Huch, den Ötzi gibt es jetzt öfter
Täuschend echt und damit eine Verwechslung nicht ausgeschlossen: Den weltberühmten Gletschermann Ötzi gibt es jetzt viermal. Die drei originalgetreuen Kopien stammen aus dem 3D-Drucker. Das Besondere: Sie sind aus Harz und wurden handbemalt.
Nicht nur zu Lebzeiten auch 5300 Jahre später macht Ötzi ganz schön was mit. Die Gletschermumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen zwischen Italien Österreich gefunden wurde, ist für Forscher ein Objekt der Begierde. Denn aus ihm können sie viele Geheimnisse aus der Jungsteinzeit herauslesen. Seit 1998 wird Ötzi bei -6 °C und einer Luftfeuchtigkeit von 98 % in Bozen aufbewahrt.
Monatelange Arbeiten und ein mehrstufiger Prozess waren nötig, bis der kopierte Ötzi am Mittwoch von der Direktorin des Südtiroler Archäologiemuseums, Angelika Fleckinger, in Bozen präsentiert werden konnten. Es handelt sich um eine von Hand bearbeitete Rekonstruktion, die in Kooperation mit dem Cold Spring Harbor DNA Learning Center in New York entstanden ist.
Computertomografische Aufnahmen als Grundlage für Kopien aus dem 3D-Drucker
Als Grundlage für die originalgetreue Rekonstruktion dienten die bereits bestehenden computertomografischen Aufnahmen der Mumie. Mit diesen Daten entstand die Ötzi-Kopie als Rohling in einem 3D-Drucker, Schicht für Schicht, aus Harz und unter Luftabschluss in einem Flüssigkeitsbad. Der ungleich schwierigere Teil der Rekonstruktion des Eismannes begann, als der Rohling aus dem 3D-Drucker ausgehärtet war.
Dann schlug die Stunde für den vielfach ausgezeichneten US-amerikanischen Paläo-Künstler Gary Staab. Er war im vergangenen Sommer eigens nach Bozen gereist, um den originalen Gletschermann ausgiebig zu begutachten. Staab hat bereits für die wichtigsten amerikanischen Museen Rekonstruktionen ausgestorbener Lebewesen erschaffen.
Freie Rekonstrukion der Hände als Herausforderung
Gemeinsam mit seinem Team modellierte der Künstler in monatelanger Arbeit die Gestalt der Mumie nach und bemalte Ötzi von Hand. Vor allem die freie Rekonstruktion der Hände stellte das Paläo-Team um Gary Staab vor eine große Herausforderung. Denn die Hände waren von der Computertomografie nicht berücksichtigt worden. Am Schluss ergänzte Gary Staab noch in Kleinarbeit die zerfaserte Hüftverletzung am Körper des Eismannes.
Ötzi war extrem krank
Der etwa 45 Jahre alte Gletschermann, der vor rund 5300 Jahren lebte, muss nach heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen als extrem krank bezeichnet werden. Er war von Würmern besiedelt, litt an Durchfall und Arthritis, schleppte sich trotz Gefäßverkalkung durch die hohen Alpenberge.
Zudem glich sein Gebiss einem Sammelsurium abgenutzter und abgestorbener Zähne, ihn plagte Parodontose und Karies. Eine Laktoseintoleranz machte ihm das Leben schwer, seine Lungen waren schwarz vom Rauch offener Feuer.
Mehrere Attacken auf den Urmensch
Trotz all dieser Leiden und Krankheiten: Gestorben ist Ötzi daran nicht. Bei seinem Fund im September 1991 hatte der Gletschermann mehrere gebrochene Rippen und in seiner linken Schulter steckte eine Pfeilspitze. Zudem fanden Forscher heraus, dass Ötzi ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten hat. Ötzi starb also keines natürlichen Todes. Hat sich aber Jahrtausende lang gut gehalten. Und jetzt sogar drei Doppelgänger.
Wanderausstellung „Mann aus dem Eis“
Zwei der Repliken aus dem 3D-Drucker gehen an Niederlassungen des DNA Learning Centers in New York. Eine Kopie bleibt zunächst beim Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen. Im Herbst 2017 geht dieser Harz-Ötzi dann als „Mann aus dem Eis“ auf Wanderschaft durch die USA und Kanada.
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