Französischer Ingenieur baut E-Violine mit 3D-Drucker
Der französische Musiker und Ingenieur Laurent Bernadac hat eine E-Violine gebaut, die wundervoll aussieht und ebenso gut klingt. Anders als ihr Vorbild, die berühmte Stradivari, entsteht die 3Dvarius aber im 3D-Drucker.
Laurent Bernadac ist nicht nur Ingenieur, sondern auch leidenschaftlicher Musiker, der Geige, Gitarre und Perkussion spielt. Jetzt hat der Franzose beide Professionen miteinander verbunden und eine elektrische Violine hergestellt, die komplett aus dem 3D-Drucker kommt. Nur die Wirbel und Saiten werden nachträglich eingebaut. Die neue 3Dvarius, deren Prototyp den Namen Pauline bekommen hat, sieht in ihrer reduzierten Form aus transparentem Material futuristisch aus – eine Stradivari 2.0.
Pauline mit Kunstharz in einem einzigen Druckvorgang gedruckt
2012 ist die Idee, gemeinsam mit Musikerkollegin Géraldine Puel, entstanden. Neben einem ästhetisch ansprechenden Design, das einfach und leicht sein sollte, wollten die Musiker aber auch bezüglich ihrer musikalischen Ansprüche keine Kompromisse machen. Ein kritischer Punkt dafür war unter anderem eine hohe Festigkeit des Materials, das dem Druck der Saiten den notwendigen Widerstand entgegensetzt.
Ein erster Prototyp, bestehend aus Polycarbonat, fiel bei Bernadac und Puel 2013 noch durch, weil er vom Gewicht her zu schwer und auch zu schwierig zu spielen war. Der zweite, aktuelle Prototyp aus Kunstharz entstand dann 2015 in einem Workshop im Süden Frankreichs. Drucktechnisch entschied sich Bernadac für die sogenannte Stereolithografie, bei der das Werkstück schichtweise aufgebaut und mit Licht ausgehärtet wird.
Pauline entstand im Industrie-3D-Drucker SLA 3500, mit dem auch Werkzeuge hergestellt werden können. Sie konnte in einem einzigen Druckvorgang, der 24 Stunden dauerte, gedruckt werden.
Die Saiten aufzuziehen war ein kritischer Punkt
Anschließend wurden zunächst die für den Druck erforderlichen Unterstützungsstege entfernt, woran sich eine längere Nachbearbeitung des Instruments anschloss. Nachdem auch die letzten Harzreste per Hand entfernt worden waren, wurde die Violine gewaschen, getrocknet und schließlich zur Polymerisation in einen UV-Ofen gelegt. Bei diesem Vorgang schließen sich die Monomere endgültig zu Polymerketten zusammen und die Härtung des Materials ist perfekt.
Vor dem endgültigen Zusammenbau – es fehlten noch die Wirbel, die daran befestigten Saiten und die elektronischen Teile – wurde die Oberfläche der Geige noch einmal geschliffen. Ein Vorgang, der sich auf die Optik, Haptik, aber auch auf den Klang der modernen Stradivari auswirken sollte. „Die Saiten aufzuziehen war nicht einfach, denn dabei wird die Violine zum ersten Mal der hohen Belastung ausgesetzt“, sagt Bernadac.
Pauline soll ab 2016 erhältlich sein
Diese Belastungsprobe hat die Geige bestanden und auch der Klang kann sich hören lassen. Wie viel die 3Dvarius kosten soll, hat Laurent Bernadac aber noch nicht verraten. Auf seiner Website können sich Interessenten für ein Exemplar voranmelden. Pauline soll ab 2016 erhältlich sein.
Für alle anderen Instrumentalisten: Letztes Jahr überraschte bereits ein Ingenieur aus Neuseeland mit Saxophon, Schlagzeug und Gitarre aus dem 3D-Drucker.
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