Haus für nur 10.000 Dollar in 24 Stunden ausgedruckt
Können 3D-Drucker, die aus Spezialbeton Wände herstellen, die Baukosten in den Keller treiben? Es sieht so aus. Ein internationales Bauunternehmen hat jetzt ein kleines Haus für nur 10.000 Dollar hergestellt. Das lässt aufhorchen.
Das auf 3D-Printer für die Bauindustrie spezialisierte Unternehmen Apis Cor mit Sitz in Moskau, San Francisco und Irkutsk hat jetzt gezeigt, dass man auch für kleines Geld ein Haus bauen kann. Nach Firmenangaben hat der Bau eines Hauses aus Beton inklusive Isolierung, Fenster, Türen, Boden und Außenanstrich 10.134 US-Dollar gekostet. Dabei stand der von einem 3D-Printer in einem Stück gefertigte Rohbau nach nur 24 Stunden.
Nun ist additive Fertigung auch am Bau nicht mehr ganz neu. In China wurden schon 2014 gleich zehn Häuser innerhalb eines Tages montiert – alle Wände waren von einem 3D-Printer hergestellt worden. Und in Dubai wurde 2016 das erste große Bürogebäude aufgebaut, dessen Einzelteile ausgedruckt wurden.
Doch stets werden in diesen Fällen einzelne Elemente gefertigt, die anschließend montiert werden müssen.
Haus wird komplett ausgedruckt, und nicht montiert
Die russischen Ingenieure haben dagegen einen Drucker entwickelt, der zentral auf der Bodenplatte platziert wird, um dann anschließend das Haus mit allen Außen- und Zwischenwänden um sich herum aufzubauen. Sind die Wände fertig, wird die Maschine von einem Kran aus dem Haus gehoben. Anschließend wird das Dach montiert, werden Fenster, Türen und Böden eingesetzt.
Jetzt hat Apis Cor auf dem Gelände eines Betonwerkes in der Nähe von Moskau ein kleines Haus gefertigt, dessen Rohbau von einem Apis-Cor-Drucker in einem Rutsch binnen 24 Stunden ausgedruckt wurde. Das Haus ist mit 38 m2 recht klein, zeigt aber, dass dieses Herstellungsverfahren funktioniert.
Die zwei Tonnen schwere Maschine verarbeitet einen Spezialbeton. Der Printer ist vollflexibel, kann sich um 360 Grad drehen. Der Ausleger kann je nach Größe jeden Punkt im Umkreis von 4 bis 8,5 m erreichen. Maximal kann der Ausleger eine Fläche von 132 m2 bearbeiten.
Hohlwände mit Isolationsmaterial ausgefüllt
Die von der Maschine hergestellten Betonwände sind nicht massiv, sondern hohl. Dabei setzt der Drucker zur Stabilisierung geschwungene Querverbindungen. Zudem gibt es Verstärkungen aus Fiberglas. Nach der Fertigstellung werden die Hohlräume mit Dämmmaterial ausgefüllt. Dabei experimentiert Abis Cor mit festen Polyurethan-Schaumstoffschnipseln und flüssigen Polyurethanen.
Interessant waren auch die Fertigungsbedingungen. Denn die Außentemperaturen während des Druckens lagen weit unter Null, die Maschine kann angeblich noch bei Temperaturen von – 35 °C arbeiten. Durch das Aufstellen eines Zeltes konnten die Bauingenieure allerdings die für die Betonverarbeitung notwendige Mindesttemperatur von + 5 °C garantieren. Dennoch: erstaunlich kalte Arbeitsbedingungen, die angeblich die Fertigung nicht beeinträchtigt haben.
Handarbeit bei der Veredelung notwendig
Nachdem der Rohbau von dem Printer hergestellt ist, müssen Bauarbeiter das Werk veredeln. Das Flachdach besteht aus Polymerplatten und wird durch Hartpolystyrol gedämmt. Es wird per Hand montiert. Auch die Montage von Fenstern, Türen und Böden muss per Hand erfolgen. Auf die Außenwände hat das Unternehmen zudem einen wärmeisolierenden Rauputz aufgetragen.
Ein großer Vorteil des Bauens mit 3D-Printern ist nicht nur der Zeitgewinn. Dem Unternehmen zufolge gibt es praktisch kein Baumaterial, das verschwendet wird. Zudem sind deutlich flexiblere und ungewöhnliche Bauformen möglich. Das Haus, das in der Nähe von Moskau entstanden ist, hat beispielsweise einen runden Grundriss. Möglich ist jedoch jede andere eckige, runde oder ovale Form, natürlich auch die Kombinationen von Rundungen und Kanten.
Sicher ist der Preis von gut 10.000 Dollar auch dem Standort in der russischen Provinz und der geringen Größe des Hauses geschuldet. Dennoch lässt das Projekt aufhorchen. Abis Cor hofft jedenfalls, die Bauindustrie revolutionieren zu können. Wir sind auch gespannt.
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