dem 3D-Drucker zu: Solange die einzelnen Komponenten aus einer Druckerkompatiblen Masse bestehen, lässt sich fast alles auf die Teller bringen. Dass diese ebenso wie die Designermöbel und anderes Interieur ebenfalls aus dem Printer stammen, muss man wohl kaum erwähnen.
3D-Printerlebnis zum Essen
Food Ink heißt das Gastronomie-Unternehmen mit Sitz in London, das sich das dreidimensionale Printerlebnis zum Essen auf die Fahnen geschrieben hat. Unter dem Motto „Ungewöhnlich, futuristisch und kreativ“ wollen die Gründer Antony Dobrzensky und Marcio Barradas die Gastro-Branche buchstäblich unter Druck setzen.
Unterstützt werden die Chefs von fünf Mitstreitern, die für Technik, Design, Strategie und nicht zuletzt Gastronomie zuständig sind. Letztere Position wird übrigens von Mateo Blanch besetzt. Der Spanier hat seine Wurzeln im hochgelobten katalanischen Restaurant „la Boscana“ und wird sich mit seinem Team in nächster Zeit am Drucker austoben.
Für ihre kulinarischen Kreationen nutzen die Briten Drucker des Herstellers byFlow. Das Familienunternehmen aus dem niederländischen Eindhoven stellt hauptsächlich portable 3D-Drucker her, die alle möglichen Materialien von Bronze über Silikon bis hin zu Glas und Keramik verarbeiten können – und Lebensmittel, solange sich diese zu einer Paste vermanschen lassen.
Idealerweise gehören der Firmengründer Floris Hoff, der nach eigener Aussage über vier Jahre Erfahrung mit 3D-Druck hat, und sein Chefstratege Frits Hoff zum Expertenteam von Food Ink, sodass die Abstimmungswege kurz sein dürften.
Alles geht – wenn es flüssig ist
Doch zurück zum Drucker: Hat man die Tanks mit Pudding, Teig, Käsecreme, Hummus oder anderem befüllt, spritzt der Printer Schicht um Schicht der jeweiligen Komponente auf den ausgedruckten Teller – streng nach den gespeicherten Rezepten. So entstehen zum Beispiel Pizzen, Desserts und Waffeln, eine exakt wie die andere. Lediglich frische Zusatzkomponenten wie Salatblätter oder Meeresfrüchte lockern das uniforme Bild auf.
Die Gerichte seien so bis auf die kleinste Nährstoffmenge berechenbar, jubeln die Anbieter, und es entstehe kein Schmutz oder Abfall. Das mag stimmen – allerdings erst, nachdem die Pasten im Druckertank sind und wenn sie komplett verbraucht werden: Schließlich wird keiner die komplette Ananas in den Mixer werfen, und niemand möchte eine drei Tage alte Fischpaste auf dem Teller haben – 3D-Hype hin oder her.
Gastro-Nische für Neugierige und Event-Esser
Wie die Gerichte schmecken – das muss jeder selbst ausprobieren. Auch, ob die Textur noch ansatzweise spannend ist, und wie sehr man bereit ist, auf das sinnliche Erlebnis „Kochen“ zu verzichten.
Trotzdem dürfte der ein oder andere seine Freude an der neuen Gastro-Nische haben: zum Beispiel diejenigen, denen der Thermomix bisher noch zu individuelle Ergebnisse ausgespuckt hat. Und auch die ewigen Essensknipser, denen das perfekte Bild sowieso wichtiger ist als ein wohltemperiertes Mahl, dürften sich über neues Futter für die Sozialen Medien freuen – zumindest, bis es jeder andere ebenfalls mindestens vierkommadreimal auf Instagram & Co. gepostet hat.
Ausgedruckte Lebensmittel ein Trend der Zukunft?
Food Ink ist übrigens nicht das einzige Unternehmen, das Lebensmittel mit dem 3D-Drucker verarbeitet. Im niederländischen Venlo gab es im April eine komplette Messe für diesen Bereich: die 3D Food Printing Conference, in diesem Jahr bereits in der zweiten Auflage. Die rund 200 Teilnehmer tauschten sich über Trends und Möglichkeiten rund um das Thema aus und verkosteten ausgedruckte Snacks.
Dabei ging es nicht nur um Event-Gastronomie. So böten zum Beispiel manche Supermärkte individuell gedruckte Kuchen an. Und auch für den Privatgebrauch gab es Überlegungen: In zwei Jahren, so glauben manche, würden Foodprinter in Privathaushalte Einzug halten.
Das kann sogar sein: Der italienische Nudelhersteller Barilla zum Beispiel arbeitet an einem Pastadrucker, der aus einer Hartweizen-Wasser-Mischung innerhalb weniger Minuten Nudeln ausdruckt – in Formen, die auf konventionelle Art nicht machbar sind und die laut Hersteller in Geschmack und Konsistenz absolut vorzeigbar seien.
Noch ist der Pastadrucker nicht erhältlich, aber Barilla hat sich mit ihm schon aus der geschützten 3D-Sphäre in das reale Gastronomie-Leben vorgewagt: Die Italiener stellten ihn auf der als Fachmesse Nahrungsmittelbranche bekannten CIBUS 2016 vor.
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